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RZB-Börsenradio: Der Markt sucht das Haar in der Suppe

Der ATX hatte zu kämpfen, gleich nach Handelsbeginn ging es für ihn abwärts, so der Börsen-Radio-Sprecher einleitend. Zu Handelsschluss lag der Index 22,31 Punkte oder 0,96 Prozent im Minus bei 2.303,68 Punkten. Die Tops: Mayr-Melnhof, Telekom Austria, Andritz. Die Flops: Wienerberger, RHI, Zumtobel. Es gab zwei Belastungsfaktoren: Zum einen die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Irlands durch die Ratingagentur Moody's. Holger Scholze vom Parkett dazu: "Experten gehen davon aus, dass die irische Regierung keine Schwierigkeiten haben wird, bei der Anleihen-Emission am Dienstag genügend Interessenten zu finden. Man sagt, dass das Entscheidende sei, dass der Ausblick stabil gehalten wurde", so Scholze. Zum anderen wurden die Börsen durch das geplante Bankensteuerpaket in Ungarn belastet. Ungarn bleibt aber eiskalt, so der Sprecher, lehnt alle weitere Sparmassnahmen ab und hat alle Gespräche mit IWF auf Eis gelegt.

Die Meldungen des Tages: Der börsenotierte Mischkonzern A-Tec hat seine Ende Juni angekündigte Retail-Anleihe abblasen müssen. Die Nachfrage war trotz der hohen Verzinsung von 8 Prozent zu gering. "Private und institutionelle Anleger, das sind derzeit komplett unterschiedliche Welten", meinte A-Tec-Boss Mirko Kovats im "WirtschaftsBlatt" (Montag). Daher wolle man im Herbst eine Anleihe prüfen.

Der börsenotierte oberösterreichische Autozulieferer Miba führt sein Rückkaufprogramm für eigene Aktien weiter. Ziel sind zehn Prozent des Grundkapitals (130.000 Stück). Bisher hat Miba in vier Tranchen 66.000 Aktien zurückgekauft. Nun läuft die fünfte Tranche über bis zu 30.000 Aktien.

Peter Brezinschek, Leiter von Raiffeisen Research, mit einer Einschätzung zur laufenden Berichtssaison. Er kann sich vorstellen, dass, wenn die positiven Effekte der Berichtssaison auslaufen, ein Druck auf die Börse von Seiten der Konjunktur kommen könnte. Hinsichtlich der Irland-Rückstufung meint er: "Es hat keine grosse Reaktion an den Märkten (Risikoaufschläge) gegeben". Es handle sich seiner Meinung nach dabei um einen gewissen Nachzieheffekt, "der am Markt für nicht mehr viel Verunsicherung sorgen sollte".

Beim Frankfurter DAX sah alles eigentlich ganz gut aus. Allerdings dreht der Index am Nachmittag ins Minus und schloss 0,52 Prozent schwächer bei 6.009,11 Punkten. Grund dafür waren US-Konjukturdaten. Die Tops: Deutsche Telekom, ThyssenKrupp, Merck. Die Flops: VW, BMW, MAN.

Die Unternehmensmeldungen:
- Wegen der gescheiterten Übernahme durch Porsche sieht sich nun auch Volkswagen einer Schadenersatzforderung in Milliardenhöhe ausgesetzt. Die Münchner Kanzlei CLLB, die mehrere Dutzend Fonds vertrete, habe Schadenersatzansprüche über 2,4 Milliarden Euro gegenüber der Porsche Automobil Holding SE angemeldet. Jetzt will die Kanzlei ihre Ansprüche auf VW ausweiten.

- Der Netzausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) übernimmt Aktivitäten des US-Konzerns Motorola im Bereich Mobilfunknetze. Wie NSN am Montag aus der Nokia-Zentrale in Espoo bei Helsinki mitteilte, soll damit vor allem die eigene Präsenz in den USA und Japan gestärkt werden. Der Kaufpreis beträgt 1,2 Mrd. Dollar (930 Mio. Euro).

- Der Energiekonzern RWE hat eine geplante Milliardeninvestition in Gasfelder vor Ägypten besiegelt. Die Fördertochter RWE Dea habe mit der ägyptischen Staatsgesellschaft EGPC und dem britischen Ölkonzern BP einen Vertrag zur Ausbeutung der im Mittelmeer liegenden Felder unterzeichnet. RWE hatte bereits im Mai angekündigt, in den nächsten 18 Jahren vor der ägyptischen Küste umgerechnet rund 2,8 Mrd. Euro investieren zu wollen.

- Die LKW-Sparte des Münchener MAN-Konzerns schreibt seit März wieder schwarze Zahlen. "Daher wage ich die Prognose, dass wir ab dem zweiten Quartal auch das Gesamtjahr positiv abschließen werden", sagte MAN-Vorstandssprecher Georg Pachta-Reyhofen dem "Handelsblatt". MAN will in diesem Jahr in Europa wieder mehr als 50.000 LKW produzieren, das sind rund 10.000 mehr als 2009. Hinzu sollen nach den Worten von Pachta-Reyhofen zusätzlich 50.000 Fahrzeuge von MAN Latin America kommen, der von VW erworbenen Brasilien-Tochter.

- Die Manz Automation AG hat einen Know-how Lizenzierungs- und Kooperationsvertrag mit der Würth Solar GmbH & Co. KG unterzeichnet. Dadurch erwirbt Manz nach eigenen Angaben exklusiv die Nutzungsrechte an der CIGS-Produktionstechnologie von Würth Solar und werde so zum einzigen Anbieter, der aktuell eine integrierte und vollproduktive Produktionslinie für CIGS Solarmodule anbieten könne, die auch wirtschaftlich betrieben werden kann. Zu Wort kommt Manz-CFO Martin Hipp. Er will nächstes Jahr die erste Linie präsentieren und rechnet auch mit Umsatzbeiträgen im kommenden Jahr.

- Die solarhybrid AG hat das 1. Halbjahr 2010 erfolgreich abgeschlossen. Der Umsatz stieg nach vorläufigen Zahlen auf 102,5 Mio. Euro. Damit wurde der im Geschäftsbericht 2009 avisierte Halbjahresumsatz von 90 bis 100 Mio. Euro übertroffen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen, EBIT, belief sich im 1. Halbjahr 2010 nach vorläufigen Zahlen auf 4,1 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern lag bei gut 3,9 Mio. Euro. Aufgrund hoher bestehender Verlustvorträge wird die Steuerlast von solarhybrid im 1. Halbjahr 2010 wie auch im Gesamtjahr extrem gering ausfallen. Zu Wort kommt Vorstand Tom Schröder.

- Die Fluglinie Emirates Airline kauft weiter ein und bestellt 30 Maschinen des Typs "777" bei dem US-Flugzeughersteller Boeing. Der Auftrag hat nach Listenpreis ein Volumen von 9,2 Mrd USD.

- Der US-Versicherer AIG hat sich mit einer Gruppe Aktionäre auf einen Vergleich geeinigt. Das Institut willigte nach Angaben vom Freitag ein, 725 Millionen Dollar (558 Mio. Euro) zu zahlen, um das jahrelange Betrugsverfahren beizulegen. Der seit 2004 laufende Rechtsstreit war eine der größten Sammelklagen in der Geschichte der USA und wurde federführend von drei Pensionsfonds in Ohio geführt. AIG wurde vorgeworfen, zwischen Oktober 1999 und April 2005 Bilanzbetrug und Börsenmanipulation betrieben zu haben.

- Die US-Fluggesellschaft Delta Airlines ist im zweiten Quartal wieder in die schwarzen Zahlen geflogen. Der Überschuss belief sich auf 467 Mio. US-Dollar (361 Mio. Euro). Im Jahr zuvor war an gleicher Stelle ein Fehlbetrag von 257 Mio. Dollar gestanden. Beim Umsatz legte Delta im zweiten Quartal um 17 Prozent auf 8,2 Mrd. Dollar zu. Die Gesellschaft war Ende 2008 mit den Northwest Airlines fusioniert.

Christian Hinterwallner, Aktienmarkt-Analyst bei Raiffeisen Research, mit einem kleinen Zwischen-Resumee zur angelaufenen US-Berichtssaison: "Man kann sagen, dass die Unternehmen überwiegend die Erwartungen übertreffen konnten. Der Markt sucht aber das Haar in der Suppe und betrachtet das Glas als halb voll". Hinterwallner streicht vor allem die guten Tech-Ergebniss hervor. Bei den Finanztiteln sei zwar größtenteils ein über den Erwartungen liegender Nettogewinn präsentiert worden, allerdings lagen die Einnahmen größtenteils hinter den Erwartungen zurück, so Hinterwallner. Hintergrund: Das Geschäft im Investmentbanking ging etwas zurück, dafür aber auch die Risikovorsorgen.

Diese Woche die Augen aufhalten sollte man laut Hinterwallner bei IBM, Halliburton, Apple, Yahoo, Goldman Sachs, Altria, Morgan Stanley, uvm. Er rechnet mit positiven Überraschungen, schönen Gewinnanstiegen und einem insgesamt "positiven Grundton".

Von Seiten der Konjunktur ist allerdings mit Rückgängen zu rechnen. Diese Woche sind Daten vom Immobilien-Markt zu erwarten. "Interessant wird sein, ob sich die Zeichen der Stabilisierung mehren, oder ob es doch wieder nach unten geht", meint Hintewallner. In Euroraum steht die Creme de la Creme an Konjunkturdaten an. Zu erwarten sind u.a. ifo-Index und PMIs. "Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunkturdynamik in der Eurozonen etwas eintrübt". Von Seiten der Unternehmen erwartet Hinterwallner auch in Europa kräftige Anstiege bei den Nettogewinnen, aber auch von den Umsätzen.

Abschliessend noch ein Eindruck von den anderen europäischen Börsen: Auch bei Eurostoxx50 und FTSE 100 ging es am Montag leicht nach unten. Meldungen zu enthaltenden Titel gibt es zu Philips (gute Zahlen) und GDF und BP.



Hinweis: Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit der RZB. Reinhör-Link zu den kompletten Inhalten: http://www.rzb.at/boersenradio

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