ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax belastet von US-Autozöllen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Für den Dax ist es am
Donnerstag angesichts der angekündigten US-Autozölle weiter abwärts
gegangen. Allerdings wurden die Anleger nach dem ersten Schock, der
den Dax kurz unter die Marke von 22.500 Punkten drückte, zumindest
wieder etwas gelassener.
Aus dem Handel ging der deutsche Leitindex bei 22.678,74 Punkten.
Mit 0,7 Prozent hat sich der bis zu 1,6 Prozent hohe Abschlag also
letztlich noch mehr als halbiert. Der Dax verblieb jedoch unter der
21-Tage-Durchschnittslinie, die ihm bei der Konsolidierung vom
Rekordhoch von 23.476 Punkten bis vor kurzem noch Halt geboten
hatte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab am
Donnerstag um 0,82 Prozent auf 28.628,56 Punkte nach.
US-Präsident Donald Trump machte seine Drohungen wahr und kündigte
für Anfang April Zusatzzölle in Höhe von 25 Prozent auf alle
Autoimporte an. Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg
Commercial Bank sprach von einem "schweren Schlag für die deutsche
Autoindustrie", deren Aktien die Kursverluste im Dax mitprägten.
Geht es nach den Experten von Index Radar, ist damit aber nun "die
Katze zumindest teilweise aus dem Sack". Sie sprachen jedoch eher
von "Nervosität statt Panik" vor dem, was kommt. "Entscheidend ist
weniger die Politik selbst als die Unsicherheit über ihre
wirtschaftlichen Folgen", schrieben sie.
Im Dax litten die Anteile der Autobauer Porsche AG ,
Mercedes-Benz , BMW und Volkswagen
. Sie büßten zwischen 1,5 und 2,7 Prozent wegen der
erwarteten Belastungen, die mit den US-Zöllen einhergehen, ein. Wie
Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank schrieb, dürften
im US-Geschäft die Gewinnmargen sinken. Anderswo befürchtet der
Experte mehr Wettbewerbsdruck, sollten andere Länder wie Japan oder
Südkorea ihre Exporte verstärkt nach Europa umlenken.
Ein weiterer großer Dax-Verlierer waren die BASF-Anteile
mit minus 3,5 Prozent. Die US-Bank JPMorgan wird
pessimistischer für die Chemiebranche und sprach dabei dem deutschen
Branchenkonzern ein negatives Votum aus. Den Ludwigshafenern
attestierte Analyst Chetan Udeshi dabei auch eine vergleichsweise
hohe Bewertung.
Auch Zahlenvorlagen beschäftigten vereinzelt wieder die Anleger.
Rational etwa kam wegen eines verhaltenen Ausblicks
mächtig unter Druck obwohl dieser nicht ganz überraschte. Nach einem
Spitzenverlust, der über acht Prozent groß war, wurde das Minus bei
dem Großküchenausrüster mit letztlich fast fünf Prozent nur etwas
kleiner. Auf der Gegenseite profitierte der Lagerausrüster
Jungheinrich mit plus 1,4 Prozent von einem
erfreulichen Ausblick.
Im Nebenwerte-Index SDax ließ schwindende Euphorie
für eine mögliche Übernahme den Kurs von ProSiebenSat.1
um zehn Prozent abrutschen. Obwohl sich Berichte über
eine Offerte des Großaktionärs MediaForEurope
bestätigten, herrschte Ernüchterung, weil die Italiener nur den
gesetzlichen Mindestpreis bezahlen wollen. "Das ist nicht das Gebot,
auf das die Bullen gehofft hatten", kommentierte Warburg-Analyst
Jörg Philipp Frey.
Mit fast neun Prozent war im SDax der Kursverlust bei SMA Solar
ebenfalls besonders groß. Bei dem
Wechselrichter-Hersteller monierten Börsianer einen nur teilweise
überzeugenden Auftragseingang.
Sehr gefragt war hingegen die Aktien des Index-Mitglieds Vossloh
mit einem Anstieg um 5,5 Prozent. Der Profiteur des
deutschen Infrastrukturprogramms überzeugte mit soliden Zahlen und
einem rekordhohen Auftragseingang. "Der Ausblick lässt noch
Überraschungspotenzial", kommentierte Baader-Expertin Zana Mamelli.
Generell im Aufwind befanden sich die Aktien aus dem
United-Internet-Konzern . Die Titel des Mutterkonzerns
nebst seiner Töchter 1&1 und Ionos
zogen am Donnerstag alle um mehr als sechs Prozent an. Am Vortag
wurden enttäuschende Ausblicke von United und 1&1 mit dem Dreh ins
Plus abgehakt, nun kamen von Ionos keine Störfeuer. Im vierten
Quartal habe der Internet-Dienstleister positiv überrascht und der
Ausblick erfülle die Erwartungen, hieß es vom Goldman-Sachs-Experten
Andrew Lee./tih/he