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'Die Zinsen können nicht erhöht werden. Das lässt die Wirtschaft nicht zu'
Börse Express: Ihr Fonds, der Bawag PSK Europa Dividende Plus, hält YTD bei plus 3,35 Prozent, der Bloomberg-500-Index steht bei 1,00. Zufrieden?
Daniel Stössl: Durchaus.
Börse Express: Was ist der Inhalt Ihres Fonds?
Daniel Stössl: Wir haben ein Produkt kreiert, das in dividendenstarke Titel investiert, es soll ein Einsteigerprodukt für Aktien sein. Ziel ist ein Portfolio, dessen Rendite über dem Marktdurchschnitt liegt. Investiert wird hauptsächlich in Large Caps, die Beimischung von Small Caps ist mit 20 Prozent erlaubt. Der Fonds hat mehr als 130 Titel, wir gehen auch keine grösseren Sektorwetten ein. Und per Optionsverkauf auf Large Caps wird versucht, ein Zusatzeinkommen zu generieren.
Börse Express: Die aktuelle Dividendenrendite liegt wo?
Daniel Stössl: Bei 4,8 Prozent.
Börse Express: Was ist der Nachteil an dem System mit dem Optionsverkauf?
Daniel Stössl: Bei stark steigenden Märkten ist man durch den Optionsverkauf nicht voll dabei. Durch Verschreiben kann man Rendite liegen lassen. Dafür ist man in allen anderen Marktphasen im Vorteil.
Börse Express: Was brachte der Call-Verkauf?
Daniel Stössl: Seit Fondsauflage im Oktober 2008 wurde ein Cash Flow von acht Prozent eingenommen. Das bringt neben den Dividenden den Polster auf den Gesamtmarkt.
Börse Express: Warum ist das wichtig?
Daniel Stössl: Jeder Fonds konkurriert mit ETFs. Daher muss man einen Produktnutzen generieren. Und der heisst in dem Fall, die Vorteile des Verschreibens von Optionen dem Privatanleger nutzbar zu machen.
Börse Express: Die Dividendensaison ist eigentlich bereits vorbei. Sollte ich da mit einem Investment bei Ihnen noch warten?
Daniel Stössl: Es gibt auch quartalsweise Ausschüttungen, aber es stimmt, der Grossteil ist vorbei. Die Historie hat aber gezeigt, dass eine Dividendenstrategie nicht nur in gewissen Monaten gut performt, es gibt keine wirkliche Saisonalität.
Börse Express: Wie suchen Sie die Fonds-Titel aus - einfach die mit der höchsten Dividendenrendite?
Daniel Stössl: Dann hätte ich sehr viele Telekoms und Versorger und damit ein Klumpenrisiko - das will ich nicht. Denn das Wichtigste ist die Risikostreuung. Was sich wieder bei den Versorgern gezeigt hat. Mit der Diskussion um die Brennelemente-Steuer und ähnliches haben Utilities den Gesamtmarkt underperformt. Und auf Einzeltitelebene gilt, dass kein Unternehmen mit mehr als ein Prozent Gewichtung in den Fonds gekauft wird. Das machte sich etwa bei BP bezahlt. Bis zur Geschichte am Golf war das Unternehmen ein Flaggschiff der Dividende. Durch die breite Streuung kann man durch einen Titel nie unter extremen Leidensdruck kommen.
Börse Express: Gilt die Ein-Prozent-Marke immer?
Daniel Stössl: Nur beim Kauf. Es erfolgt kein Rebalancing, wenn der Titel gut läuft, kann das Gewicht also grösser eins werden.
Börse Express: Zurück zur Fondsauswahl
Daniel Stössl: Der Fonds hat als Universum Titel mit einer Marktkapitalisierung grösser 100 Millionen Euro. Das sind 2300 Aktien. Die kann man nicht bis ins Detail kennen. Wir haben daher ein Screening-Modell entwickelt, das die interessantesten Werte einmal herausfiltert.
Börse Express: Das Modell beinhaltet was?
Daniel Stössl: Etwa ein Regressionsmodell, wo die Unternehmen im Vergleich zur Peergroup gestellt werden. Natürlich geht es auch um klassische Kennzahlen wie Preis zu Buchwert, Eigenkapitalrendite, KGV, aber auch eigene Sentiment-Indikatoren.
Börse Express: Also ein rein quantitatives Modell?
Daniel Stössl: Das Screening ist die Vorauswahl. Dann sehen ein Kollege und ich uns diese Titel genau an - das ist die qualitative Komponente des Fonds.
Börse Express: Vertrauen Sie sich selbst?
Daniel Stössl: Was man macht, muss man auch vertreten können. Ich halte viel von der Konzeption und investiere im Rahmen eines Sparplans selbst in den Fonds. Meine Nichte übrigens auch.
Börse Express: Welchen Bereich haben Sie derzeit per Option verschrieben?
Daniel Stössl: Per September vor allem auf Industrie, die Reisebranche und Telekoms.
Börse Express: Wie ist ihr wirtschaftliches Gesamtbild?
Daniel Stössl: Die Zinsen werden eher länger tief bleiben - die Zinsen können nicht erhöht werden, das lässt die Wirtschaft nicht zu. Staaten, Haushalte und Unternehmen müssen ihre "Haushalte" in Ordnung bringen. Das führt dazu, dass sich Europa in den nächsten Jahren unter den Trendwachstumsraten der 90er-Jahre entwickeln wird. Um die Exzesse aus dem System zu bekommen, braucht man Zeit.
Börse Express: Untergewichtungen auf Branchenseite gibt es wo?
Daniel Stössl: Allzu grosse Abweichungen machen wir nicht, aber Banken, Minen und Healthcare sind leicht untergewichtet.
Börse Express: Und Übergewichtungen
Daniel Stössl: Telekoms und Versorger.
Börse Express: Sie sprachen vorher von einer Underperformance der Versorger
Daniel Stössl: Ich habe im Juni Snam Rete Gas gekauft und bin auch in der ähnlich aufgestellten Red Electrica investiert. Snam betreibt das italienische Gas-Pipeline-System.
Das zeigt die Tendenz des Fonds, innerhalb eines Sektors in die konservativen
Titel zu investieren.
Börse Express: Warum überhaupt derzeit Aktien kaufen?
Daniel Stössl: Die Unternehmen sind für die mageren Jahre gut aufgestellt, sie sind schlank.
Und wegen der niedrigen Zinsen gibt es zu Aktien wenig Alternativen. Ich nenne nur das Beispiel France Telecom: An Dividendenrendite bekomme ich dort 9,5 Prozent, der Bond bringt 4,5 Prozent. Da sind Jahr für Jahr fünf Prozent Kursverlust an Risiko eingepreist.
Börse Express: Wie sieht es mit Österreichern im Portfolio aus
Daniel Stössl: Wir haben den Flughafen Wien und die OMV. Beide Werte gefallen mir von der Bewertung her gut.
Börse Express: Was ist für Sie die Kunst des Fondsmanagers?
Daniel Stössl: Nicht zu oft falsch zu liegen.
Börse Express: Heisst, Sie hatten schon Fehlgriffe?
Daniel Stössl: Zu Fondsbeginn setzte ich etwa auf einen schwedischen Anbieter von Yellow Pages, Eniro. Der wirkte stabil. Aber im Zuge der Krise und der Konkurrenz Internet wurde die Dividende gestrichen. Da habe ich dann schlecht verkauft. Aber da ich nicht viele Eier in einem Korb habe, tut das nicht weh.
Börse Express: Was war ein positives Erlebnis?
Daniel Stössl: Delticom, ein Online-Vertrieb von Reifen mit angeschlossenen Dienstleistungen. Die habe ich im Juni 2009 um 15 gekauft, heute steht die Aktie bei 40. Das freut einen innerlich, ist aber mehr die persönliche Eitelkeit, denn natürlich hat das dahinterstehende Modell den Titel überhaupt erst gescreent.
Börse Express: Was wären Sie, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?
Daniel Stössl: Meine anderen Interessen sind Reisen, Geschichte und Geografie. Als 18jähriger habe ich überlegt, welches Berufsbild da passen könnte. Zum Lehrer bin ich nicht geboren. Das Thema Börse hat mich schon in der Kindheit fasziniert. Ich bin gern Fondsmanager, da es ein extem spannendes Betätigungsfeld ist, das einen immer herausfordert und sofort Feedback gibt. Wir werden an der Rendite gemessen und beurteilt. Meine Freundin sagt jedenfalls, dass man sieht, dass es mir Spass macht, wenn ich morgens aus dem Haus gehe.
Börse Express: Als Fondsmanager beschreiben Sie sich wie?
Daniel Stössl: Ich bin nicht der Visionär, der erkennt, ob eine Technologie oder ein bestimmtes Biotech-Produkt den grossen Erfolg haben wird. Mit dem systematischen Ansatz fühle ich mich wohl, der passt zu mir.
Börse Express: Was war ihre erste private Aktie?
Daniel Stössl: Die AUA, 1990 beim Golfkrieg. Die hat dann richtig Freude gemacht.
Daniel Stössl: Durchaus.
Börse Express: Was ist der Inhalt Ihres Fonds?
Daniel Stössl: Wir haben ein Produkt kreiert, das in dividendenstarke Titel investiert, es soll ein Einsteigerprodukt für Aktien sein. Ziel ist ein Portfolio, dessen Rendite über dem Marktdurchschnitt liegt. Investiert wird hauptsächlich in Large Caps, die Beimischung von Small Caps ist mit 20 Prozent erlaubt. Der Fonds hat mehr als 130 Titel, wir gehen auch keine grösseren Sektorwetten ein. Und per Optionsverkauf auf Large Caps wird versucht, ein Zusatzeinkommen zu generieren.
Börse Express: Die aktuelle Dividendenrendite liegt wo?
Daniel Stössl: Bei 4,8 Prozent.
Börse Express: Was ist der Nachteil an dem System mit dem Optionsverkauf?
Daniel Stössl: Bei stark steigenden Märkten ist man durch den Optionsverkauf nicht voll dabei. Durch Verschreiben kann man Rendite liegen lassen. Dafür ist man in allen anderen Marktphasen im Vorteil.
Börse Express: Was brachte der Call-Verkauf?
Daniel Stössl: Seit Fondsauflage im Oktober 2008 wurde ein Cash Flow von acht Prozent eingenommen. Das bringt neben den Dividenden den Polster auf den Gesamtmarkt.
Börse Express: Warum ist das wichtig?
Daniel Stössl: Jeder Fonds konkurriert mit ETFs. Daher muss man einen Produktnutzen generieren. Und der heisst in dem Fall, die Vorteile des Verschreibens von Optionen dem Privatanleger nutzbar zu machen.
Börse Express: Die Dividendensaison ist eigentlich bereits vorbei. Sollte ich da mit einem Investment bei Ihnen noch warten?
Daniel Stössl: Es gibt auch quartalsweise Ausschüttungen, aber es stimmt, der Grossteil ist vorbei. Die Historie hat aber gezeigt, dass eine Dividendenstrategie nicht nur in gewissen Monaten gut performt, es gibt keine wirkliche Saisonalität.
Börse Express: Wie suchen Sie die Fonds-Titel aus - einfach die mit der höchsten Dividendenrendite?
Daniel Stössl: Dann hätte ich sehr viele Telekoms und Versorger und damit ein Klumpenrisiko - das will ich nicht. Denn das Wichtigste ist die Risikostreuung. Was sich wieder bei den Versorgern gezeigt hat. Mit der Diskussion um die Brennelemente-Steuer und ähnliches haben Utilities den Gesamtmarkt underperformt. Und auf Einzeltitelebene gilt, dass kein Unternehmen mit mehr als ein Prozent Gewichtung in den Fonds gekauft wird. Das machte sich etwa bei BP bezahlt. Bis zur Geschichte am Golf war das Unternehmen ein Flaggschiff der Dividende. Durch die breite Streuung kann man durch einen Titel nie unter extremen Leidensdruck kommen.
Börse Express: Gilt die Ein-Prozent-Marke immer?
Daniel Stössl: Nur beim Kauf. Es erfolgt kein Rebalancing, wenn der Titel gut läuft, kann das Gewicht also grösser eins werden.
Börse Express: Zurück zur Fondsauswahl
Daniel Stössl: Der Fonds hat als Universum Titel mit einer Marktkapitalisierung grösser 100 Millionen Euro. Das sind 2300 Aktien. Die kann man nicht bis ins Detail kennen. Wir haben daher ein Screening-Modell entwickelt, das die interessantesten Werte einmal herausfiltert.
Börse Express: Das Modell beinhaltet was?
Daniel Stössl: Etwa ein Regressionsmodell, wo die Unternehmen im Vergleich zur Peergroup gestellt werden. Natürlich geht es auch um klassische Kennzahlen wie Preis zu Buchwert, Eigenkapitalrendite, KGV, aber auch eigene Sentiment-Indikatoren.
Börse Express: Also ein rein quantitatives Modell?
Daniel Stössl: Das Screening ist die Vorauswahl. Dann sehen ein Kollege und ich uns diese Titel genau an - das ist die qualitative Komponente des Fonds.
Börse Express: Vertrauen Sie sich selbst?
Daniel Stössl: Was man macht, muss man auch vertreten können. Ich halte viel von der Konzeption und investiere im Rahmen eines Sparplans selbst in den Fonds. Meine Nichte übrigens auch.
Börse Express: Welchen Bereich haben Sie derzeit per Option verschrieben?
Daniel Stössl: Per September vor allem auf Industrie, die Reisebranche und Telekoms.
Börse Express: Wie ist ihr wirtschaftliches Gesamtbild?
Daniel Stössl: Die Zinsen werden eher länger tief bleiben - die Zinsen können nicht erhöht werden, das lässt die Wirtschaft nicht zu. Staaten, Haushalte und Unternehmen müssen ihre "Haushalte" in Ordnung bringen. Das führt dazu, dass sich Europa in den nächsten Jahren unter den Trendwachstumsraten der 90er-Jahre entwickeln wird. Um die Exzesse aus dem System zu bekommen, braucht man Zeit.
Börse Express: Untergewichtungen auf Branchenseite gibt es wo?
Daniel Stössl: Allzu grosse Abweichungen machen wir nicht, aber Banken, Minen und Healthcare sind leicht untergewichtet.
Börse Express: Und Übergewichtungen
Daniel Stössl: Telekoms und Versorger.
Börse Express: Sie sprachen vorher von einer Underperformance der Versorger
Daniel Stössl: Ich habe im Juni Snam Rete Gas gekauft und bin auch in der ähnlich aufgestellten Red Electrica investiert. Snam betreibt das italienische Gas-Pipeline-System.
Das zeigt die Tendenz des Fonds, innerhalb eines Sektors in die konservativen
Titel zu investieren.
Börse Express: Warum überhaupt derzeit Aktien kaufen?
Daniel Stössl: Die Unternehmen sind für die mageren Jahre gut aufgestellt, sie sind schlank.
Und wegen der niedrigen Zinsen gibt es zu Aktien wenig Alternativen. Ich nenne nur das Beispiel France Telecom: An Dividendenrendite bekomme ich dort 9,5 Prozent, der Bond bringt 4,5 Prozent. Da sind Jahr für Jahr fünf Prozent Kursverlust an Risiko eingepreist.
Börse Express: Wie sieht es mit Österreichern im Portfolio aus
Daniel Stössl: Wir haben den Flughafen Wien und die OMV. Beide Werte gefallen mir von der Bewertung her gut.
Börse Express: Was ist für Sie die Kunst des Fondsmanagers?
Daniel Stössl: Nicht zu oft falsch zu liegen.
Börse Express: Heisst, Sie hatten schon Fehlgriffe?
Daniel Stössl: Zu Fondsbeginn setzte ich etwa auf einen schwedischen Anbieter von Yellow Pages, Eniro. Der wirkte stabil. Aber im Zuge der Krise und der Konkurrenz Internet wurde die Dividende gestrichen. Da habe ich dann schlecht verkauft. Aber da ich nicht viele Eier in einem Korb habe, tut das nicht weh.
Börse Express: Was war ein positives Erlebnis?
Daniel Stössl: Delticom, ein Online-Vertrieb von Reifen mit angeschlossenen Dienstleistungen. Die habe ich im Juni 2009 um 15 gekauft, heute steht die Aktie bei 40. Das freut einen innerlich, ist aber mehr die persönliche Eitelkeit, denn natürlich hat das dahinterstehende Modell den Titel überhaupt erst gescreent.
Börse Express: Was wären Sie, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?
Daniel Stössl: Meine anderen Interessen sind Reisen, Geschichte und Geografie. Als 18jähriger habe ich überlegt, welches Berufsbild da passen könnte. Zum Lehrer bin ich nicht geboren. Das Thema Börse hat mich schon in der Kindheit fasziniert. Ich bin gern Fondsmanager, da es ein extem spannendes Betätigungsfeld ist, das einen immer herausfordert und sofort Feedback gibt. Wir werden an der Rendite gemessen und beurteilt. Meine Freundin sagt jedenfalls, dass man sieht, dass es mir Spass macht, wenn ich morgens aus dem Haus gehe.
Börse Express: Als Fondsmanager beschreiben Sie sich wie?
Daniel Stössl: Ich bin nicht der Visionär, der erkennt, ob eine Technologie oder ein bestimmtes Biotech-Produkt den grossen Erfolg haben wird. Mit dem systematischen Ansatz fühle ich mich wohl, der passt zu mir.
Börse Express: Was war ihre erste private Aktie?
Daniel Stössl: Die AUA, 1990 beim Golfkrieg. Die hat dann richtig Freude gemacht.