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Pkw-Zulieferer: Das Momentum flacht ab

Vergangenen Sonntag schloss die Automechanika, die Leitmesse für Kfz-Zulieferer, ihre Pforten. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) zog eine positive Bilanz: "Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise mit ihren negativen Auswirkungen auf die Automobilbranche hat die Automechanika positive Zeichen des Aufbruchs gesetzt. Die Stimmung im Kfz-Gewerbe hat sich deutlich verbessert", sagte ZDK-Präsident Robert Rademacher.

Das zeigte sich auch bei so manchem Aktienkurs: Europas Autozulieferindex von Bloomberg liegt YTD beinahe 40 Prozent in Front, der Gesamtmarkt kommt auf knapp zehn Prozent.

Auch in Österreich hat sich ein Automobilzulieferer an die Spitze des ATXPrime gesetzt: Polytec. Die Oberösterreicher haben ihren Aktienkurs seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt, auch Frauenthal ist ein Outperformer.

Die Gründe sind naheliegend: mit dem Ende von Lehman Brothers brach die Weltwirtschaft ein, im Gegenzug schossen die Arbeitslosenzahlen in die Höhe. Und wer arbeitslos ist oder fürchtet, es zu werden, tätigt nicht zwangsläufig die Grossinvestition Automobil. Dank geschicktem Lobbying wurden Regierungen weltweit überzeugt, dem Absatzeinbruch mit Geldgeschenken an die potenziellen Käufer entgegenzutreten - was auch funktionierte. Aber nur so lang, bis entweder die Geldgeschenke aufgebraucht waren, oder einfach jeder schon ein neues Fahrzeug hatte, der es denn wollte. Das Ende des Spuks zeichnet sich seit April ab. Damals waren die Zahlen zu den Neuzulassungen in den EU-25-Staaten auf Jahresbasis erstmals wieder rückläufig - mittlerweile seit drei Monaten im zweistelligen Prozentbereich. Was mittlerweile zur Folge hat, dass seit Juli auch die Zahl der kumulierten YTD-Pkw-Verkäufe unter denen des Vorjahres liegen - Tendenz wegen des Basiseffekts natürlich steigend. Dazu das Beispiel ZF, Deutschlands drittgrösstem Zulieferer nach Bosch und Schaeffler-Conti: CEO Hans-Georg Härter sprach gestern davon, dass der Umsatz heuer um mehr als 25 Prozent steigen werde. Und davon, dass der Umsatz nach acht Monaten 40 Prozent voranlag - das Momentum ist also rückläufig, was Anleger auch ab den Zahlen zum dritten Quartal, verstärkt im vierten, ins Kalkül ziehen müssen. Aber natürlich werden unterm Strich deutlich bessere Ergebnisse als 2009 herauskommen.

Und mittelfristig: Laut einer Untersuchung der Universität St. Gallen erwarten 86 Prozent der deutschen Zulieferer, dass die Autohersteller den Preisdruck der Endkunden an sie weitergeben werden. Mit dem wachsenden Kostendruck dürfte auch die Konsolidierung der Branche voranschreiten. Jüngstes Gerücht laut einem Börsemagazin: Ein Private Equity-Fonds will Polytec und Grammer zusammenspannen.

Relevante Links: POLYTEC HOLDING AG