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Fitch stuft Spanien herab - Börsianer: 'Sturm an Märkten zurück'

Die Ratingagentur Fitch hat am Freitagabend die Kreditwürdigkeit Spaniens gesenkt und damit an den Finanzmärkten die Zweifel an einer schnellen Gesundung der Eurozone wieder in den Mittelpunkt gerückt. Fitch stufte das Land um eine Stufe von AAA auf "AA+" zurück und erklärte zur Begründung, Spaniens wirtschaftlicher Anpassungsprozess werde schwieriger und dauere länger als bei anderen Ländern mit der Bestnote "AAA". Den wirtschaftlichen Ausblick Spaniens schätzt Fitch aber weiter stabil ein. Der Euro fiel nach dem Schritt unmittelbar um mehr als ein halbes Prozent bis auf 1,2292 Dollar. Der US-Aktienmarkt baute seine Verluste kurzfristig aus.

Damit werde der Sturm zurück an die Märkte gebracht, sagte der Experte Sterling Smith von Country Hedging. Andere sagten indes, der Schritt von Fitch komme nicht völlig überraschend.

Nun sei entscheidend, ob auch die anderen Agenturen Moody's oder S&P Spanien herabstufen. "Dann würden wir wahrscheinlich eine sehr negative Reaktion (der Märkte) haben", sagte der John Praveen von Prudential International Investments Advisers.

Die Herabstufung durch Fitch spiegelt die Besorgnis von Ökonomen wider, dass Ausgabenkürzungen zur Haushaltssanierung gleichzeitig das Wachstum hemmen. Ein geringeres Wachstum wiederum führt zu niedrigeren Steuereinnahmen.

Fitch hatte im Frühjahr bereits die Ratings für Griechenland und Portugal gesenkt und damit die Sorgen vor einer Ausweitung der Schuldenkrise in Europa geschürt.

Die Einstufung von Ratingagenturen entscheidet darüber, zu welchen Konditionen Konzerne, Banken und auch Länder auf den Kapitalmärkten Geld leihen können - je besser das Rating, desto niedriger die Zinsen. Eine Herabstufung, wie sie seit einiger Zeit bei Griechenland stattgefunden und jetzt bei Spanien für Aufsehen sorgt, bedeutet für den Kreditnehmer höhere Zinsen.

Spaniens Rating wurde von AAA auf AA plus zurückgenommen. In Schulnoten ausgedrückt hat Spanien nun keinen Einser mehr, sondern 2 plus. Zum Vergleich: Deutschland und auch Österreich haben das beste Rating (AAA).

Spanien hatte schon im Tagesverlauf wegen seines ungelösten Streits über eine Arbeitsmarktreform im Blick der Märkte gestanden. Arbeitgeber und Gewerkschaften konnten sich nicht auf eine Liberalisierung des Arbeitsrechts einigen. Ein Sprecher der Gewerkschaft erwartete aber eine Fortsetzung der Beratungen am Wochenende. Die Reform gilt als Schlüssel zur Wiederherstellung der spanischen Wettbewerbsfähigkeit - und damit auch zu Wirtschaftswachstum und Haushaltskonsolidierung. Experten zufolge müsste die Neuordnung vor allem die Kosten der Firmen bei der Einstellung und Entlassung von Mitarbeitern reduzieren.

Die Regierung hatte bisher auf eine Einigung zwischen den Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden vor Monatsende gedrängt.

Vize-Ministerpräsidentin Maria Teresa Fernandez bekräftigte am Freitag, die sozialistische Minderheitsregierung werde die Reform notfalls im Alleingang durchsetzen. Die Gewerkschaften haben für diesen Fall einen Generalstreik angekündigt. Da die Regierung im Parlament aber auf die Tolerierung durch kleine Parteien angewiesen ist, dürfte ein Alleingang schwierig werde. Erst am Donnerstag hatten die Abgeordneten mit nur einer Stimme Mehrheit einem milliardenschweren Sparpaket zugestimmt. Es sieht Kürzungen von weiteren 15 Milliarden Euro vor, darunter Lohnsenkungen im öffentlichen Dienst.

Die Regierung senkte zudem ihre Wachstumsprognosen für 2012 und 2013 um je 0,4 Prozentpunkte auf 2,5 beziehungsweise 2,7 Prozent. Nach Ansicht einiger Analysten bleiben die Schätzungen weiterhin zu optimistisch. Zuletzt hatte die Regierung bereits ihre Wachstumsprognose für 2011 auf 1,3 Prozent gesenkt. Die Arbeitslosenquote wird nach Einschätzung der Regierung bis 2011 bei knapp 20 Prozent bleiben.
(APA/Reuters/apn)