Aktien Frankfurt: Dax über 22.000 Punkte - Zoll-Drohungen schrecken kaum noch
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag seine
Rekordjagd fortgesetzt und ist erstmals über die runde Marke von
22.000 Punkten geklettert. Der deutsche Leitindex erreichte seine
Bestmarke bei fast 22.004 Punkten. Am frühen Nachmittag stand noch
ein Plus von 0,31 Prozent auf 21.979,30 Punkte zu Buche.
Zoll-Drohungen oder -Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump
verfangen kaum noch. Händler sagten, die Anleger sähen sie als
Mittel Trumps, Deals zu erreichen und dabei Kompromisse einzugehen,
die letztlich allen nützen könnten. Auch den unlängst erlittenen
Kurseinbruch wegen Sorgen vor KI-Konkurrenz aus China hatte der Dax
schnell wettgemacht.
Der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets
sagte: "Zollandrohungen aus dem Weißen Haus haben inzwischen ihren
Schrecken verloren, die Anleger haben sich scheinbar daran gewöhnt."
Gründe für die Hausse sind neben positiv aufgenommenen
Quartalszahlen in der laufenden Berichtssaison letztlich auch im
günstigeren Zinsumfeld in der Eurozone zu finden - die Europäische
Zentralbank versucht angesichts günstigerer Inflationsperspektiven
mit Zinssenkungen der schwächelnden Wirtschaft zu helfen.
Für den MDax der mittelgroßen Werte hingegen ging es
um 0,35 Prozent auf 27.188,39 Punkte nach unten. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,4
Prozent.
Europaweit mieden Anleger Aktien aus der konjunktursensiblen
Automobilbranche . So fielen im Dax BMW
, Volkswagen (VW) und Porsche AG
zwischen 1,1 und 1,7 Prozent. US-Zölle auf
importierte Autos könnten den Sektor stark treffen.
Als Schlusslicht im MDax sackten die Papiere von Tui
nach der Vorlage von Quartalszahlen um mehr als zehn Prozent ab.
Analystin Chandni Hirani von der britischen Investmentbank Barclays
sprach zwar von ermutigenden Resultaten des Reisekonzerns. Der
Bereich Märkte und Airlines aber habe sich schwach entwickelt. Die
Expertin konstatierte zudem eine Normalisierung im
Buchungsverhalten.
An der Spitze des Nebenwerteindex SDax schnellten die
Anteilsscheine von Renk um fast neun Prozent in die
Höhe. Auftrieb gab der Ausbau der Beteiligung des Rüstungskonzerns
KNDS, der jetzt größter Aktionär des Panzergetriebeherstellers ist.
Der Autozulieferer und Verbindungstechnikspezialist Norma Group
bekam zwar im vergangenen Jahr beim Umsatz die
schwache Branchenentwicklung zu spüren. Beim operativen Gewinn aber
überraschte das Unternehmen positiv. Die Aktien büßten anfängliche
Gewinne ein und fielen zuletzt um 1,3 Prozent.
Unter den schwächsten Werten im SDax verloren Cancom
2,7 Prozent. Das operative Ergebnis des IT-Dienstleisters habe die
Markterwartung verfehlt, schrieb der Experte Martin Comtesse vom
Analysehaus Jefferies. Dies sei dem schwachen Marktumfeld
geschuldet.
Der Personaldienstleister Amadeus Fire hatte im
abgelaufenen Jahr überraschend einen Umsatzrückgang verzeichnet. Der
Abschwung und Nachfragerückgang sei in den für Amadeus Fire
relevanten kaufmännischen und IT-Berufsgruppen angekommen, hieß es
weiter. Die Unternehmen agierten spürbar zurückhaltender bei der
Besetzung neuer oder offener Positionen und auch die
Wechselbereitschaft der Kandidaten sei weiterhin als gehemmt zu
betrachten. Für die Anteilsscheine von Amadeus Fire ging es um 3,3
Prozent nach unten./la/jha/