FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag nach
neun Gewinntagen in Folge mit leichten Verlusten geschlossen. Die im
ersten Anlauf gescheiterte Wahl von CDU-Chef Friedrich Merz zum
neuen Bundeskanzler hatte zeitweise für erhebliche Unsicherheit am
Markt gesorgt und den Dax zurück unter 23.000 Punkte geschickt.
Mit der jedoch im zweiten Durchgang geglückten Wahl dürfte der Weg
nun frei gemacht werden für umfangreiche Investitionsvorhaben, vor
allem in den Bereichen Verteidigung und Infrastruktur. Diese waren
der zentrale Treiber für die starke und auch überdurchschnittliche
Entwicklung gewesen, die den Dax Mitte März auf ein Rekordhoch von
23.476 Punkten geschickt hatten.
Mit minus 0,41 Prozent auf 23.249,65 Punkte ging der deutsche
Leitindex aus dem Tag. Der MDax der mittelgroßen
Firmen, der die deutsche Wirtschaft besser repräsentiert als der von
global aufgestellten Konzernen geprägte Dax, verlor 0,90 Prozent auf
29.350,23 Punkte.
"Solange die neue Regierung nun zügig ihr 100-Tage-Programm mit den
dringend benötigten Entlastungen für die deutsche Wirtschaft
umsetzt, wird die Tatsache, dass es zwei Anläufe für die Kanzlerwahl
brauchte, schnell in den Hintergrund treten", kommentierte
Deutsche-Bank-Analystin Marion Mühlberger das Wahldebakel des
CDU-Chefs. Allerdings, so schränkte Marktexperte Andreas Lipkow ein,
mache die holprige Wahl von Merz zum Bundeskanzler deutlich, "wie
schwierig sich derzeit hierzulande das innenpolitische Umfeld
darstellt und wie zerrissen die Parteien in Teilen sind."
Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,37
Prozent auf 5.263,38 Zähler nach. In der Schweiz und Großbritannien
schlossen die wichtigsten Indizes dagegen kaum verändert. In den USA
ging es zum Börsenschluss in Europa leicht abwärts. Der Dow Jones
Industrial verlor 0,5 Prozent und in ähnlicher Höhe
gaben auch die technologielastigen Nasdaq-Indizes nach.
Abgesehen von den politischen Ereignissen stand vor allem die
Berichtssaison im Fokus. Der Dialysekonzern FMC
überraschte dank Einsparungen positiv mit seinem ersten Quartal. Die
Papiere gewannen an der Dax-Spitze 5,2 Prozent. Zalando
zählten dagegen mit minus 3,4 Prozent zu den
schwächsten Werten, nachdem es am Morgen noch um mehr als 6 Prozent
nach oben gegangen war. Einen ernsthaften Grund dafür sahen
Analysten jedoch nicht. Allenfalls wurde bemängelt, dass der Anstieg
der Bruttomarge teilweise von Marketing-Aufwendungen konterkariert
wurde.
In der zweiten und dritten Börsenreihe standen unter anderem der
Softwareanbieter Teamviewer mit Kursverlusten von
16,5 Prozent im Blick. Die Kursreaktion sei nicht wirklich
nachvollziehbar, urteilte DZ-Bank-Analyst Armin Kremser und nannte
das Zahlenwerk robust.
Titel der Online-Apotheke Redcare rutschten um 7,7
Prozent ab. Hier wurde die operative Profitabilität leicht
bemängelt.
Der Großküchenausrüster Rational verlor 5,3 Prozent.
Das Unternehmen enttäuschte die meisten Analysten mit seinem
Zahlenwerk.
Hugo Boss gewannen an der MDax-Spitze 5,9 Prozent.
Die Quartalszahlen des Modeherstellers waren besser als vom Markt
erwartet ausgefallen.
Im SDax sackten die Aktien von Norma
mit minus 6,0 Prozent an das Index-Ende. Der Autozulieferer und
Verbindungstechnikspezialist hatte nach einem erwarteten schwachen
Quartal die Prognose bestätigt. Im operativen Geschäft sei aber
gegenwärtig keine deutliche Verbesserung in Sicht, kommentierte die
Baader Bank./ck/he