ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Zoll-Eskalation schickt Dax auf Talfahrt
FRANKFURT (dpa-AFX) - Angesichts von Zoll- und Konjunktursorgen
steht der positive Trend des Dax auf der Kippe.
Aussagen von US-Präsident Donald Trump lassen eine Eskalation des
Zollkonflikts erwarten und sorgten für Verdruss unter den Anlegern.
Das verhagelte den Wochenstart der Aktienmärkte in Asien und Europa
und auch an den US-Börsen ging es überwiegend deutlich abwärts. "Der
Risikoappetit der Investoren aus den ersten Wochen des Jahres ist
dahin", resümierte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC
Markets. "Noch hoffen viele, dass die Strafzölle nur dazu dienen,
Druck für Verhandlungen aufzubauen. Bleiben sie aber länger, leidet
das Wachstum."
Der deutsche Leitindex Dax büßte zum Handelsschluss am Montag 1,33
Prozent auf 22.163,49 Punkte ein. Im Verlauf war er zeitweise auch
unter die Marke von 22.000 Punkten gerutscht, die er in seinem
Rekordlauf Mitte Februar erstmals geknackt hatte.
Gleich zum Auftakt war das deutsche Börsenbarometer außerdem unter
die 50-Tage-Durchschnittslinie für den mittelfristigen Trend
zurückgefallen, was seit November nicht mehr vorgekommen war.
Chartexperten befürchten angesichts des M-förmigen Dax-Verlaufs mit
den beiden Rekordhochs im März als Spitzen nun ein Doppeltop. Denn:
Zweimal ging es nicht mehr weiter nach oben, der Rekordlauf wurde
ausgebremst. Das könnte ein Signal für eine Trendumkehr hin zu einem
Abwärtsverlauf sein.
Im ersten Quartal liegt der Dax immerhin noch rund elf Prozent im
Plus und der MDax sieben Prozent, auch wenn der Index
der mittelgroßen Unternehmen am Montag um 1,65 Prozent auf 27.393,22
Punkte absackte.
Europaweit war das Bild ähnlich trüb: Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 verlor 1,56 Prozent auf 5.248,39 Zähler.
Außerhalb der Euroregion gaben die Börsen in London und Zürich
ebenfalls nach. In den USA fand zwar der Leitindex Dow Jones
Industrial zuletzt in die Gewinnzone, die
technologielastige Nasdaq-Börse setzte dagegen ihre Talfahrt der
vergangenen Handelstage fort.
Trump hat für Mittwoch den "Tag der Befreiung" der Vereinigten
Staaten angekündigt. Dann will er ein groß angelegtes Zollpaket
bekannt geben, womit die bereits angekündigten Auto-Zölle nur ein
Vorgeschmack auf weitere Sonderabgaben gewesen sein könnten. Trump
sprach nun von geplanten wechselseitigen oder auch reziproken
Zöllen, also Zöllen, die eine direkte Antwort auf bestehende
Importzölle eines anderen Landes sind. Die USA seien "ein
Sparschwein, aus dem jeder klaue", waren seine Worte. Der
US-Präsident beklagt seit langem die Handelsungleichheiten mit
anderen Ländern.
"Der 2. April 2025 könnte in die Geschichte eingehen als der Tag,
der das Ende einer seit dem Zweiten Weltkrieg andauernden Ära
markiert: die eines weitgehend liberalen Welthandels", hieß es von
der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).
Nur wenige Dax-Werte konnten sich im schwachen Börsenumfeld
behaupten, darunter die Versorger Eon und RWE
sowie der Rüstungskonzern Rheinmetall ,
Deutsche Telekom und Symrise . Die
Aktie des Aromen- und Duftstoffherstellers hielt sich dabei am
besten mit plus 0,9 Prozent.
Zu den größten Verlierern zählten die Autoaktien, die zwischen 2,8
Prozent (Mercedes ) und 4,1 Prozent (Porsche AG
) einbüßten. Auch Papiere aus der Chemiebranche wie
BASF und Brenntag gaben mit Abschlägen
von mehr als drei Prozent deutlich nach.
Deutlichere Kursgewinne gab es mit plus 4,8 Prozent nur für
Thyssenkrupp im MDax, die vor einigen Tagen von ihrem
höchsten Stand seit 2021 etwas zurückgekommen waren. Salzgitter
verloren lediglich 0,3 Prozent. Analyst Boris Bourdet
von Kepler Cheuvreux empfiehlt die beiden Aktien zum Kauf. "Trumps
Handelskrieg" habe nicht nur die US-Stahlpreise nach oben getrieben,
sondern auch die Europäer endlich zu Verteidigungsmaßnahmen und
Investitionen bewogen, schrieb er in einer Neubewertung der
europäischen Stahlbranche. Mit Rüstung und Infrastruktur werde Geld
in stahlabhängige Bereiche gepumpt. Zudem könne China dazu gedrängt
werden, seine "Hausaufgaben" zu machen und mit dem Stahl-Überangebot
aufzuräumen, mit dem der Weltmarkt zuletzt geflutet worden sei.
Besonders deutlich nach unten ging es im Nebenwerteindex SDax
für die Aktien von Cancom und SMA
Solar mit Abschlägen von jeweils rund 15 Prozent.
Beim IT-Dienstleister kam der Geschäftsausblick nicht gut an. Für
den Hersteller von Solar-Wechselrichtern strich die Investmentbank
Jefferies ihre Kaufempfehlung. Analyst Constantin Hesse verwies auf
die schlechtere Berechenbarkeit der Auftragsentwicklung, wobei er
vor allem eine verstärkte Zurückhaltung der US-Kunden
monierte./ck/he