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'Es geht nicht um aktiv gegen passiv, sondern vielmehr um aktiv und passiv'

Börse Express: Herr Loszach, das erste Quartal ist vorbei - wie ist es für Black- Rock in Österreich gelaufen?

Thomas Loszach: Zunächst haben wir gemessen an den Nettomittelzuflüssen ein bisschen gegen den Trend ein sehr gutes Jahr 2009 abgeschlossen. Von den aktiven Fondsmanagern sind wir bei den Semiinstitutionellen (Dachfondsmanager, Anm.) die Nummer eins in Österreich. Was das Jahr 2010 angeht, bin ich ebenfalls sehr positiv eingestellt, wir liegen im ersten Quartal über Budget. Sowohl institutionelle als auch private Investoren haben sich in Österreich letztes Jahr noch konservativ und verhalten gezeigt, und somit ist klar, dass jene Investoren, die es verabsäumt haben, Risikopositionen aufzubauen, dies nachholen werden. Wobei die Zuflüsse nach der Krise vor allem noch den institutionellen Investoren zuzurechnen sind.

BE: Wo steht BlackRock im Vergleich zur Konkurrenz und wie grenzt sich BlackRock von anderen Investmentgesellschaften ab?

Loszach: Im Unterschied zu vielen anderen Kapitalanlagegesellschaften ist BlackRock ein reiner Asset Manager. Gemessen an den Assets under Management sind wir mit Abstand grösster Vermögensverwalter der Welt, wir verwalten per Ende 2009 Kundengelder in der Höhe von 3346 Milliarden US-Dollar. Im Gegensatz zu vielen unserer Mitbewerber, insbesondere Investmentbanken, die ja noch ihren Eigenhandel haben, konzentrieren wir uns ausschliesslich auf die Verwaltung der Gelder von ganz normalen Leuten wie Sie und ich - das ist unsere einzige Aufgabe. Darüber hinaus ist das Thema Risikomanagement bei uns nicht nur ein Mission Statement, sondern wird Top Down gelebt. Das Risikomanagement ist ein integratives Element unseres Unternehmensverständnisses.

BE: "In drei Jahren wird es in Österreich ein Drittel weniger Fondsgesellschaften geben als heute." - Das sagt Raiffeisen-Capital- Geschäftsführer Mathias Bauer. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?

Loszach: Ich glaube, die Konsolidierung in unserer Branche hat tatsächlich gerade erst begonnen. Aufgrund ihrer Überkapazitäten befindet sich die Finanzbranche derzeit in einem Prozess der Verkleinerung und Konzentration. Im Asset Manager Bereich kann man zwei grosse Richtungen erkennen: auf der einen Seite grösseres Wachstum bei günstigem Beta über Skaleneffekte. Auf der anderen Seite ausgereifte Alpha-Strategien mit dem Ziel, risikoadjustierte Renditen zu erwirtschaften. Die auf die Branche zukommenden gesetzlichen Rahmenbedingungen werden sich unterschiedlich auf die Akteure auswirken. Eines kann man aber schon jetzt sagen: Es wird zu einer Rückbesinnung auf Kernkompetenzen kommen und jene, die in der Mitte liegen, wird die Konsolidierung am härtesten treffen.

BE: Seit Dezember 2009 gehört der weltweit grösste ETF-Anbieter iShares zu Black Rock. Ist das die logische Antwort von Investmentgesellschaften auf das rasante Wachstum von ETFs?

Loszach: Mit iShares haben wir uns den grössten Mitbewerber ins Haus geholt. Das mag für Teile des Marktes überraschend gewesen sein, ergänzt uns aber in perfekter Art und Weise. Wir sind so in der Lage, unseren Kunden im Sinne einer Mulit Asset Strategie sowohl Alpha- als auch Beta- Produkte aus einer Hand anzubieten. Wir müssen den Kunden nicht von den jeweiligen Produktvorteilen überzeugen, denn tatsächlich haben diese sich meist schon entschieden, welche Teilstrategien sie mit aktiven bzw. passiven Bausteinen besetzten wollen. Es geht dabei nicht um aktiv gegen passiv, sondern vielmehr um aktiv und passiv.

BE: Auch in diesem Jahr sind Rohstoffe auf der Überholspur. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen, sind Rohstoffe die neue Assetklasse?

Loszach: Rohstoffe sind für uns durch unsere eigene Historie mit Merrill Lynch immer ein grosses Thema gewesen. Unsere Verkaufsschlager wie die Bereiche Gold, Mining, Energy wurden jetzt durch den Agriculture Fund ergänzt. Das war eigentlich nur eine Frage der Zeit, weil der Bereich Landwirtschaft in diesem weltweiten strukturellen Wandel alleine durch die starke Zunahme der Weltbevölkerung ein Trendthema sein wird. Aber nicht nur der Bedarf an Landwirtschaftsprodukten, sondern auch der an Rohstoffen wie beispielsweise Aluminium, Gold, Eisenerz und Kupfer wird analog zur Grösse der Weltbevölkerung und der Industrialisierung in den Emerging Markets zunehmen.

BE: Herr Loszach, was wird uns 2010 ausserdem noch bringen?

Loszach: Im Gegensatz zu vielen zum Teil noch leicht verunsicherten Anlegern, die auch unter dem Eindruck stehen, dass die Märkte, vor allem die Aktienmärkte, schon sehr stark gelaufen sind, glauben wir, dass dieses Jahr noch positive Überraschungen bringen wird. Die Impulse werden dabei von der Seite der Unternehmen kommen, der private Konsum scheint mir derzeit noch nicht stark genug zu sein. Viele Unternehmen haben auf die Krise sehr schnell reagiert und die Ausgaben stark reduziert, wobei die Rentabilität stark gestiegen ist. In diesem Zusammenhang steht natürlich auch das Stock Picking - also das aktive Fondsmanagement - wieder im Vordergrund.

Das Interview führte Rüdiger Rücker.

Aus dem Börse Express-PDF vom 19. April 2010

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