ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Größter Dax-Verlust seit Juli 2023
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag den
heftigsten Kursrutsch seit Juli vergangenen Jahres erlitten. Die
Euphorie der Anleger nach Hinweisen von US-Notenbankchef Jerome
Powell auf eine Zinssenkung im September sei ausgeblieben,
kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markts.
Zudem hätten die schwachen Autowerte den Dax nach unten gezogen.
Zum Handelsende büßte der deutsche Leitindex 2,30 Prozent auf
18.083,05 Punkte ein - die Erholung der vergangenen Tage ist
komplett dahin. Angesichts des Rutsches unter die 21-, 50- und
100-Tage-Linien sind die kurz- bis mittelfristigen Aussichten
charttechnisch mau. Lediglich über der für den langfristigen Trend
wichtigen 200-Tage-Linie behauptete sich das Börsenbarometer klar.
Das bisherige Jahresplus schmolz allerdings auf knapp 8 Prozent
zusammen.
Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am
Donnerstag letztlich um 1,46 Prozent auf 25.001,78 Punkte bergab.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 2,2
Prozent. An der Londoner Börse ging es trotz der ersten
Leitzinssenkung der Bank of England seit der großen Inflationswelle
ebenfalls klar bergab. In New York verloren sowohl der Leitindex Dow
Jones Industrial als auch der technologielastige
Nasdaq 100 zum europäischen Handelsschluss rund 1,3
Prozent.
Powell habe die Tür für die Zinswende nach der Sommerpause weit
geöffnet, aber auch wie auf vorherigen Sitzungen betont, abhängig
von der Datenlage könnten die Zinsen auch gar nicht gesenkt werden,
sagte Oldenburger. Deshalb sei auch die Reaktion der US-Märkte so
verhalten ausgefallen. Auch erneut schwache Zahlen vom
amerikanischen Arbeitsmarkt schürten die Hoffnungen auf eine
US-Zinswende nicht sichtbar. Nun warten die Anleger gespannt auf den
monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag.
Die Tagesagenda am deutschen Markt war am Donnerstag mit
Geschäftszahlen gut gefüllt. Die Aktien von DHL
verloren am Dax-Ende 6,3 Prozent. Die lahmende Weltwirtschaft
brockte dem Logistiker im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang ein.
Den Kurs belasteten aber vor allem die vorsichtigen Aussagen zum
dritten Quartal.
Der Autobauer BMW verdiente im zweiten Quartal
angesichts gestiegener Konkurrenz im wichtigen Markt China weniger
als erwartet, was ihm ein dreiprozentiges Kursminus einbrockte.
"Nicht gerade beeindruckend" kommentierte Analyst Patrick Hummel von
der schweizerischen Bank UBS die die Quartalszahlen. Auch die
anderen Autotitel präsentierten sich schwach. Der Lkw-Hersteller
Daimler Truck senkte seine Prognose, laut Händlern
auch stärker als erwartet. Der Kurs sank um 3,2 Prozent.
Eine angehobene Margenprognose im Anschluss an ein starkes Quartal
beflügelte MTU nicht dauerhaft - die Aktien des
Triebwerksbauers schlossen 0,6 Prozent tiefer. Deutschlands größter
Wohnimmobilienkonzern Vonovia schrieb im ersten
Halbjahr erneut Verluste, wird aber bei den Jahreszielen
zuversichtlicher. Die Anteile legten als einer de besten Dax-Werte
um 2,4 Prozent zu.
Die Titel von Hugo Boss gewannen als
MDax-Spitzenreiter gut 5 Prozent. Sie honorierten den stärkeren
Fokus des Modekonzerns auf die Kostenentwicklung. Anschlusskäufe
nach dem starken Kurszuwachs am Vortag verhalfen den Titeln des
Softwarekonzerns Teamviewer zu einem ähnlichen Plus.
Am Dienstag hatte Teamviewer mit Quartalszahlen die Anleger
überzeugt.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0792 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs
davor auf 1,0789 (Mittwoch: 1,0828) Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,33 Prozent am Vortag auf
2,30 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,22
Prozent auf 125,98 Punkte. Der Bund-Future gewann
0,28 Prozent auf 134,39 Punkte./gl/he