, boerse-express

Ölpest - Anadarko sieht Schuld allein bei BP

Das an der havarierten Ölquelle im Golf von Mexiko beteiligte US-Unternehmen Anadarko Petroleum Corp hat sich der scharfen Kritik an BP angeschlossen. Das Handeln von BP vor der Explosion sei leichtfertig gewesen und könne als grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Fehlverhalten betrachtet werden, sagte Anadarko-Chef James Hackett in einem Reuters-Interview. Diese Einschätzung habe auch Einfluss auf die Verpflichtungen der Teilhaber der Ölquelle.

BP, das zu 65 Prozent an der Ölquelle beteiligt ist und die Förderung betrieb, wies die Vorwürfe vehement zurück. In einer Erklärung verwies BP darauf, dass alle Teilhaber die Kosten der Ölförderung einschließlich der Reinigungskosten nach einer Ölpest tragen müssten. Anadarko ist zu 25 Prozent an der Ölquelle beteiligt, das japanische Unternehmen Mitsui & Co. zu zehn Prozent.

Es ist üblich, dass Ölförderunternehmen wegen der hohen Kosten andere Firmen an Ölquellen beteiligen. In der Regel geben diese Firmen Geld und werden später an den Verkaufserlösen beteiligt. BP vertritt die Ansicht, dass sie sich auch an den Risiken und damit an den Kosten der Ölpest beteiligen müssten.

Dem widersprach Anadarko-Chef Hackett. Es gebe immer mehr Beweise, dass die Explosion und das Sinken der Bohrinsel sowie der Tod der elf Ölarbeiter vermeidbar gewesen wären, erklärte er. Die Katastrophe sei das Ergebnis leichtfertiger Entscheidungen und Handlungen von BP. Anadarko hätte die Dinge anders gehandhabt, aber "wir waren nicht auf der Bohrinsel und wir wurden hinsichtlich der Prozeduren und Vorgehensweisen auf der Plattform nicht konsultiert". Anadarko habe darauf vertraut, dass der Betreiber der Ölplattform im besten Interesse der Arbeiter und der Teilhaber handle. Er sei schockiert über die jetzt bekanntgewordenen Informationen, nach denen die Arbeitsweise von BP nicht sicher gewesen sei und das Unternehmen Warnsignale ignoriert habe.

Die Aktien von Anadarko sind seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April um 42 Prozent gefallen. Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des Unternehmens auf Ramsch-Status heruntergestuft. Als Begründung nannte Moody's die Unsicherheiten darüber, was für Kosten auf Anadarko wegen der Katastrophe zukämen.