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Morrien: Lebensversicherungen: Allianz kauft Immobilien

Newsletter vom 17.8.2010Liebe Schlussgong-Leser,

 

die Verlustserie ist gerissen. Heute konnten die Bullen, die Optimisten an der Börse, wieder zurückschlagen. Der DAX stieg um über 1,5% auf gut 6.200 Punkte. Obwohl die weltweiten Konjunkturdaten erneut durchwachsen ausgefallen sind, liegen fast alle Aktienmärkte in Europa und Nordamerika im Plus.

Ein Grund für den Stimmungswechsel: Mehrere große Übernahmen in den USA bringen wieder "Kurs-Phantasie" in den Markt. Im DAX wird der Dünger- und Salzhersteller K+S als "heißer" Übernahme-Kandidat gehandelt. Der Aktienkurs schoss über 5% in die Höhe.

Für "Phantasie" hat heute auch der Versicherungsriese Allianz gesorgt. Die Ankündigung: Aufgrund der niedrigen Renditen für sichere Staatsanleihen soll ein Teil des Kapitals umgeschichtet werden. Wenn die Konkurrenz dem Beispiel des Marktführers folgt - und das war in der Vergangenheit oft der Fall - kann es bald in einigen Märkten sehr spannend werden. Dann werden dreistellige Milliardensummen umgeschichtet.

Mini-Renditen der Staatsanleihen reichen nicht mehr

Gestern habe ich Ihnen hier im Schlussgong bereits ausführlich das Problem der Lebensversicherungen geschildert (die Schlussgong-Ausgabe finden Sie auf der Seite www.depot-optimierung.gevestor.de im Internet-Archiv).

Wenn deutsche Staatsanleihen nur noch Renditen von gut 2% abwerfen, reicht das nicht, um die durchschnittliche Zinsgarantie in Höhe von 3,4% abzudecken. Kurzfristig kann eine "Rendite-Dürre" überbrückt werden, da jedoch eine deutliche Zins-Wende erst 2011 oder 2012 zu erwarten ist, geraten immer mehr Versicherungen unter Druck.

Die Reaktion der Allianz: Ein Teil des Kapitals soll in Anlageformen mit höheren Rendite-Erwartungen umgeschichtet werden. Die andere Alternative kommt für die Allianz nicht in Frage: Es sollen keine Reserven aufgelöst werden, um die Zeit bis zur Zins-Wende zu überbrücken. Das wäre ein Zeichen von Schwäche. Ein verdeckter Seitenhieb gegen Konkurrenten, die einfach nur abwarten.

Favoriten der Allianz: Unternehmensanleihen und Staatsanleihen aus Wachstumsmärkten

Die Allianz-Manager haben auch schon verraten, welche Anlageklassen die neuen Favoriten sind. Die Versicherung möchte verstärkt in Unternehmensanleihen investieren. Das überrascht etwas, da diese Anlageklasse in den vergangenen Monaten bereits sehr gut gelaufen ist.

Der zweite Schwerpunkt kommt weniger überraschend. Die Allianz will in Staatsanleihen investieren. Neu daran ist: Auf der Einkaufsliste stehen besonders Staatsanleihen von Ländern aus den Wachstumsmärkten. Das ist ein logischer Schritt. Viele Schwellenländer weisen aktuell eine relativ geringe Staatsverschuldung auf. Aus den ehemaligen "Sorgenkindern" sind Musterschüler geworden. Und die Lehrmeister haben versagt...

Immobilien-Anteil wird eifrig aufgestockt

Nicht erwähnt haben die Allianz-Manager den Immobilien-Bereich. Hier sorgen Taten statt Worte für klare Verhältnisse. So verhandelt die Allianz aktuell mit dem Discounter Aldi Süd über ein großes Immobilien-Geschäft. Allianz will die Immobilien erst kaufen und dann an Aldi Süd wieder vermieten. Das Volumen des Geschäfts ist noch nicht bekannt, da der Deal aber beim Bundeskartellamt angemeldet wurde, kann es sich nicht nur um Kleinigkeiten handeln.

Und wenn die Allianz einkauft, dann wird der Einkaufswagen auch gefüllt. In dieser Woche wurde bekannt, dass die Allianz dem Bonner Immobilienkonzern IVG ein zehnstöckiges Bürogebäude in Frankfurt abkauft. Die Allianz hat das Gebäude als neues Hauptquartier für die Fondstochter gekauft. Wer Kapital hat, ist momentan der König am Immobilienmarkt. IVG ist froh, mit dem Verkaufserlös die Schulden senken zu können, die Allianz konnte günstig eine Immobilie erwerben.

Aktienquote nicht erhöht - aber neue Aktien-Fonds als Käufer gegründet

Als Anlageklasse mit hohen Rendite-Chancen würde sich auch der Aktienmarkt anbieten. Hier sieht die Allianz allerdings kurzfristig keinen Handlungsbedarf. Das ist aber auch verständlich. Mit einer zuletzt gemeldeten Aktienquote von rund 7% ist der Aktien-Anteil schon jetzt höher als bei vielen Konkurrenten. Außerdem: Steigen die Kurse, steigt der Anteil automatisch Richtung 10%.

Grundsätzlich bewertet die Allianz Aktien positiv. Dafür gibt es klare Belege. Die Allianz-Tochter Pimco, die sich auf Anleihen spezialisiert hat, legt in diesen Wochen die ersten Aktien-Fonds auf. Über diese Fonds tritt die Allianz schon bald als Käufer am Aktienmarkt auf. Wie gestern geschrieben: Die große Umschichtung wird kommen.