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Stabel: Indexveränderungen der Deutschen Börse stehen im Fokus

1. In den letzten Wochen gerieten die Börsenkommentare gefährlich nahe in den Dunstkreis der Alchemie: Von einem unheilvollen Gebräu von finanzpolitischen Problemen einzelner Euroländer, verschiedenen Rezepturen zur Krisenbewältigung angefangen von Leerverkaufsverboten, Transaktionssteuer bis hin zur Bankenabgabe sowie geopolitischen Spannungen (in Korea) war die Rede. Neue Schockwellen verursachte auch die Insolvenz einer spanischen Sparkasse wegen Immobilienkrediten. Zuletzt gestreute Gerüchte, die chinesische Notenbank würde sich von Euro- Währungsanlagen trennen wollen, wurden inzwischen klar dementiert. Vor diesem Hintergrund fuhr der DAX Futures regelrecht Achterbahn.

2. Charttechnisch hat sich die Lage in den letzten Tagen wieder etwas entspannt: Nach der Doppelspitze Anfang Mitte Mai (siehe oberer schwarzer Balken) konnte jetzt offenbar ein doppelter Boden (unterer schwarzer Balken) eingezogen werden. Mittlerweile hat sich der Fax Futures sogar wieder schnell - vielleicht kurzfristig sogar zu schnell- dem wichtigen Widerstandsniveau von 5980 Indexpunkten (dies entspricht dem 38,2 %igen Fibonacci Rertracement) genähert. Dabei wurde bereits wieder ein Kurssignal nach Tom De Mark ausgelöst, was den DAX Futures sogar wieder in die alten Höhen ( bei 6363) von Anfang Mai führen könnte. Falls sich in der nächsten Woche die Lage an der Währungsfront nicht noch einmal zuspitzt, könnte der Futures zumindest versuchen, das wichtige Widerstandsniveau bei knapp 6000 Punkten zu überwinden.

3. Bis auf Salzgitter und SAP sind bei den DAX Unternehmen alle Hauptversammlungen durch. Zuletzt konnte die Deutsche Bank mit der Zielvorgabe für 2011, ein operatives Vorsteuerergebnis von zehn Milliarden € zu erwirtschaften, punkten. Nächste Woche berichtet noch Fraport auf der HV. Die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr wird bei 1,15 € stabil gehalten, obwohl der Ausbau des Frankfurter Flughafens in den nächsten Jahren sicherlich die Ertragslage belasten wird. Ob das Timing des hessischen Ministerpräsidenten, Roland Koch, demnächst zurückzutreten mit dem Fraport HV Termin etwas zu tun hat, werden wir spätestens in der nächsten Woche wissen. Die Stadt Frankfurt und das Land Hessen halten 50 % der Fraport Anteile, was Herrn Koch die Entscheidung, die politische Bühne zu verlassen, durchaus „erleichtert“ haben könnte.

4. Mit das interessanteste Ereignis wartet aber am Freitag, den 4. Juni, nach Börsenschluss auf uns: Dann wird nämlich der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse seine beschlossenen Veränderungen der Auswahlindizes bekannt geben.

Im DAX wird höchstwahrscheinlich bei HeidelCement zum nächsten Verkettungstermin die fast entry Regel zur Anwendung kommen. Diese besagt, dass ein Nicht-DAX-Mitglied zu den 4 Verkettungsterminen aufsteigen kann, wenn es in beiden Kriterien Rang 25 oder besser ist. Herausgenommen wird ein Indexwert, der in einem Rang schlechter als 35 ist. Existiert kein solcher Wert, wird der Indexwert mit der niedrigsten Marktkapitalisierung herausgenommen. Dies trifft derzeit Salzgitter, die damit den Platz von HeidelCement im MDAX einnehmen sollten.

Die MDAX-Liste für Mai wird sehr wahrscheinlich durch die zwei großen Neuemissionen Kabel Deutschland und Brenntag ergänzt werden. Für die Aufnahme in die MDAX Rangliste müssen beide Werte länger als 30 Tage börsennotiert sein, was per Ende Mai für beide Werte zutreffen wird. Die ersten 20 Tage Börsenumsatz werden jedoch nicht berücksichtigt (wegen erhöhtem Volumen nach Aufnahme der Börsennotiz) und der Rest des Börsen- Umsatzes wird auf einen Jahresumsatz hochgerechnet. Wahrscheinlich werden die Positionen in der nächsten MDAX- Rangliste so gut sein, dass ein fast entry (Marktkapital und Börsenumsatz Rangfolge besser als Platz 40) bei beiden Werten erreicht werden sollte. Kaum vorhersagbar ist aber die Hochrechnung des Börsenumsatzes auf Jahresbasis. Pfleiderer sollte vor dem Abstieg in den SDAX stehen, da hier das Ranking am niedrigsten ist. Gefährdet ist außerdem Bauer, mit dem zweitniedrigsten Freefloat -Marktkapital.

Im TecDAX zeichnen sich derzeit keine Veränderungen ab.

Außerdem gibt es noch zwei nennenswerte Gewichtverschiebungen bei der anstehenden Verkettung:

Bei den VW Vorzügen sind derzeit 105,238 Millionen VW Vorzüge in der DAX Gewichtung berücksichtigt. Durch die jüngste Kapitalerhöhung steigt jedoch die Anzahl der zu berücksichtigenden Aktien auf 170,143 Millionen Stück. Unter ansonsten gleichen Voraussetzungen wird sich das derzeitige DAX Gewicht der VW Vorzüge von 1,3 % ab dem 21. Juni auf etwa 2,2 % erhöhen. Das bedeutet, dass VW Positionen um indexneutral zu bleiben, um 70 % aufgestockt werden müssen.

Bei Fresenius wird sich durch die Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien die Anzahl der Aktien von 80,64 auf 161,28 Millionen Stück verdoppeln. Derzeit liegen aber 58 % der Stammaktien bei der Else Kröner Fresenius Stiftung. Da sich durch diese Umtauschoperation dieser Stiftungsanteil auf 29 % halbieren wird, werden dann 114,5 Millionen Stammaktien – dies entspricht einem Freefloat Anteil von 71 % - in die DAX Berechnung einbezogen. Die Fresenius Bestände müssen um über 40 % erhöht werden.

Alle am 4. Juni beschlossenen Veränderungen sind in den Auswahlindizes der Deutschen Börse ab dem 21. Juni gültig. Lassen wir uns überraschen, ob es so kommt, wie hier dargestellt!