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Glechner: Wochenkommentar: Berichtssaison im Fokus

Die monatliche Befragung der Einkaufsmanager in den USA durch das Institute for Supply Management (ISM) brachte im Juni sowohl für den Bereich Verarbeitendes Gewerbe als auch für den Dienstleistungssektor wenig erfreuliche Ergebnisse. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe fiel auf 56,2 Punkte, nachdem er in den Monaten März, April und Mai durchgängig nahe der 60-Punkte- Marke notiert hatte. Der entsprechende Wert für den Dienstleistungssektor ging nach jeweils 55,4 Punkten in den drei vorangehenden Monaten auf 53,8 Punkte zurück. Dennoch liegen die Werte immer noch deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Ebenfalls eine negative Tendenz wiesen im Mai die Auftragseingänge in der US-Industrie auf. Nachdem letztere im April noch um 1,0% M/M zulegen konnten, wurde mit -1,4% M/M im Folgemonat ein deutlicher Rückgang beobachtet. Ohne das stark schwankende Transportgütersegment betrug der monatliche Rückgang 0,6%. Weiterhin getrübt blieb die Situation am US-Arbeitsmarkt. Nachdem zuletzt weniger Amerikaner auf den Arbeitsmarkt drängten, fiel zwar die Arbeitslosenrate im Juni auf 9,5% und somit auf den niedrigsten Stand seit knapp einem Jahr, jedoch wurde gleichzeitig erstmals während des laufenden Jahres ein Rückgang bei der Zahl der Beschäftigten beobachtet. Im Vergleich zum Vormonat reduzierte sich die entsprechende Zahl um 125.000 Menschen (Mai: +433.000). Die zweite Eurostat-Schätzung des BIP-Wachstums in der Eurozone bestätigte grösstenteils die bisherigen Berechnungen. Demnach wuchs die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0,2% Q/Q bzw. um 0,6% im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres. Mit +2,7% Q/Q katapultierte sich Irland aus der Rezession, während die griechische Wirtschaft um 1% Q/Q schrumpfte. In Österreich war ein leichtes Negativwachstum von -0,1% Q/Q zu beobachten. Beim Absatzvolumen im Einzelhandel wurde in der Eurozone im Mai ein Anstieg um 0,2% M/M registriert (April: -0,9%), während sich der Einkaufsmanagerindex im Juni auf 55,6 Punkte (Mai: 55,8 Punkte) leicht verschlechterte. Die Arbeitslosenrate betrug, wie schon in den beiden Monaten zuvor, 10%, wobei Österreich mit 4% (April: 4,1%) den geringsten Wert innerhalb des gemeinsamen Währungsraumes aufwies, während in Spanien (19,9%) beinahe jeder Fünfte ohne Arbeit war.

Trotz der Veröffentlichung von einigen schwachen Konjunkturdaten sind die Aktienkurse in den letzten Tagen mehrheitlich gestiegen. Unterstützt wurde die Aufwärtsbewegung vor allem von einem überraschend guten Ergebnisausblick der US-Bank State Street. Am 12. Juli beginnt die neue Berichtssaison der US-Unternehmen mit den detaillierten Zahlen über das zweite Quartal. Während in den USA bereits Mitte des Monats viele Unternehmen ihre Quartalszahlen veröffentlichen werden, gewinnt die Berichtssaison in Europa erst gegen Ende Juli an Dynamik. Neben der Berichtssaison werden in den nächsten Tagen auch die anstehenden Konjunkturdaten (USA: Einzelhandelsumsatz, Industrieproduktion, Philadelphia Fed Index; EZ: Industrieproduktion) die Richtung der Märkte mitbestimmen. Mit einigen Impulsen vor allem von Seiten der neuen Berichtssaison erwarten wir in den nächsten Tagen mehrheitlich etwas steigende Aktienkurse.

Eine etwas höhere Risikoneigung sorgte auch für eine Aufwertung des Euro im Verhältnis zum USDollar, zum Schweizer Franken und zum japanischen Yen. In den nächsten Tagen rechnen wir mit wenig Veränderung des Euro im Verhältnis zu diesen Währungen. Die Ergebnisse der Banken- Stresstests, mit denen gemäss dem Verband der europäischen Bankenaufseher, CEBS, 91 Banken der EU getestet werden, die insgesamt 65% des EU-Bankensektors repräsentieren, werden am 23. Juli veröffentlicht. Die Europäische Zentralbank hat heute den Leitzins, wie allgemein erwartet, bei 1,0% belassen. Die wirtschaftliche Erholung hat sich im Euroraum gemäss der Notenbank in der ersten Jahreshälfte fortgesetzt. In einem Umfeld hoher Unsicherheit erwartet die EZB ein moderates und ungleichmässiges Wachstum der Wirtschaft.