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Intercell-CEO: 'Erwarten im Q2 signifikanten Anstieg der Ixiaro-Verkäufe'

Börse Express: Bei Intercell gab es in der Vergangenheit zwei Meldungen, die von Investoren als Enttäuschung aufgefasst worden sind. Zum einen verschieben sich die Studienergebnisse zum S. aureus Impfstoff voraussichtlich ins Jahr 2011, zum anderen haben die jüngsten klinischen Studien zum Impfpflaster-System gegen Vogelgrippe unklare Ergebnisse geliefert. Der Markt hat ziemlich heftig reagiert, die Aktie notiert tiefer als zu Zeiten von Lehman-Bankrott und Subprime-Krise.

Gerd Zettlmeissl: Generell waren Biotech-Werte zuletzt unter Druck. Aber klar, wir hatten diese zwei Meldungen, wobei wir die Verschiebung bei S. aureus eher positiv sehen, unser Partner Merck tut das übrigens auch. Die Verschiebung bedeutet ja nicht, dass die Studie langsamer rekrutiert wird. Es ist jedoch eine geringere Anzahl an Infektionsfällen aufgetreten. Das könnte auch ein Signal dafür sein, dass der Impfstoff besser als geplant wirkt. Es gehört zur Natur der Sache, dass bei solch grossen und komplexen Studien Verzögerungen eintreten können. Aber das ist im aktuellen Umfeld nicht leicht zu transportieren.

BE: Und bei der Studie zum Wirkstoff gegen pandemische Grippe?

Zettlmeissl: Natürlich hätten wir es gern gesehen, wenn die Ergebnisse besser ausgefallen wären. Aber wir sind sehr froh, dass auch unser Partner GSK hier mit Nachdruck weitermachen möchte. Wir werden daher so fortfahren, wie es im Rahmen unserer Kooperation geplant war und so schnell wie möglich eine weitere klinische Studie starten, bei der ein Umstieg auf den Impfstoff von GSK (bislang von Solvay, Anm.) erfolgt.
Was die Kursentwicklung der Aktie anbelangt, muss man vielleicht auch relativieren: Wir sahen Kurse von über 25 Euro zu einem Zeitpunkt, zu dem wir kein zugelassenes Produkt und kein weiteres in einer Phase-III-Studie hatten. Jetzt haben wir Ixiaro am Markt, zwei Impfstoffkandidaten in der Phase III und zahlreiche weitere Kandidaten in einem fortgeschirttenen Entwicklungsstadium, und der Kurs ist in der Nähe von 14 Euro. Das ist für uns nicht wirklich nachzuvollziehen. Inhaltlich sind wir besser aufgestellt als in allen fünf Jahren seit dem IPO. Wir haben das Impfstoffpflaster gegen Reisedurchfall in der Phase-III-Studie und erwarten hier Ergebnisse für Ende 2010/Anfang 2011. Beim Impfstoff gegen Pseudomonas erwarten wir für Ende Q3 2010 wichtige Daten, und beim Wirkstoff gegen S. aureus, der in Zusammenarbeit mit Merck entwickelt wird, sollten aussagekräftige Interimsanalysen 2011 kommen. Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Monaten Ergebnisse liefern können, die sich auch wieder positiv in der Kursperformance widerspiegeln.

BE: Die Pflaster-Technologie kommt ja auch beim Wirkstoff gegen Reisedurchfall zum Einsatz. Nach der jüngsten Meldung könnten Investoren nun ja befürchten, dass diese Technologie generell nicht als universelle Lösung taugen könnte. Wie ist das zu beurteilen?

Zettlmeissl: Das sehe ich nicht so. Es handelt sich hier um zwei ganz verschiedene Anwendungen: Beim Impfstoff gegen Reisedurchfall wird der Wirkstoff über das Pflaster verabreicht. Bei der pandemischen Grippe hingegen ist das Pflaster der Verstärker, der Impfstoff wird mittels Spritze verabreicht. Der Immunverstärker wurde auch in der Grippe-Studie sehr gut über die Haut aufgenommen - insofern sehen wir sogar als positiven Indikator für die Technologie und für die laufenden Studien zum Reisedurchfall-Pflaster.

BE: Für Enttäuschung hat im Q1 der Umsatz mit Ixiaro, dem Impfstoff gegen Japanische Enzephalitis gesorgt. Sie stellten höhere Umsätze für das Q2 in Aussicht. Ist das eingetreten?

Zettlmeissl: Wir hätten uns sicherlich in den vergangenen zwölf Monaten mehr Umsatz gewünscht. In der Zwischenzeit läuft der Verkauf aber besser an. Wir erwarten deshalb im Q2 einen signifikanten Anstieg der Verkäufe. Das Produkt hat eine sehr gute Reputation im Reisemarkt. Wir sehen unsere Einschätzungen aus dem Q1-Bericht daher bestätigt.

BE: Geben Sie eigentlich Budgetzahlen für den Umsatz mit Ixiaro an?

Zettlmeissl: Nein, in einem so frühen Stadium geben wir keine Guidance, wir können in einigen Märkten ja erst auf Erfahrungen von einigen Monaten zurückgreifen. Unsere Schätzungen für das gesamte Marktvolumen im Ausmass von 250 Mio. bis 350 Mio. Euro gelten nach wie vor. Dieses Ziel werden wir aber erst in mindestens fünf Jahren erreichen. Von diesem Volumen entfallen rund 150 bis 200 Mio. Euro auf den Bereich der Reisenden, der Militärmarkt in den USA hat ein Potenzial von 30 Mio. bis 40 Mio. Euro. Und für das Segment Asien, für das wir die Zulassung noch nicht haben, veranschlagen wir nochmals 50 Mio. bis 100 Mio. Euro.

BE: Mit Blick auf die jüngsten Kursverluste gab es Marktgerüchte, wonach ein grösserer Anleger aussteigen könnte. Haben Sie dafür Anzeichen?

Zettlmeissl: Nein, überhaupt nicht. Wir haben mit Novartis und GSK zwei grosse Aktionäre, die langfristige Partner für wichtige Projekte sind.

BE: Bemerken Sie generell eine gestiegene Nervosität bei Ihren institutionellen Anlegern?

Zettlmeissl: Nein. Die verstehen unser Geschäft sehr gut und haben grosses Vertrauen in Intercell und unsere Aktivitäten.


Interview: Bettina Schragl
Aus dem Börse Express vom 7. Juli 2010

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