ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax trotz US-Zollankündigung auf Rekordniveau
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat es am Montag trotz
der neuen Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump auf einen
Rekord geschafft. Mit 21.945,57 Punkten liegt dieser aber nur
hauchdünn über der alten Bestmarke vom Freitag. Zum Handelsende
behauptete der deutsche Leitindex ein Plus von 0,57 Prozent auf
21.911,74 Punkte.
Damit knüpfte er an seine vor dem Wochenende unterbrochene
Gewinnserie an. Seit Jahresanfang hat er mittlerweile um 10 Prozent
zugelegt - und das nach einem bereits sehr erfolgreichen Jahr 2024
mit einem Zuwachs von fast 19 Prozent. Erst im Januar hatte der Dax
mit 21.000 Punkten die letzte Tausender-Marke genommen. Der MDax
der mittelgroßen Unternehmen ging am Montag 1,15
Prozent fester mit 27.283,95 Punkten aus dem Handel.
"Es scheint, als hätten sich die Anleger mit dem Politikstil 'Trump
2.0' nach nur drei Wochen bereits angefreundet. Vielleicht auch,
weil aus der Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten zumindest
beim Thema Zölle langsam Berechenbarkeit geworden ist", kommentierte
Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Bei den
Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf alle in die USA eingeführten
Stahl- und Aluminiumprodukte handele es sich diesmal nur um einen
bestimmten Sektor, von dem Deutschland auch nur begrenzt betroffen
sei. "Dies sorgt für mehr Gelassenheit an der Frankfurter Börse als
noch vor einer Woche nach Trumps Rundumschlag gegen Kanada, Mexiko
und China."
Auch an den europäischen Börsen konnten sich die Anleger am Montag
über Kursgewinne freuen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
stieg um 0,6 Prozent. In London und Zürich ging es
ebenfalls bergauf. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial
notierte zum europäischen Handelsende knapp im Plus,
während der technologielastige Nasdaq 100 kräftig
anzog.
Die von Trump angekündigten Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte
sollen alle Länder betreffen, auch die Nachbarn Kanada und Mexiko.
Er stellte zudem "gegenseitige Zölle" in Aussicht. Die USA würden
diese Importzölle auf Produkte erheben, wenn ein anderes Land Zölle
auf US-Waren verhängen sollte.
Deutsche Stahlaktien trotzten mehrheitlich der negativen
Branchennachricht. Thyssenkrupp gewannen 1 Prozent,
während Salzgitter unverändert aus dem Handel gingen.
Die jüngst gut gelaufenen Papiere von Klöckner & Co
büßten anfängliche Gewinne ein und sanken am Handelsende um 1,5
Prozent. Der Stahlhändler könnte sich als relativer Gewinner
erweisen, da das Unternehmen bereits etwa 60 Prozent seiner Erlöse
in den USA erziele, schrieb Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank.
Klöckner & Co profitiere von steigenden Stahlpreisen, die nun in den
Vereinigten Staaten zu erwarten seien.
Unter den schwächsten Werten im Dax verloren Qiagen
1,7 und Schlusslicht Merck KGaA 3,7 Prozent. Analyst
Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan sieht leichten Gegenwind
gerade für europäische Diagnostikspezialisten durch Kürzungen der
Forschungs-Ausgaben im US-Gesundheitssystem.
Nach dem Rekordtief am Freitag legten die Papiere von Porsche AG
hingegen um 1,8 Prozent zu. Der Sportwagenhersteller
hatte am Donnerstagabend ein teures Programm gegen die Krise
angekündigt. Er will neue Autos mit Verbrennermotor oder
Plug-in-Hybridantrieben entwickeln und mehr Sonder- sowie
Exklusivausstattungen anbieten. Am Montag zogen zwar zahlreiche
Experten die Reißleine und strichen ihre Empfehlungen für die
Porsche-Aktien. Mit ihren Kurszielen signalisierten sie aber keine
Rückschlagrisiken mehr.
Die Anteilscheine von United Internet und ihrer
Tochter 1&1 knüpften an ihre jüngsten Gewinne an und
stiegen um 3,9 beziehungsweise 2,1 Prozent. Goldman-Analyst Andrew
Lee blieb bei seinen Kaufempfehlungen. Seine Auswertung anlässlich
der Spekulation um eine Konsolidierung des italienischen
Mobilfunkmarktes ergebe in Europa das höchste Bewertungspotenzial
für Akteure auf "4-Player-Markets" mit hohem Fremdkapitalanteil in
den Bilanzen. Lee hob dabei auch United Internet und 1&1 hervor.
Gefragt waren auch Aktien aus dem Online-Essensliefersektor wie
Delivery Hero und Hellofresh , die um
4,4 beziehungsweise 1,1 Prozent zulegten. Die Schweizer Großbank UBS
rät bei Delivery Hero weiter zum Zugreifen. Das bestätigte Kursziel
von 55 Euro beinhaltet eine Verdoppelung des aktuellen Aktienkurses.
Daten belegten einen im Januar stabilisierten Marktanteil der
Tochter Baemin in Südkorea, schrieb Analyst Jo Barnet-Lamb. Das
dortige Marktwachstum sei im Dezember prozentual zweistellig
geblieben. Der Fokus liege 2025 weiter auf einer möglichen
schrittweisen Erholungsstory des Unternehmens. Als möglichen
Kurstreiber für die Branche sah ein Händler zudem
Vorschuss-Lorbeeren für die an diesem Donnerstag anstehenden
Quartalszahlen von Delivery Hero./gl/he