Kleinanleger wollen an Varta-Sanierung beteiligt werden
ELLWANGEN (dpa-AFX) - Anlegerschützer setzen angesichts der
drohenden Enteignung der Varta
Nieding: Werden Rechtsmittel ausnutzen
Aus Sicht Niedings müsste eine Einigung auch im Interesse des Konzerns sein: "Dann käme Ruhe in die Sache rein." Finde man keine Lösung, werde man alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausnutzen. "Das heißt, wir werden dann zu Gericht gehen - und das kann die Dinge deutlich verzögern. Das ist nicht im Interesse der Gesellschaft, nicht im Interesse der Aktionäre - und im Interesse der Arbeitnehmer und der Kunden ist es schon gar nicht."
Heute will der Varta-Vorstand auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Lage des Konzerns berichten. Die DSW vertritt zusammen mit Partnern nach eigenen Angaben mehr als 3.000 freie Varta-Aktionäre. Insgesamt sind derzeit noch 49,9 Prozent der Aktien im Besitz von Kleinanlegern. Mehrheitsaktionär Michael Tojner hält über das Unternehmen Montana Tech Components 50,1 Prozent der Aktien. Doch das soll sich bald ändern.
Varta will Kleinanleger loswerden
Denn der Konzern aus dem schwäbischen Ellwangen strauchelt bereits seit einiger Zeit - und will im Überlebenskampf die Alt-Aktionäre aus dem Unternehmen drängen. Ermöglichen soll dass das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG). In einem StaRUG-Verfahren können die Interessen der Aktionäre ausgehebelt werden.
Das Verfahren hatte Varta im Juli angemeldet. Im August vermeldete der Konzern dann eine Einigung beim Sanierungskonzept. Dahinter stehen Varta-Chef Michael Ostermann zufolge fast alle von der Sanierung betroffenen Gruppen. Das Konzept sieht im Wesentlichen zwei Schritte vor: Zum einen sollen ein Schuldenschnitt und die Verlängerung von Krediten die Verbindlichkeiten von fast einer halben Milliarde Euro auf 230 Millionen Euro verringern.
Außerdem soll das Grundkapital der Varta AG auf null Euro
herabgesetzt werden. Der Effekt: Die derzeitigen Aktionäre scheiden
ohne Kompensation aus, und der Konzern verliert seine
Börsennotierung. Danach sollen wieder Aktien ausgegeben werden -
allerdings nur an eine Gesellschaft Tojners und den zum VW-Konzern
Aktionäre sind sauer
Der Unmut der freien Aktionärinnen und Aktionäre darüber ist groß: "Die Anwendung des Verfahrens zur kalten Enteignung der Anleger ist aus unserer Sicht missbräuchlich", sagte Nieding. Die Aktionäre seien bereit, dem Unternehmen zusätzliches Kapital zur Verfügung zu stellen. Sie wollten nichts anderes, als sich an der Kapitalerhöhung beteiligen zu dürfen. "Wenn das nicht gewünscht ist, wollen wir aber wenigstens erreichen, dass die bisherigen Aktionäre für den Verzicht auf die Bezugsrechte entschädigt werden."
Dauerkrise bei Varta
Der Batteriekonzern steckt schon länger in der Krise. Die Gründe
dafür sind vielfältig: Neben der stark schwankenden Nachfrage nach
kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, zum Beispiel für Kopfhörer,
stehen auch Managementfehler im Raum. Kritiker werfen Varta unter
anderem vor, sich zu abhängig vom Hauptkunden Apple
In den ersten neun Monaten 2023 hatte Varta rund 554 Millionen Euro Umsatz gemacht. Aktuellere Geschäftszahlen gibt es wegen des Hackerangriffs nicht. Der Geschäftsbericht 2023 wird Ende Oktober erwartet, Angaben zum ersten Quartal 2024 im November./jwe/DP/zb
ISIN US0378331005 DE0007664039 DE000A0TGJ55 DE000PAG9113
AXC0033 2024-09-23/06:42
Relevante Links: Volkswagen AG, Varta AG, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Apple Inc.