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Stabel: Ausblick 21. Woche 2010

1. Die im letzten Wochen - Ausblick aufgeführten 11 Punkte für einen besseren deutschen Aktienmarkt sind von den weltweiten Marktturbulenzen überrollt worden. Keine der international wichtigen Börsen - egal ob schwache oder feste Währung - konnte sich ins Plus retten. Kurs-Abschläge von 3 bis 4 Prozent bei den Eurobörsen wurden von Abschlägen zwischen 6 und 7 Prozent bei den großen asiatischen und amerikanischen Aktienmärkten getoppt. Auch bei Gold, Öl und Renten ging es turbulent hin und her.

2. Die erstaunlichste Kehrtwende hat in der letzten Woche jedoch der Eurokurs hingelegt. Im Wochenvergleich konnte sich der Euro - mit Ausnahme vom Yen- vor allem gegenüber den dollar-nominierten Währungen ( Austral - Dollar+ 8%, Can - Dollar + 4%) befestigen. Einen Grund für diese festere Tendenz mag in entsprechenden Interventionen der Notenbanken liegen. Ein weitere Begründung dürfte aber auch in der Umkehr des Geldflusses spekulativer Gelder liegen. Denn in dem Moment ,in dem klar war, dass EU - Gelder in Richtung Griechenland in Bewegung gerieten und die Bedienung der am 19.5. fälligen Staatsanleihe erfolgen konnte, hat sich der Euro von seinen Tiefstkursen deutlich lösen können. Für dieses Jahr stehen bei den griechischen Staatsanleihen laut Bloomberg nur noch Tilgungen über eine gute halbe Milliarde Euro an. Damit ist der Spekulation gegen den Euro - zumindest aus dieser Richtung - vorerst weitgehend die Argumentationsbasis entzogen worden. Welches Land als nächstes aus dem Euro-Krisen-Hut gezaubert wird, bleibt abzuwarten.

3. Erhebliche Unsicherheiten bestehen derzeit auch via politischer Willensbildung, bzw hinsichtlich Regulierungsbemühungen vor allem im Euro Raum. Stichworte hierzu sind Finanzmarkt-Transaktionsteuer, Finanzaktivitätssteuer, Verbot von Leerverkäufen, europaweite oder regionale Hedgefonds Regulierung. Heute steht aus deutscher Sicht noch die Abstimmung über den deutschen Teil des 750 Mrd Euro Rettungspaketes an. International rückt das G20 Treffen in Kanada Ende Juni ins Blickfeld. Kontrovers wird jetzt bereits das deutsche Leerverkaufsverbot und die (wie auch immer geartete) Bankenabgabe diskutiert.

4. Vor diesem Hintergrund ist es müßig, konkrete Kurschancen einzelner Aktien zu thematisieren. Aus dem folgenden Chart geht jedoch hervor, dass der DAX in diesem Jahr bezüglich des Reaktionsmusters im Hinblick auf seine Durchschnittslinien (TDL)bereits öfters in einer vergleichbaren Situation war. Bislang hat der DAX sich viermal seiner (violettfarbenen) 200 TDL Linie von oben genähert, um sich anschließend wieder noch oben in Bewegung setzen zu können. Bei dem dritten Versuch ( Anfang Mai) wurde die 200 TDl an einem Tag kurzfristig unterboten. Aktuell befinden wir uns wieder in einer vergleichbaren Situation. Mit anderen Worten: Obwohl der DAX derzeit sicherlich Ermüdungserscheinungen zeigt, ist der Aufwärtstrend noch nicht endgültig gebrochen. Selbst eine mehrtägige Unterschreitung der 200 TDL bei 5777 wäre noch tolerabel, solange nicht die wichtige 38,2 %-ige Fibonacci Unterstützung bei 5340 unterschritten wird.

5. Aufschlussreich ist zudem, wo sich die aktuellen Kurse einzelnen DAX Mitglieder im Bezug zu ihrer 200 Tagedurchschnittslinie befinden. Eventuell kann man auf diese Art und Weise die zukünftigen „DAX Treiber“ identifizieren, bzw erkennen, welche Werte bislang die Lokomotivfunktion für den DAX Zug wahrgenommen haben und sich deshalb eine Ruhepause verdient haben.



Kurs Abstand von 200 TDL Infineon Technologies AG 4,642 16,3 MAN SE 64,72 13,3 Daimler AG 38,52 11,0 Bayerische Motoren Werke AG 36,245 9,8 Fresenius SE 51,01 8,8 Siemens AG 71,29 8,0 Adidas AG 39,645 6,8 Henkel AG & Co KGaA 36,54 6,4 Fresenius Medical Care AG & Co 38,66 6,3 SAP AG 34,695 3,0 BASF SE 41,85 2,4 Linde AG 82,14 2,2 Metro AG 41,72 2,1 Volkswagen AG 66,7 1,3 DAX Index 5839,47 1,1 Beiersdorf AG 41,67 -1,2 Allianz SE 81,61 -2,9 Deutsche Bank AG 47,82 -5,1 Deutsche Boerse AG 51,4 -5,9 Merck KGAA 59,75 -6,6 Muenchener Rueckversicherungs 102,05 -6,7 Deutsche Lufthansa AG 10,845 -6,8 Bayer AG 45,9 -7,0 Deutsche Post AG 11,69 -7,4 Deutsche Telekom AG 8,892 -7,6 K+S AG 37,165 -8,0 RWE AG 58,32 -8,1 E.ON AG 24,72 -10,0 Commerzbank AG 5,932 -10,1 ThyssenKrupp AG 21,29 -12,7 Salzgitter AG 51,53 -21,9

6. Knapp die Hälfte der DAX Werte liegen besser als der DAX Durchschnitt selbst mit 1,1 %. Leader of the pack ist eindeutig Infineon, wobei jedoch das DAX - Gewicht dieses Wertes vergleichsweise gering ist. Die Automobilwerte Daimler und BMW sowie MAN stehen ebenfalls an der Spitze . Insgesamt liegen nur 3 Werte in der outperformance des DAX im zweistelligen Bereich, weshalb von Kursübertreibungen in Bezug auf den Abstand von 200 TDL bei den meisten Werten nicht gesprochen werden kann. Von den DAX Schwergewichten liegen vor allem die renditestarken Versorger, Telekom und Versicherungswerte noch beachtlich unter ihren 200 TDL Linien. Falls der DAX seine derzeit überverkaufte Lage wieder etwas abbauen sollte, dürfte den am weitesten unter ihrem 200 Tagedurchschnitt liegenden Werten das größte Kurspotential beízumessen sein.