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'Meine drei Top-Empfehlungen: H&M, Vestas und Nordea'

Börse Express:  Die skandinavischen Börsen sind zuletzt sehr gut gelaufen, was auch für die FX-Entwicklung aus Euro-Sicht gilt - schon heiss gelaufen?

Johannes Rogy:  Ich bin für skandinavische Firmen positiv gestimmt, da sie sehr international ausgerichtet und damit weder vom Heimatmarkt noch von Mitteleuropa abhängig sind. Heute geht viel in die Emerging Markets, speziell Asien und dort China. Da kommen die Wettbewerbsvorteile so richtig zum Tragen.

Börse Express:  Woher stammt der Wettbewerbsvorteil?

Johannes Rogy:  Der wurde über Jahre herausgearbeitet. Es gab ein "Weg vom Wohlfahrtsstaat, hin zu Leistung". Dadurch gab es weniger Lohndruck, was zur Wettbewerbsfähigkeit führte, was für eine exportorientierte Wirtschaft unerlässlich ist.

Börse Express:  Schweden und Norwegen können eine eigene Zinspolitik fahren. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Johannes Rogy:  Die beiden können losgelöst vom gesamteuropäischen Zyklus agieren, auf
ihre eigenen Bedürfnisse zugeschnitten. In Schweden waren wir etwa so weit, dass es Negativ-Zinsen gab. Da mussten Banken zahlen, wenn sie bei der Notenbank Geld hinterlegen wollten. Die beiden
Notenbanken haben einfach einen grösseren Spielraum. Da es die Wirtschaft verlangte, konnten dort die Zinsen schon wieder angehoben werden.

Börse Express:  Erwarten Sie noch weitere FX-Gewinne aus Euro-Sicht?

Johannes Rogy:  Fünf bis acht Prozent.

Börse Express:  Die nordischen Länder haben zwar geringere Defizite als der Schnitt Europas, dafür eine höhere private Verschuldung. Sehen Sie darin ein Gefahrenpotenzial?

Johannes Rogy:  Grundsätzlich ja, natürlich verbirgt sich dahinter ein gewisses Risiko. Die Verschuldung ist da und muss abgebaut werden. Aber es gibt den Vorteil, dass der Staat als Puffer einspringen könnte, da er nicht so hoch verschuldet ist. Das geht bei uns nicht mehr.

Börse Express:  Wie würden Sie die "Investmentstory Skandinavien" beschreiben?

Johannes Rogy:  Bei institutionellen Roadshows zeigen wir gerne eine Statistik: Die Region entwickelt sich in einem Zyklus von fünf Jahren besser als der breite europäische Markt. Da gab es mit dem Platzen der IT-Blase eine einzige Ausnahme. Das traf durch Ericsson und Nokia gewaltig. Die grundsätzliche Story ist aber natürlich die erwähnte Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Der Heimatmarkt war zu klein, also musste exportiert werden. Und heute haben wir durchaus einige wirkliche globale Player in der Region - echte Large Caps.

Börse Express:  Welche Branchen würden Sie Anlegern ans Herz legen?

Johannes Rogy:  Large Caps und international agierende Firmen, die vom Megatrend Emerging Markets profitieren. Da haben wir etwa Holz, Papier und Konsumgüter wie H&M.

Börse Express:  Wenn ich Sie nach Ihren drei Top-Empfehlungen frage …

Johannes Rogy:  H&M, die globale Wachstumsstory schlechthin. Vestas - führend in der Windenergie. Und natürlich Nordea. Die Bank zählt zu den weltweit sichersten, ist ohne Probleme durch die Krise gegangen.

Börse Express:  Was gefällt Ihnen punkto Anleihen?

Johannes Rogy:  Dänische Hypothekaranleihen. Die sind von ihrer Konstruktion her die sichersten der Welt. Da gab es in 200 Jahren noch nie auch nur einen Ausfall. Dabei bekommt man höhere Zinsen als bei Staatsanleihen, hat aber trotzdem ein Triple-A.

Börse Express:  Welches nordische Land präferieren Sie?

Johannes Rogy:  Die sind völlig unterschiedlich. Schweden hat die grösste Anzahl international agierender Firmen. Norwegen ist ein pures Ölland, Dänemark und Finnland gemischt. Das Vorzeigeland ist aber sicher Schweden und dieses ist in unserem Large Caps-Fonds auch am stärksten gewichtet.

Börse Express:  Es geistert die Gefahr einer Immobilienblase in Skandinavien durch Medien …

Johannes Rogy:  Auch da muss man wieder unterscheiden: Dänemark hat seine Blase bereits gesehen - der Crash war schon da. Jetzt stehen vor allem Norwegen und Schweden in der Auslage. Eine gewisse Blase gibt es dort, aber nur in den sehr guten Lagen, etwa mit Blick aufs Meer. Dort sind teils wirklich utopische Preise zu zahlen. Das gilt aber nicht für den gesamten Markt.