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Gillinger: ATX: Das ist heute zu beachten - auf Ebbe folgt Flut

Wenn jede totale Ebbe an Daten so endet … dann müsste heute Bärenstimmung sein. Gegenüber gestern gibt’s eine wahre Zahlenflut.

HSBC hat zwar bereits im Vorfeld der heute in London startenden Austro-Roadshow seine Meinung zu zahlreichen Teilnehmern kund getan. Aber vielleicht kommen jetzt grössere Gelder nach, wenn es gelingt, die positive Meinung zu Austro-Picks ans institutionelle Publikum zu verkaufen. Vor Ort sind etwa Andritz, Intercell, Immofinanz Mayr-Melnhof, Post, Palfinger, RHI, SBO, Sparkassen Immobilien, Telekom, VIG sowie Zumtobel.

Um 16.00 Uhr meldet sich der US-Immobilienmarkt - mit den Verkäufen bestehender Häuser im Mai (hier dürfte das Steuerzuckerl noch mitgeholfen haben, da die Meldung erst mit endgültigem Kauf gemacht werden muss, und nicht wie bei den Neubauverkäufen, bereits mit Vertragsabschluss). Daher werden annualisierte 6,12 nach 5,77 Millionen Stück erwartet. Ausserdem kommt der FAHB-Hauspreisindex im April. Und der Richmond Fed Herstellerindex für Juni. Wie bei allen Vorlaufindikatoren wird hier eine Dämpfung auf hohem Niveau gesehen.

Aus Europa kommt um 10.00 Uhr der deutsche Ifo-Index für Juni. Siehe Richmond. 101,2 nach 101,5 Punkte stehen auf den Prognoselisten im Schnitt ganz oben. Was aber deutlich über dem Schnitt der vergangenen 20 Jahre von 96 Punkten liegt. Und im Mai gab es den ersten leichten Rückgang nach 16 Anstiegen.

Um 16.00 Uhr noch das Verbrauchervertrauen der Euro-Zone im Juni. Minus 19 nach minus 18 Punkten sind avisiert.

In Österreich ist HV-Tag: AI Airports International, Imperial Hotels Austria und PI Power. Danisco ist so ein bisschen internationales Indiz für Agrana. Aus den USA kommen Jabil Circuit – ein AT&S-Peergroup-Unternehmen - Adobe Systems, Carnival und Red Hat.

Interessant, wie euphorisch in Europa auf die mögliche Flexibilisierung des Yuan reagiert wurde. Auch wenn es wohl wieder vor allem Lippenbekenntnisse sind, warum freut das an sich so? Immer mehr Österreicher wie AT&S und Zumtobel wandern regelrecht gen Peking ab, um von dort den Weltmarkt zu bedienen. Da wäre ein stärkerer Yuan wohl kaum förderlich. Und der preisdämpfende Globalisierungseffekt könnte sich auch in sein Gegenteil verwandeln, wenn wir unsere Billig-Produkte nicht mehr ganz so billig bekommen. Passend dazu die letzten Unruhen bei zahlreichen Automobil-Zulieferern. Die Regierung erlaubte Streiks für höhere Löhne. Das kann natürlich ein Mittel sein, wie gewollt, den Inlandskonsum zulasten der Exportabhängigkeit zu stärken. Beginnt Phase II der Kapitalisierung Chinas? Die klassische Arbeiterschicht hat plötzlich mehr als das reine Überleben – manche schaffen, es die Mittelschicht zu verbreitern. So etwas beugt auch politischen Unruhen vor. Ob der Weg Chinas ein nachahmenswertes Beispiel ist?

Der ATX kämpfte sich gestern jedenfalls kurzfristig sogar bis in sein nächstes Fibonacci-Band zwischen 2466 und 2801 Punkten hoch. Scheiterte schlussendlich aber und schloss bei 2448 Punkten. Ich riskiere es also und setze auf eine Gegenbewegung, und nehme den ATX WAVE XXL Put (ISIN DE000DB8B5S8). Diesen, da er zwar den höchsten Spread, aber auch Hebel (9,03) aufweist. Und der Stopp-Loss liegt bei 2590 Punkten. Das liegt über der 50- (2517) und 200-Tageslinie (2548 Punkte). An so eine rasche, korrekturlose, Aufwärtsbewegung mag ich als bekennender Schwarzseher nicht glauben.

schönen Tag

Wie alles begann: Auch ich habe das ‚verlorene Jahrzehnt’ zu spüren bekommen. Kostolany ist meinem Typus dabei sicher näher als Robert Schittler, der für mich bekannteste ‚Chartist’ Österreichs, Chef der Chartanalyse von Raiffeisen. Leider. Denn sieht man sich den Markt rückblickend an, erkennt jeder Chart-Laie wann der richtige Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist. Rückblickend funktioniert es also, im Konjunktiv. Aber auch vorwärts gerichtet?

Die Idee eines Selbstversuchs war geboren: Ziel ist, mittels minimalem Zeitaufwand – einmal pro Tag muss in einem ersten Schritt reichen (Zeit wird heutzutage immer kostbarer) – besser zu sein, als der Wiener Markt. Ich verwende die gebräuchlichsten Indikatoren wie MACD (leicht und schnell bei den meisten Charttools diverser (Online-)Banken abrufbar. Liefert ein Kaufsignal, wenn die kürzere Durchschnittslinie die längere von unten schneidet, und umgekehrt) und RSI (klingt ebenfalls relativ einfach und schnell einfach einsetzbar: Werte über 70 Punkte deuten eine überkaufte Situation an, Werte von unter 30 eine überverkaufte Lage).

Was bisher geschah: 25. Jänner Kauf ATX XXL WAVE Put mit 24,2/24,4; Stopp-Loss 4800 Punkte (ISIN DE000DB91DA0) - verkauft - Gewinn 5,1% 28. Jänner Kauf ATX XXL WAVE Call mit 5,52/5,72; Stopp-Loss 2070 Punkte (ISIN DE000B2QA21) – verkauft – Verlust 5,15% 2. Februar Kauf ATX XXL WAVE Call mit 1,51/1,71; Stopp-Loss 2480 Punkte (ISIN DE000DB6G389) – ausgestoppt am 4.2. – Verlust 29,8% 2. Februar Kauf ATX XXL WAVE Put mit 2,32/2,52; Stopp-Loss 2680 Punkte (ISIN DE000DB6A234) - verkauft - Gewinn 23,4% 7. Februar: Kauf ATX XXL Wave Call mit 12,14/12,26, Stopp-Loss 1230 Punkte (ISIN DE000DB4JAF5) verkauft - Gewinn: 1,5% 16. Februar: Kauf ATX XXL Wave Call mit 3,05/3,25; Stopp-Loss 2280 Punkte (ISIN DE000DB4QW56) - verkauft - Verlust 7,2% 4. März: Kauf ATX XXL Wave Call mit 2,29/2,49; Stopp-Loss 2280 Punkte (ISIN DE000DB4QW56) 10. März: Verkauf Hälfteposition Call DE000DB4QW56 - Gewinn 10,2% 29. März: Verkauf der zweiten Hälfte Call DE000DB4QW56 -Gewinn 37,4% 6. April: Kauf ATX XXL Wave Call mit 4,38/4,58; (ISIN DE000DB4QW56) 15. April: Verkauf der Hälfte-Position von DE000DB4QW56 - Gewinn 13,21%. 21. April: Verkauf der zweiten Hälfte-Position von DE000DB4QW56 - Gewinn 8,84%. 27. April: Kauf ATX XXL Wave Call mit 5,28/5,48; (ISIN DE000DB4QW56) - halbe Position (Stopp-Loss 2280) 28. April: Kauf ATX WAVE XXL Put (ISIN DE000DB6PY46) mit 2,69 auf 2,89 03. Mai Verkauf ATX WAVE XXL Put (ISIN DE000DB6PY46) - Gewinn 10,03%. 10. Mai Kauf ATX WAVE XXL Put (D000DB96LA2) mit 6,25 auf 6,45 - halbe Position. 21. Mai Verkauf ATX XXL Wave Call (DE000DB4QW56) - Verlust 19,89% 25. Mai Verkauf ATX WAVE XXL Put (D000DB96LA2) - Gewinn 26,28% 26. Mai Kauf ATX WAVE XXL Put (D000DB96LA2) mit 7,10 auf 7,30 7. Juni Verkauf WAVE XXL Put (D000DB96LA2) - Gewinn 15,89% 7. Juni Kauf WAVE XXL Call (DE000DB2QA21) mit 2,44 auf 2,64 - halbe Position. 8. Juni Verkauf WAVE XXL Call (DE000DB2QA21) - Gewinn 1,89%

Was wurde bisher gelernt? Risiko und spekulieren sind Tabus. Der "Bauch" gehört ausgeschaltet Der ATX macht bei einem RSI von etwa 40 regelmässig halt und strebt wieder nach oben. Divergenzen zwischen der Entwicklung von RSI und ATX sind ernst zu nehmen. Bei Produkten mit eingebautem Stopp-Loss-Kurs darf es keinen Zeitmangel geben.

Rein um nicht mit einem heimischen Anbieter in den ‚Clinch’ zu kommen, bediene ich mich zumindest in einem ersten Schritt einzig im Produktsortiment der Deutsche Bank, mit dem Nachteil, dass es im Vergleich klein ist. Auf den ATX gibt es von der Deutsche Bank sogenannte WAVEs, XXL steht dann zumeist für endlose Laufzeit (siehe http://www.xmarkets.at). Als kleine Besonderheit weisen diese Papiere einen Hebel sowie eine Knock-out-Schwelle auf. Im „Handbuch“ ( Technical Analysis of the Futures Markets) steht, dass primäre Aufgabe ist, den langfristigen Trend des Marktes zu eruieren. Bloomberg liefert Daten bis 1986 – also bitte – siehe Chart.

Zweiter Schritt (laut Handbuch): Stimmt dieser langfristige mit dem mittelfristigen Trend überein? Und empfiehlt fünf Jahre (siehe Chart).

Lang- und Mittelfrist-Trend stimmen somit NICHT überein.

Der Mittelfristtrend ist dann noch im kurzfristigeren Neun-Monat-Bereich abzutesten (siehe Chart). Und warum das Ganze? Der Sinn eines Trendfolgers ist es, neue Trends schnellstmöglich zu identifizieren, das deckt der MACD ab. Im Gegensatz dazu ist der RSI ein Oszillator (misst Kursausschläge rund um ein statistisches Mittel), dessen Hauteinsatzgebiet der trendlose Markt ist. Während Trendphasen warnt ein Oszillator aber vor kurzfristigen Marktextrempunkten. Das muss noch keine Trendumkehr bedeuten, aber vielleicht etwas wie kurzfristige Gewinnmitnahmen.