ROUNDUP 2: Frachter-Untergang mit Tausenden VW-Autos - Wer zahlt?
BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX) - Tausende VW
Die Eigentümerin und Reederei des Schiffes sowie Versicherungen
machen eine Lithium-Batterie eines Porsche Taycan für das Feuer
verantwortlich. Die Batterie des Elektroautos soll sich an Bord des
Schiffes aufgrund eines technischen Defektes selbst entzündet haben.
Porsche und Volkswagen
Was brannte zuerst?
Die Klage richtet sich neben Porsche auch gegen die Volkswagen
Konzernlogistik. Die Kläger fordern Schadenersatz im dreistelligen
Millionenbereich - die genaue Höhe ist strittig. Auf Kläger-Seite
steht unter anderem die japanische Reederei Mitsui O.S.K. Lines
Im Kern stellt sich unter anderem die Frage, ob ein Auto den Brand auslöste oder ob Autos durch ein Feuer in Brand geraten seien, sagte der Vorsitzende Richter Ingo Michael Groß. "Was ist Henne und was ist Ei?". Beide Seiten stritten sich dazu bereits zu Beginn der Verhandlung etwa darüber, auf welchem Schiffsdeck der Brand ausbrach und wie vertrauenswürdig bisherige Aussagen der Matrosen seien.
Fraglich ist auch, wer welches Wissen hatte. "Wer hatte einen Wissensvorsprung?", fragte der Vorsitzende Richter. Dabei geht es darum, ob die Reederei bessere Sicherheitsvorkehrungen hätte treffen müssen. Oder ob Volkswagen die Reederei besser über mögliche Gefahren der Autos hätte informieren müssen.
Die Volkswagen-Seite sagt, die Reederei sei über die Transportware und die Gefahren bestens informiert gewesen. Die Kläger verweisen unter anderem darauf, dass in den Porsche Taycans neuartige Batterien verbaut waren, auf die man nicht vorbereitet war.
Autofrachter sank vor den Azoren
Das Spezialschiff war auf dem Weg von Emden in die USA mit 3.928 Autos - größtenteils Neuwagen von VW-Marken wie Audi, Bentley, Lamborghini, Seat und eben Porsche. Darunter waren auch 100 Porsche-Elektroautos vom Typ Taycan. Auf Höhe der Azoren geriet es am 16. Februar 2022 in Brand, sechs Tage nach der Abfahrt in Emden. Verletzt wurde dabei niemand: Eine Stunde nach Erkennen des Feuers wurde das Schiff evakuiert. Einen halben Monat später sank es bei einem Abschleppversuch 15 Kilometer südlich der Azoren.
Die beiden Parteien haben bis zum 8. Oktober Zeit für eine erste Stellungnahme. Anschließend sollen sie erneut mehrere Wochen Zeit bekommen, sich zu den unterschiedlichen Positionen zu äußern. Zeugen sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt gehört werden. Zuerst sollen Sachverständige zu Wort kommen. Das Schiff selbst kann nicht bei der Aufklärung des Falls helfen - es liegt auf mehr als 3.000 Metern Tiefe.
Entscheidend dürfte daher werden, wie exakt es den Klägern gelingt, den vorgeworfenen technischen Defekt an dem Porsche Taycan zu erläutern. Die Hürden in dem Verfahren seien hoch, sagte der Vorsitzende Richter. Auch die Kläger-Seite räumte ein, dass das Risiko in dem Verfahren für sie hoch sei. Die beiden Parteien können sich auch jederzeit außergerichtlich einigen.
Was besserer Schutz möglich?
Im Vortrag des Vorsitzenden Richters wurde auch deutlich, dass technisch auf dem Schiff nicht alles reibungslos verlief. So habe etwa die Löschanlage nicht richtig ausgelöst. Die Volkswagen-Seite ist der Auffassung, dass diese den Brand hätte ausbremsen können, um das Schiff in einen Hafen zu steuern. Auch stellten die Anwälte die Sicherheitsabläufe an Bord des Schiffes infrage. Die Kläger halten dagegen, dass die verbaute Schaumlöschanlage ohnehin nicht auf Brände von E-Auto-Batterien ausgelegt sei. Denn: Zwar würden E-Autos nach Stand der Wissenschaft seltener brennen. Dafür aber heftiger.
Versicherer fordern bessere Löschanlagen
Nach dem verheerenden Brand auf dem Frachter hatte etwa der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bereits bessere Löschanlagen auf solch riesigen Transportschiffen gefordert. "Bei Warenwerten bis zu 500 Millionen Euro an Bord sollte bei diesen Schiffen in mehr Sicherheit investiert werden", sagte damals der GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen./xma/DP/stw
ISIN DE0007664039 US60685L1098 DE000PAG9113
AXC0177 2025-07-02/15:15
Relevante Links: Volkswagen AG, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG