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Werbeunternehmen Ströer will rasch an die Börse - IPO noch im Juli

Das deutsche Werbeunternehmen Ströer will in Kürze an die Börse. Eine mit den Plänen vertraute Person sagte Reuters, Ströer solle noch im Juli auf dem Kurszettel auftauchen. Das Kölner Unternehmen selbst kündigte am Montag seinen Börsengang im streng regulierten Prime Standard in Frankfurt für das zweite Halbjahr an.

Ströer verkauft Werbeflächen auf Plakaten, Litfasssäulen, grossen Bildschirmen oder Strassenbahnen und liebäugelt schon seit längerem mit der Börse. Das Unternehmen will rund 275 Mio. Euro über eine Kapitalerhöhung bei Investoren einsammeln. Die beiden Eigentümer, Firmenchef Udo Müller sowie Dirk Ströer, der Sohn des 2004 gestorbenen Gründers Heinz Ströer, wollen keine ihrer Aktien abgeben.

Neben den neuen Aktien aus der Kapitalerhöhung dürften aber auch Anteile aus dem Besitz des Finanzinvestors Cerberus platziert werden: Sie hatte 2005 bei der Finanzierung der Übernahme der früheren Deutsche Eisenbahn Reklame geholfen und hält seither eine Option auf 15 Prozent der Anteile an Ströer. Eine Ströer-Sprecherin sagte, die Anteile dürften beim Börsengang verkauft werden. JP Morgan und Morgan Stanley wurden mit den Vorbereitungen für das Initial Public Offering (IPO) beauftragt.

Ströer ist derzeit das einzige deutsche Unternehmen, das Börsenpläne öffentlich gemacht hat. Kurz vor Ostern waren mit Kabel Deutschland (KDG), Brenntag, Tom Tailor und Joyou erstmals seit zwei Jahren wieder Neuzugänge auf dem deutschen Kurszettel aufgetaucht. Das liess am Finanzmarkt Hoffnung aufkeimen, dass Aktien von Börsenneulingen wieder gefragt sind. Doch dann sorgte die Griechenland-Krise für Verunsicherung an den Aktienmärkten und zwang den Immobilienkonzern GSW kurz vor dem Sprung aufs Börsenparkett zu einem Rückzieher. Experten zufolge warten viele Unternehmen darauf, dass der Weg an den Markt wieder frei ist.

Mit einem Emissionserlös von über 275 Mio. Euro wäre Ströer der drittgrösste Neuzugang 2010 an der Deutschen Börse. Das Geld soll zum Abbau von Schulden ausgegeben werden, aber auch für die Expansion: Zum einen will Ströer seinen Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen Ströer Kentvizyon in der Türkei erhöhen, zum anderen die polnische News Outdoor Poland für 26 Mio. Euro schlucken. Sie gehört bisher dem Medienkonzern News Corp von Rupert Murdoch.

Das 1990 in Berlin gegründete Unternehmen erzielte mit 1.400 Mitarbeitern 2009 einen Umsatz von 470 Mio. Euro. Im ersten Quartal 2010 lag der Umsatz bei 105 Mio. Euro und das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei knapp 17 Mio. Euro.