Aktien Frankfurt: Dax gibt nach - Geopolitik und Zinsen prägen den Handel
FRANKFURT (dpa-AFX) - Geopolitische Krisen und weniger Hoffnung auf
deutlich sinkende Zinsen haben den Dax am Dienstag
zeitweise in die Richtung seines Jahrestiefs gedrückt. Mit einem
Minus von zuletzt 0,63 Prozent auf 16 517,68 Punkte knüpfte der
deutsche Leitindex gegen Mittag an seine Vortagesverluste an. Das
bisherige Jahrestief steht bei 16 448 Punkten.
Der MDax der mittelgroßen Werte sank am Dienstag um
1,29 Prozent auf 25 651,94 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
50 verlor 0,5 Prozent.
Der Jahresauftakt sei bislang verkorkst, resümierte Analyst
Christian Henke vom Broker IG und verwies dabei auf die
geopolitischen Risiken, an denen es auch 2024 nicht mangele. Der
Ukraine-Krieg dauere an, der Nahost-Konflikt könne jederzeit
eskalieren. Die jüngste Wahl in Taiwan habe das Verhältnis zwischen
den Großmächten USA und China nicht unbedingt verbessert und
Nordkorea übe sich im Säbelrasseln. Hinzu kämen die Militärschläge
der Vereinigten Staaten und einiger Verbündeter gegen die
Huthi-Rebellen. Diese Krisenherde, so Henke, könnten die Märkte in
diesem Jahr auf Trab halten.
Aber auch die Hoffnung auf in diesem Jahr deutliche Zinssenkungen -
einer der entscheidenden Treiber für die Rally gegen Ende 2023 -
lässt weiter nach. Die überzogenen Erwartungen an Zinssenkungen
würden langsam wieder einkassiert, hieß es vom
Börsenstatistik-Magazin Index Radar. Die Sorge vor höheren Preisen
für Transporte aufgrund der angespannten Lage im Roten Meer schüre
in Europa Befürchtungen, dass die Inflation den Zielbereich der
Notenbanken vorerst nicht erreichen werde.
Von den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen profitiert
der Rüstungssektor. Rheinmetall waren am Dienstag im
Dax vorne und gewannen ein Prozent. Hensoldt
verteuerten sich im MDax um gut zwei Prozent. Rheinmetall waren
schon 2023 mit plus 54 Prozent der stärkste Wert im Dax, nach der
ersten Januar-Hälfte stehen sie mit plus elf Prozent erneut auf dem
ersten Platz.
Europas Bankensektor litt unter einer skeptischen
Studie der US-Bank JPMorgan. Angesichts noch niedrigerer
Zinsprognosen als in seinem ersten Jahresausblick kappte Analyst
Kian Abouhossein die Gewinnschätzungen für die Geldinstitute für
2025 und 2026. Im Dax lagen Commerzbank , bei denen
tags zuvor eine vage Übernahmefantasie nach einem Medienbericht
schnell verpufft war, mit einem Verlust von über fünf Prozent
hinten. Deutsche Bank büßten 1,3 Prozent ein.
In der allmählich beginnenden Berichtssaison kamen Quartalszahlen
von Hugo Boss nicht gut an. Die Papiere des
Modehändlers sackten um mehr als zwölf Prozent ab. Analystin Chiara
Battistini von JPMorgan schrieb, das operative Ergebnis (Ebit) habe
die Erwartungen verfehlt.
Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk
gab vorläufige Zahlen für 2023 bekannt, die einem Händler zufolge
besser als erwartet sind. Allerdings enttäusche der Margenausblick.
Dräger will nach dem deutlichen Umsatz- und Ergebnisanstieg die
Dividende nun kräftig erhöhen. Die Aktien notierten zuletzt moderat
höher.
Im SDax der kleineren Börsenwerte bremsten die Aktien
von Verbio das Tempo ihres freien Falls mit zuletzt
nur noch minus 0,8 Prozent. Nach einer weiteren Senkung der Prognose
war der Kurs anfangs um fast zehn Prozent abgerutscht. Analyst Simon
Jouck von Hauck & Aufhäuser sah bereits am Morgen den Höhepunkt der
negativen Nachrichten als erreicht an.
Vorne im SDax kletterten die Titel des Wirkstoffforschers Morphosys
mit einem Plus im zweistelligen Prozentbereich auf
den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren./ajx/jha/