Aktien Frankfurt: Dax abwärts - US-Jobbericht schürt Sorge vor Wirtschaftsflaute
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Freitag nach den
US-Arbeitsmarktdaten seine Talfahrt beschleunigt. Die überraschend
schwache Entwicklung des Arbeitsmarktes in der größten
Volkswirtschaft der Welt ist Wasser auf die Mühlen jener Investoren,
die befürchten, dass die US-Notenbank Fed mit ihrem Zinskurs der
Konjunkturentwicklung hinterherläuft und die Zinsen zu spät senken
könnte. Am Vortag hatten sehr schwache Konjunkturdaten solche
Bedenken bereits befeuert. Anleger fürchten nun umso mehr eine
Wirtschaftsabkühlung. Für eine unmittelbar bevorstehende Rezession
in den USA sei der Arbeitsmarkt aber noch zu gut, schrieb der
Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, nach den
Jobdaten.
Für den deutschen Leitindex ging es nach der Daten-Veröffentlichung
zunächst rasant abwärts bis auf den tiefsten Stand seit April.
Zuletzt verlor das Börsenbarometer noch 1,87 Prozent auf 17.744,72
Punkte.
Von Handelsbeginn an stand der Dax am Freitag mit Kursen deutlich
unter 18.000 Punkten stark unter Druck, auch weil große
Technologie-Unternehmen in den USA am Vorabend mit ihren
Quartalsbilanzen und Prognosen enttäuscht hatten. Hinzu kommen
steigende Spannungen im Nahen Osten, die die geopolitischen Sorgen
verstärken. Für den Dax zeichnet sich ein sehr schwacher
Wochenausklang ab, die Bilanz auf Wochensicht ist mit aktuell minus
3,7 Prozent düster.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am
Freitag zuletzt 1,98 Prozent auf 24.505,50 Punkte. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 1,8 Prozent.
Schlechte Nachrichten vor allem von Amazon und Intel
belasteten zuvorderst den Technologiesektor. Amazon
als weltgrößter Online-Händler hatte die Anleger mit seinem Ausblick
für das laufende Quartal enttäuscht. Auch der Chiphersteller Intel
hatte die Erwartungen verfehlt und will mehr als 15 Prozent der
Arbeitsplätze streichen.
Die negativen Vorgaben aus den USA zogen am deutschen Markt
Halbleiterwerte nach unten. Infineon verloren
annähernd fünf Prozent. Für Süss Microtec ging es um
fast neun Prozent bergab. Der europäische Technologiesektor
fiel auf den tiefsten Stand seit Januar zurück und
lag zuletzt mit 4,7 Prozent im Minus.
Auch die Essenslieferdienste Delivery Hero und
Hellofresh kamen im Sog der Amazon-Schwäche unter die
Räder und verloren mehr als acht beziehungsweise fast sechs Prozent.
Industriewerte wie Heidelberg Materials litten unter
den Rezessionssorgen und Bank-Aktien wie Commerzbank
unter den Perspektiven niedrigerer Zinsen.
Die Aktien des Energietechnikkonzerns Siemens Energy
und des Versorgers RWE lagen im Dax hinten mit
Abschlägen von mehr als acht Prozent im Fall von Energy.
Eine negative Analysten-Einschätzung belastete die Aktien des
Reisekonzerns Tui . Sie verloren rund fünf Prozent.
Die britische Investmentbank Barclays hatte die Bewertung der
Papiere mit "Underweight" aufgenommen.
Der Euro legte nach den US-Jobdaten zu und wurde
zuletzt zu 1,0887 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank
(EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstag auf 1,0789 Dollar
festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,30 Prozent am Vortag auf
2,22 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,38
Prozent auf 126,46 Punkte. Der Bund-Future legte um
0,66 Prozent auf 135,19 Punkte zu./ajx/jha/