FRANKFURT (dpa-AFX) - Donald Trumps Ankündigung von Zöllen hat am
Dienstag für Ernüchterung auf dem deutschen Börsenparkett gesorgt.
"Damit sind die Vorstellungen vieler Marktteilnehmer zunichtegemacht
worden, dass die Handelspolitik der USA gemächlicher ausfallen
würde", kommentiert Experte Andreas Lipkow.
Der Dax dämmte am frühen Nachmittag mit 19.365,78
Punkten sein Minus allerdings auf 0,20 Prozent ein. Davor hatte der
Leitindex eine dreitägige Gewinnserie hingelegt und sich seinem
Rekordhoch von 19.674 Punkten aus dem Oktober bis auf rund ein
Prozent genähert. Der MDax der mittelgroßen
Börsenunternehmen sank zuletzt noch um 0,36 Prozent auf 26.373,40
Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging
es nach der jüngsten Erholung um 0,3 Prozent bergab.
Noch zu Wochenbeginn war die Nominierung des als gemäßigt geltenden
Hedgefonds-Managers Scott Bessent zum US-Finanzminister an den
Börsen mit Erleichterung aufgenommen worden. Doch nun kündigte der
designierte US-Präsident Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und
Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China an.
Da die Märkte einen solchen Schritt schon erwartet und eingepreist
hätten, falle die Reaktion überschaubar aus, schrieb Thomas Altmann,
Leiter des Portfoliomanagements beim Vermögensverwalter QC Partners.
Nach Trumps Wahlsieg hätten sich die Aktienindizes der Länder mit
einem hohen US-Exportanteil schon am schlechtesten entwickelt.
Entwarnung geben wollte der Experte indes nicht: "Sollte es,
insbesondere zwischen den USA und China, zu einem regelrechten
Handelskrieg kommen, dann könnte das empfindliche Folgen für die
Börsen weltweit haben", warnte er.
Am Dienstag litten vor allem die vortags überwiegend freundlichen
Autohersteller unter Trumps Ankündigung. Mit am schlimmsten traf es
Volkswagen (VW) und dessen Sportwagentochter Porsche
AG mit Kursabschlägen von 2,3 beziehungsweise 1,4
Prozent. Der Lkw-Bauer Daimler Truck verbuchte am
Dax-Ende einen Kursverlust von 4,5 Prozent, während die Aktien der
VW-Nutzfahrzeugholding Traton im MDax 2,6 Prozent
einbüßten. "Gerade die Zölle gegen Mexiko würden auch die deutsche
Automobilindustrie treffen", kommentierte Altmann. "Denn hier wird
häufig in Mexiko produziert, um die fertigen Fahrzeuge anschließend
in die USA zu verkaufen."
Der Industriekonzern Thyssenkrupp war mit minus 2,8
Prozent einer der größten MDax-Verlierer. Die Aktien zollten damit
weiter einer schwungvollen Erholung Tribut, die vor einer Woche nach
den Quartalszahlen eingesetzt hatte. Zyklische Industriebranchen in
Europa litten ähnlich wie die Autobauer unter der Sorge vor höheren
US-Zöllen.
Derweil half den Aktien von Halbleiterherstellern, dass
US-Branchenkollege Analog Devices im vergangenen
Quartal nicht so schlecht wie befürchtet abgeschnitten hatte. An der
Dax-Spitze drehten Infineon mit 2 Prozent ins Plus, und im MDax
zogen die Titel des Waferherstellers Siltronic um 1,8
Prozent an.
Rheinmetall profitierten mit plus 1,6 Prozent vom
ungebrochenen Optimismus der Analysten. Am Dienstag schraubten
weitere Experten ihre Kursziele für die Aktien des Rüstungskonzerns
und Autozulieferers nach oben.
Der Euro konnte sich mit 1,0508 US-Dollar weiter
stabilisieren. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am
Montag auf 1,0495 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg der Rentenindex Rex um 0,17
Prozent auf 126,87 Punkte. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von
2,19 Prozent am Vortag auf 2,16 Prozent. Der Bund-Future
verlor 0,04 Prozent auf 133,63 Punkte./gl/jha/