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‘Wir sind bei allen Zinsinstrumenten und Edelmetallen long'

Börse Express: Wie geht's in diesem für Hedge Fonds nicht leichten Jahr 2010?

Gernot Heitzinger: Die Performance ­entspricht dem Marktumfeld, ist daher ­sicher nicht berauschend, aber auch nicht überraschend. Neugeschäft ist schwieriger als in Zeiten vor 2008, aber positiv. Da ist es schon von Vorteil, wenn man - so wie wir - seit 14 Jahren am Markt ist und eine Menge treuer Bestandskunden hinter sich hat.

Börse Express: Wieviel Geld verwaltet SMN gerade?

Gernot Heitzinger: Die Gruppe verwaltet derzeit insgesamt rund 800 Millionen Euro.

Börse Express: Und wie war die Rendite bisher?

Gernot Heitzinger: Der SMN Diversified Futures Fund existiert seit fast 14 Jahren und nach Gebühren wurden deutlich über neun Prozent pro Jahr verdient. Es gibt in diesem Zeitraum kaum eine Assetklasse, die nur annähernd an dieses Ergebnis herankommt.

Börse Express: Was ist eigentlich der Unterschied zu anderen Managed Futures-Anbietern?

Gernot Heitzinger: Prinzipiell betreiben die meisten Managed Futures Anbieter Trendfolge. Also prinzipiell machen wir ähnliche Dinge. Die Unterschiede liegen hier im Detail und in der Konstruktion des Modells. Es wäre reiner Zufall, wenn sich zwei Anbieter aufs Haar gleichen. Das mathematische Universum, wie Trendfolger agieren, von
Ultrakurzfristig bis Langfristig, ist enorm gross, daher auch immer wieder die Performanceunterschiede. Sehr wichtig ist es, durch laufende Forschung die Systeme weiter zu entwickeln und nicht stehen zu bleiben.

Börse Express: Wie sind Sie orientiert: kurz- oder langfristig?

Gernot Heitzinger: Eher langfristig. Das ­entspricht unserer Philosophie, dass Börse- und Markttrends wirtschaft­lichen Entwicklungen ­folgen. Und diese ändern sich nicht von Woche zu Woche. Kurzfristige Schwankungen sind viel stärker zufallsgetrieben.
Natur- oder andere Katastrophen sowie überraschende politische Ereignisse sind sowieso nicht vorhersehbar und daher nicht prognostizierbar. Wir sind auch überzeugt, dass langfristige Systeme stabilere Erträge bringen. Kurzfristige traden viel öfter, das kostet natürlich.

Börse Express: Die Nachteile des langfristigen Systems?

Gernot Heitzinger: Trendwechsel werden später erkannt. 2009 etwa gab es für das System bis in den Mai hinein einen Bärenmarkt. Da rennt man einige Zeit gegen den Trend an und das kostet kurzfristig Performance.

Börse Express: Gibt es heuer Trends?

Gernot Heitzinger: Bislang zu wenige. Im Zinsbereich haben wir zuletzt gut verdient. Gold war recht stabil, flachte sich zuletzt jedoch ab. Sonst gab es 2010 keine wirklich ertragreichen Trends.

Börse Express: Warum aber überhaupt ein Handelssystem?

Gernot Heitzinger: Ich war früher Fondsmanager. Da kommt man sehr schnell d’rauf, dass Bauchgefühl und Wissen schön und wichtig, aber fehleranfällig sind. Insbesondere ist es wesentlich, Emotionen soweit wie möglich auszuschalten, dies gelingt am besten mit einem System.

Börse Express: Wenn Sie eine Besonderheit des MF-Fonds herausstreichen müssten, was wäre das?

Gernot Heitzinger: Wir sind global sehr breit diversifiziert, handeln weltweit 200 verschiedene Märkte und haben knapp 14 Jahre nachgewiesenen Erfolg.

Börse Express: Wo ist der Fonds derzeit long?

Gernot Heitzinger: Derzeit sind wir bei allen Zinsinstrumenten und Edelmetallen long. Ich betone aber, dass dies nicht notwendiger Weise mit unserer Fundamentalmeinung übereinstimmt, sondern vor allem ein Ergebnis der Marktentwicklung ist. Ist etwas über längere Zeit gestiegen, ist die Chance sehr hoch, dass wir "long" sind. Fällt ein Markt über längere Zeit, so sind wir wohl "short". So ist gewährleistet, dass man von jeder längeren Bewegung profitiert, unabhängig davon, ob es sich um eine Aufwärts- oder Abwärtsbewegung handelt.

Börse Express: Was ist Ihr Performanceziel?

Gernot Heitzinger: 15 Prozent pro Jahr. Keinesfalls Jahr für Jahr, aber im langjährigen Schnitt.

Börse Express: Sie erwähnten vorher, bisher neun erreicht zu haben ...

Gernot Heitzinger: Mehr als neun. Was nicht schlecht ist. Wir kennen aber auch die Gründe dafür, warum es nicht noch besser gelaufen ist, wir glauben, wir können das verbessern. Früher waren wir im Modell unter anderem auch kurzfristiger, zumindest das hat Performance gekostet.

Börse Express: Risiko, sprich Volatilität, kommt bei Anlegern derzeit nicht gut an. Wie gehen Sie damit in Anlagegesprächen um?

Gernot Heitzinger: Volatilität ist für uns etwas Einstellbares. Wir könnten sie auch halbieren, verdoppeln, zehnteln. Das gilt dann aber auch für die Zielrendite. Im Endeffekt muss jeder Anleger wissen, welche Schwankungen er auszuhalten bereit ist und dann lässt es sich immer noch über das Verhältnis der Beimischung steuern. Absolute Volatilität ist kein Kriterium, es geht immer um erwarteten und erzielten Ertrag im Verhältnis zum Risiko.

Börse Express: SMN ist bei Privatanlegern kaum vertreten. Kein Interesse?

Gernot Heitzinger: Wir haben überhaupt nichts gegen Privatkunden - es gibt den Fonds bei jeder Bank zu kaufen. Wir können den Privaten aber nicht selbst servicieren. Das ist Aufgabe der Bank; die sieht das Ganze, die komplette Vermögenssituation - ich sehe nur unseren Teil, der eine vernünftige Beimischung darstellt, aber niemals das Ganze sein kann. Es kann niemals andere Dinge vollständig ersetzen, die wir gar nicht anbieten. Wer das anders sieht, der ist nicht ehrlich.

Börse Express: Haben Sie vor, den Fonds UCITS III-tauglich zu machen und damit doch verstärkt Privatanleger anzusprechen?

Gernot Heitzinger: Möglich wäre es. Störend wäre einzig, dass wir auch Rohstoff-Futures handeln, das wäre dann nicht mehr erlaubt. Es gibt jedoch bereits Wege, die es trotzdem erlauben wür­den. Ich habe aber ein grundsätz­liches Problem mit dieser UCITS-Tauglich­machung: Es gibt Schätzungen, dass so eine Umstellung zwischen 0,5 und 1,0 Performancepunkte kostet und zusätzlich das Risiko für den Anleger erhöht und nicht vermindert, da ich ein Partnerrisiko einge­hen muss, das im bisherigen Modell nicht vorhanden ist. Das Risikoprofil des Fonds verändert sich dadurch deutlich zum Negativen. Für mein Geld sehr ungern freiwillig, warum dann für das Geld unserer Anleger? Momentan scheint es trotzdem, als würde der Markt danach schreien. Warum, ist mir ein Rätsel, aber wenn es letztendlich der Bedarf der Kunden sein soll, werden wir es wohl tun. Mein Wunsch an die Politik wäre es in diesem Fall, über Dinge wie "Lehman Brothers" und "too big to fail" ernsthaft nachzudenken, bevor man solchen Konstruktionen ruhigen Gewissens ein "Markenzeichen" aufdrückt.

Börse Express: Sie bleiben also UCITS-frei?

Gernot Heitzinger: Nein, das habe ich nicht gesagt. Aber "nicht-UCITs-unkritisch" erscheint mir als geeignete Definition. Im Oktober bringen wir einen long/short equities Dachhedgefonds. Das wird ein UCITS-Fonds mit einem Mindestinvestment von wahrscheinlich einem Stück werden, mir schweben 100 Euro vor.

Börse Express: Warum gerade long/short equities?

Gernot Heitzinger: Das war in den letzten Jahren eine interessante Story. Nach oben lag historisch das Beta zu Aktien bei 0,7, nach unten nur bei 0,3, eigentlich bei genau dem, wovon der typische Timing-orientierte Aktieninvestor träumt.

Börse Express: Was wird dabei als Zielrendite angegeben werden?

Gernot Heitzinger: Das ist schwierig und hängt vor allem von den zukünftigen Aktienbewegungen ab. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass wir den Weltaktienmarkt über den nächsten Wirtschaftszyklus hinweg weit outperformen werden.

Börse Express: Starten Sie bei Null?

Gernot Heitzinger: Das Startvolumen liegt bereits jetzt bei mehr als 15 Millionen Euro.

Börse Express: Was ist derzeit das grundsätzliche Problem von Asset Managern?

Gernot Heitzinger: Für Anleger liegt eine vernünftige Ren­dite zwischen 7 und 10 Prozent. Im aktuellen Umfeld, in dem 30jährige deutsche Bundesanleihen weniger als drei Prozent bringen, sind eigentlich vier Prozent Ertrag bereits genial. Das dem Kunden zu "transportieren", ist aber schwierig.