ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: KI-Konkurrenz aus China bremst Dax nach Rekord
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der jüngste Erfolg des chinesischen Start-ups
DeepSeek rund um Künstliche Intelligenz (KI) hat am Montag die
Stimmung am deutschen Aktienmarkt getrübt. Der Dax
war zwischenzeitlich um fast 1,5 Prozent abgesackt, bevor er sich
etwas fing und letztlich 0,53 Prozent tiefer bei 21.282,18 Punkten
aus dem Handel ging. Erst am Freitag hatte der deutsche Leitindex
bei 21.520 Zählern ein Rekordhoch erreicht. Der VDax
als sogenanntes Angstbarometer legte zum Wochenbeginn kräftig zu. Er
spiegelt die Unsicherheit unter den Investoren wider. Der MDax
der mittelgroßen Werte gab um 0,02 Prozent auf
26.104,10 Punkte nach.
DeepSeeks neuestes KI-Modell soll kosteneffizient sein und womöglich
mit weniger starken Chips auskommen als die großen Modelle der
etablierten Konkurrenz. Experten wollen die jüngsten Entwicklungen
zwar nicht überbewerten, sehen aber dennoch Risiken für die
US-Dominanz beim Trendthema KI. "Plötzlich wirkt die Euphorie um
Künstliche Intelligenz wie ein Kartenhaus im Wind und die hohen
Bewertungen werden kritisch hinterfragt", kommentierten die Experten
von Index-Radar mit Blick auf die großen Technologiekonzerne in den
Vereinigten Staaten. Diese gerieten im frühen US-Handel teils
deutlich unter Druck.
In den kommenden Tagen legen passend dazu unter anderem Microsoft
, Apple und Meta
Quartalszahlen vor. Außerdem stehen Zinsentscheidungen der
US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank an. "Die große
Frage für diese Woche ist nun, ob sich ein zweiter Abverkauf nach
den Quartalszahlen und den Notenbank-Sitzungen einstellt oder ob
sich die Schnäppchenjäger bereits so sicher fühlen, dass sie sich
diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen und schon wieder im
Rally-Modus sind", schrieb Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von
CMC Markets.
Ein zum Jahresstart leicht verbessertes Ifo-Geschäftsklima geriet
angesichts der KI-Sorgen in den Hintergrund. Während sich die
Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage etwas aufhellte,
blicken die vom Ifo-Institut befragten Unternehmen noch
pessimistischer in die Zukunft. "Selbst mit der Perspektive der
nahen Bundestagswahl findet sich von Aufbruchsstimmung in der
deutschen Wirtschaft keine Spur", kommentierte Ulrich Kater,
Chefvolkswirt der Dekabank.
Unternehmensseitig löste die Aufregung um DeepSeek spürbare Verluste
bei Aktien aus der Chipindustrie aus. So verloren im Dax Infineon
1,9 Prozent. Für die Papiere von Siltronic
, Jenoptik und Aixtron
ging es im MDax um 1,6 bis 5,6 Prozent nach unten. Als Schlusslicht
im Nebenwerte-Index SDax verloren Süss Microtec
9,1 Prozent.
Am Dax-Ende brachen die Anteilscheine von Siemens Energy
um ein Fünftel ein. Der Energietechnik-Konzern hatte
in der Vorwoche noch deutlich von der Fantasie für den globalen
Ausbau von Rechenzentren profitiert, da er mit seinen Geschäften in
puncto Netztechnik sowie Stromübertragung und -verteilung als gut
aufgestellt für das Thema Künstliche Intelligenz gilt. Hochtief
fielen um 5,2 Prozent. Das Unternehmen ist auch auf
den Bau von Rechenzentren spezialisiert.
Die Aktien von BASF verloren nach zunächst heftigen
Schwankungen in Reaktion auf vorläufige Quartalszahlen am Ende nur
0,2 Prozent. Analystin Georgina Fraser von der US-Bank Goldman Sachs
schrieb, der Barmittelzufluss des Chemiekonzerns sei wegen
geringerer Investitionen besser als erwartet ausgefallen. Die
Papiere von Stabilus hatten nach Eckzahlen zum ersten
Geschäftsquartal ebenfalls stark geschwankt und gewannen
schlussendlich 4,8 Prozent. Analysten lobten die Profitabilität des
Autozulieferers.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verabschiedete
sich 0,59 Prozent tiefer bei 5.188,45 Punkten aus dem Handel.
Einzelne Länderbörsen zeigten sich durchwachsen: In Frankreich ging
es moderat abwärts, Großbritannien stagnierte und die Schweiz
schloss rund ein Prozent im Plus. In den USA notierte der Dow Jones
Industrial zum europäischen Handelsschluss leicht
tiefer, während der technologielastige Nasdaq 100 um
fast zwei Prozent absackte.
Der Euro kostete zuletzt 1,0493 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Montag auf 1,0530
(Freitag: 1,0472) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9496
(0,9549) Euro.
Am Rentenmarkt gewann der Rentenindex Rex 0,21
Prozent auf 125,18 Punkte. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von
2,50 Prozent am Freitag auf 2,45 Prozent zu. Der Bund-Future
stieg um 0,27 Prozent auf 131,69 Punkte./niw/he