FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag
wieder in den Rally-Modus geschaltet und ein Rekordhoch erreicht.
Der deutsche Leitindex schraubte seine Bestmarke in der Spitze auf
gut 19.169 Punkte nach oben. Rückenwind gaben ihm dabei umfangreiche
Maßnahmen Chinas zur Stützung der dortigen Wirtschaft und
erfreuliche Nachrichten aus dem Technologiesektor, die mit einem
erfreulichen Umsatzausblick vom US-Unternehmen Micron
kamen.
Gegen Mittag stieg der Dax dann zuletzt um 1,10 Prozent auf 19.126
Punkte. Der Leitindex erhöhte sein Jahresplus damit auf mehr als 14
Prozent. Für den MDax ging es am Donnerstag noch
etwas deutlicher um 1,86 Prozent nach oben auf 26.808 Punkte. Der
EuroStoxx 50 zog außerdem um 1,7 Prozent an, während
sich auch an den US-Börsen Gewinne abzeichnen. Vor allem die Nasdaq
wird dort deutlich im Plus taxiert.
Nachrichten aus China brachten die Börsen über Nacht in Schwung.
Chinas Führung hat unter der angespannten Wirtschaftslage weitere
Unterstützung für den angeschlagenen Immobilienmarkt, ausreichende
Steuerausgaben und eine Verbesserung des schleppenden Konsums
gefordert. "Nach der eingeleiteten Zinswende in den USA flutet nun
auch China den Markt mit Liquidität und Micron Technology entfacht
die KI-Fantasie neu", betonte der Marktbeobachter Jürgen Molnar vom
Broker Robomarkets.
Laut Molnar werden zwar die Stimmen lauter, der Aktienmarkt sei
überkauft und eine erneute Korrektur nur noch eine Frage der Zeit.
"Genau dieser Mix aber ist der beste Nährboden für eine Fortsetzung
der Rally", gibt sich Molnar optimistisch. Seiner Einschätzung nach
betritt der Dax "mal wieder charttechnisches Neuland ohne jegliche
Widerstände." Zuletzt hatten sich die Anleger wegen Konjunktursorgen
noch schwerer getan mit Nachkäufen, sobald der Dax die
19.000-Punkte-Marke überschreitet. Dieser Knoten scheint nun
geplatzt.
Dem Dax nicht nach oben folgen konnten die BASF-Aktien
angesichts der Vorstellung einer neuen Strategie. Ein Abschlag von
2,3 Prozent zeigt, dass die Anleger enttäuscht darauf reagieren,
dass die Mindestdividende in den kommenden Jahren nur noch bei 2,25
Euro je Aktie liegen soll, denn 2023 hatte BASF 3,40 Euro je Aktie
gezahlt. Aussagen, was die operative Gewinnentwicklung und einen
Börsengang des Agrargeschäfts betrifft, konnten dies nicht
aufwiegen.
Die wegen des Übernahmeinteresses der Unicredit im Fokus stehende
Commerzbank sorgte mit ihren Geschäftsaussichten für
positive Schlagzeilen. Das Frankfurter Bankhaus kündigte mitten im
Kampf um ihre Eigenständigkeit deutlich höhere Ausschüttungen an die
Aktionäre an. Zudem wurden die mittelfristigen Ertrags- und
Renditeziele erhöht. All dies ließ den Kurs um 5,6 Prozent steigen.
In der Breite waren Autowerte wegen der Nachrichten aus China unter
den Gewinnern, machen diese doch Hoffnung für das dort so wichtige
Geschäft. Aktien von Volkswagen , Mercedes-Benz
, BMW und der Porsche AG
zogen um bis zu 4,3 Prozent an. Auch für Sportartikelkonzerne wie
Adidas oder Luxusgüterwerte wie Hugo Boss galt die China-Perspektive
als Kurstreiber.
Im Chipsektor sorgte Micron international für gute Stimmung. Die
Aktien von Infineon stiegen um 3,2 Prozent und jene
des Branchenausrüsters Aixtron zogen um 4,4 Prozent
an. Aber auch die Titel des Waferherstellers Siltronic
konnten profitieren.
Im Nebenwertebereich lösten Nachrichten deutliche
Erholungsbewegungen aus. Evotec zogen im SDax
um 5,6 Prozent an, nachdem der Wirkstoffforscher eine
Partnerschaft mit dem Abnehmspritzen- und Insulinhersteller Novo
Nordisk vermeldete.
Verbio toppten dies mit einem prozentual
zweistelligen Kurssprung, der ihrer Erholung kräftigen Schub gab.
Anleger reagierten sehr erleichtert darauf, dass der
Biokraftstoffhersteller im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp seinen
operativen Zielkorridor erreichte. Am Montag hatte sich der Kurs
zunächst noch dem Tief seit vier Jahren genähert.
Mit 14 Prozent gab es ein ähnlich deutliches Plus im SDax bei
Ceconomy wegen einer ausgesprochenen Kaufempfehlung
durch die Investmentbank Kepler Cheuvreux. Einen Einbruch um etwa
ein Viertel mussten hingegen die Mutares -Anleger
verkraften. Als Anstoß galten hier Aktivitäten des Leerverkäufers
Gotham City./tih/stk