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Staudner: Asset- Allocation für das 2. Quartal 2010

Die Nachwehen der geplatzten Schuldenblase werden noch lange zu spüren sein, vor allem die Auswirkungen der durch die verschiedenen Rettungsmaßnahmen angehäuften Verschuldung. Die Schuldendynamik in den Griff zu bekommen, dürfte die bedeutendste Herausforderung der nächsten Jahre werden. In den etablierten Industrieländern ist mit einem moderaten und historisch unterdurchschnittlichen Wachstum zu rechnen. Hingegen zeigen die Emerging Markets weiter einen dynamischen Wachstumsverlauf. Inflation ist in den großen Industrieländern derzeit kein Thema, aber die Nahrungsmittel- und Energiepreise sollten aufgrund der steigenden Nachfrage der Schwellenländer im Auge behalten werden.

Altlasten der Krise drücken auf Wachstum Die Rettung der Weltwirtschaft kostete enorme Summen, Steuerzahler in den USA und Europa mussten Beträge in Billionenhöhe aufbringen, um die weltweite Rezession einzudämmen. Dafür schienen die Maßnahmen überraschend schnell zu greifen. Nun hat sich die Wachstumsdynamik der USA etwas verlangsamt. Die Schätzungen für das weltweite Wachstum liegen weiter bei rund 4 % für 2010 und 2011. Für Euroland wurde die Erwartung allerdings für das heurige Jahr nach unten revidiert, während man für die USA mit einem stabileren Wachstum rechnet.

Licht und Schatten Zum einen scheinen die Arbeitslosenraten den Höhepunkt erreicht zu haben und die privaten Konsumausgaben steigen laut jüngstem ISM-Bericht geringfügig stärker als erwartet. Auch der Häusermarkt in den USA zeigt Anzeichen einer Stabilisierung. Zum anderen gibt es das riesige US-Budgetdefizit. Die Schuldendynamik in den USA - und auch Großbritannien - ist ähnlich ausgeprägt wie in den schwächsten Euro-Staaten, wobei auch die private Verschuldung ungemein höher ist.

Europa im Schuldensumpf? Europa kämpft derzeit mit dem Schuldenproblem in Griechenland und betrachtet dazu auch mit Sorge Portugal, Irland und Spanien, die von Immobilien- und Finanzkrise besonders getroffen wurden. Die europäische Wirtschaft kommt derzeit nur schwer von der Stelle, Sparprogramme dämpfen die Konjunktur. Bislang wurde die Erholung der Euro-Wirtschaft maßgeblich vom Export getragen. Allerdings bleibt die Binnennachfrage schwach und die Investitionen werden sich nur langsam erholen. Den privaten Haushalten fehlen einfach die Mittel für stärkere Nachfrage.

Emerging Markets – Wachstum geboten, Wachsamkeit geraten China wird von vielen derzeit als die globale Konjunkturlokomotive angesehen. Wie nachhaltig die Konjunkturerholung sein wird, steht jedoch bereits in Frage, weil die staatlichen Programme zur Wirtschaftsbelebung am Auslaufen sind. Die chinesische Wirtschaft läuft dennoch unverändert auf Hochtouren. In Indien ist hingegen eine Verlangsamung der Erholung zu beobachten. Brasilien wiederum hält sich trotz rückläufiger Industrieproduktionszahlen wegen des robusten Konsumverhaltens privater Haushalte gut. Die zentral- und osteuropäischen Volkswirtschaften sind eng mit der EU verflochten. Wichtig für eine nachhaltige Erholung in den CEE-Ländern sind der Anstieg der Exporte und die Binnennachfrage. Alles in allem weisen die Emerging Markets eindeutig die besseren Wachstumsaussichten auf. Wachsamkeit ist jedoch geboten, da die Nahrungsmittel- und Energiepreise den größten Inflationsbeitrag in diesen Ländern liefern.

Zwiespältige Aussichten für Anleihen Die Aussichten für Anleihen sind zwiespältig: Mangels Alternativen kann kurzfristig das strukturelle Niedrigzinsumfeld noch anhalten, mittelfristig gehen wir von einem Renditeanstieg in Richtung 4% für 10jährige Euro-Laufzeiten aus. Unternehmensanleihen sind nach dem Rückgang der Risikoprämien nur selektiv interessant, wobei gute Namen im Vordergrund stehen. Mehr Potenzial erwarten wir bei Emerging Markets-Anleihen, im speziellen jenen aus Zentral- und Osteuropa. Für Ingo Kröll, Anleihespezialist der CPB KAG, stehen derzeit insbesondere Anleihen aus Russland, Rumänien, Ungarn und Polen im Blickpunkt.

Relative Attraktivität der Aktienmärkte Die Aktienmärkte sind fundamental attraktiv bewertet. Die Gewinnrevisionen sind vor allem für die USA und Japan sehr positiv und die abgelaufene Berichtssaison zählt zu den Besten der vergangenen Jahre. Auch die relative Attraktivität gegenüber anderen Assetklassen spricht weiterhin für Aktienveranlagungen. Hinsichtlich der regionalen Gewichtungen hat sich der Blickwinkel verschoben: in punkto Bewertungen sind die USA, Japan und Großbritannien zu favorisieren. Die Emerging Markets als Zugpferd der Weltkonjunktur bleiben relativ übergewichtet. Auf Sektorebene behalten wir die leicht defensiv ausgerichtete Strategie durch eine Übergewichtung von Energiewerten und defensivem Konsum bei, aber auch Grundstoffe und Technologie erfahren eine Aufwertung. Philipp Musil, Fondsmanager der CPB KAG und Leiter des Aktienbereichs, empfiehlt insbesondere Technip, CVS Caremark, Anglo American und Cisco.

Alternative Investments – Diversifikation ist weiterhin unumgänglich Bei „Alternatives“ liegt der Fokus unverändert auf breiter Diversifikation. Der Anstieg der Volatilitäten sollte für Hedgefondsmanager ein interessantes Umfeld bieten. Dachhedgefondsmanager bevorzugen derzeit flexible und liquide Strategien. Auch im Rohstoffbereich setzen wir auf aktiv gemanagte Absolute Return Commodity Fonds. Flexibel agierende Total Return Alpha Strategien sind ebenfalls ein wichtiger Baustein zur Stabilisierung eines Gesamtportfolios, betont Elisabeth Staudner.

ASSET ALLOCATION FÜR DAS 2. QUARTAL 2010

Asset Allocation • Die Portfolioausrichtung bleibt risikobetont. Aktien sind weiterhin relativ gesehen attraktiv, • Die Suche nach Chancen hält an. Kassahaltung ist nach wie vor unattraktiv. • In Erwartung volatilerer Märkte sind gutes Timing und eine flexible Ausrichtung wichtig.

Aktien • Attraktive Bewertung und positive Gewinnrevisionen sprechen für Aktien. • Regional stehen Emerging Markets und Japan im Vordergrund, die USA sehen wir neutral, • Auf Sektorebene bleibt die leicht defensive Ausrichtung aufrecht.

Anleihen • Das strukturelle Niedrigzinsumfeld hält noch an. Mittelfristig wird ein Renditeanstieg erwartet. • Unternehmensanleihen sind nur mehr selektiv interessant, mehr Potenzial findet sich bei zentral- und osteuropäischen Anleihen.

Währungen • Die Euroschwäche hält an, auch das britische Pfund könnte ins Schussfeld geraten. • Der Schweizer Franken profitiert von Euroskepsis. • Der Yen als Refinanzierungswährung wird mittelfristig wieder interessanter .