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Austro-Konzerne bauen ihr Asiengeschäft deutlich aus

Die Karawane zieht immer weiter ostwärts. Waren es bis vor ein paar Jahren noch die in unmittelbarer Nähe liegenden Emerging Markets Osteuropas, die den Fokus österreichischer Unternehmen auf sich zogen, verlagert sich die neue Aufmerksamkeit nun ein paar tausend Kilometer weiter ostwärts - nach Asien.
Die Gründe sind klar: Wirtschaftswachstum spielt sich in den aufstrebenden Boom-Regionen rund um China und Indien ab, nicht mehr in der Heimat. Die Deutsche Bank etwa prognostiziert heuer ein Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone von 1,1 Prozent, 1,2 sollen es dann im kommenden Jahr sein. China kommt in selbiger Wertung auf 9,8 bzw. 9,3 Prozent. Asien scheint auch mehr und mehr von einer reinen Exportregion zu einem Konsumstandort zu werden.
Beispiel Hongkong: Dort sind die Einzelhandelsumsätze laut heute veröffentlichten Zahlen im Schnitt seit Jahresbeginn um 17,3 Prozent gestiegen, der
"Westen" hat eine Null vor dem Komma.

So wundert die gen Asien ziehende Karawane nicht, was natürlich kein österreichisches Spezifikum ist: Bridgestone gab ebenfalls heute bekannt, rund 450 Millionen Euro in ein zweites Reifenwerk in Indien zu investieren.

Von Reifen - Gummi - ist es nicht weit bis Semperit. Denn die Österreicher
bauen vor allem in Asien die Kapazitäten aus: In Thailand soll im Herbst eine weitere Handschuhfabrik die Arbeit aufnehmen, in China und in einem weiteren fernöstlichen Land laufen Gespräche über den Kauf weiterer Werke für diese Division. In der Sparte Sempertrans (Spezialförderbänder) übernimmt Semperit eine neue Fabrik im Landesinneren Chinas. Verkauft wird zwar vor allem in westliche Abnehmerländer, das aber mit dem Goodie günstiger Arbeitskräfte und der Nähe zu den Rohstoffen.

Solche Summen wie bei Bridgestone sind es auch bei Lenzing natürlich nicht - in Relation ist der Faserhersteller aber bereits stärker in den asiatischen Emerging Markets vertreten als es die Japaner sind - und es wird noch mehr. Denn der Konzern stockt sein auf 120 Millionen Euro angelegtes Investitionsprogramm um weitere knapp 80 Millionen auf, womit nicht nur die Viskosefaserkapazität am Standort Nanjing mehr als verdoppelt wird, sondern schlussendlich rund die Hälfte der weltweiten Lenzing-Faserkapazitäten in Asien stehen werden. Die Region ist für die Oberösterreicher bereits jetzt der grösste Umsatzbringer.

Soweit ist es bei Andritz noch nicht. Doch die Wichtigkeit nimmt beständig zu. So kamen etwa im Vorjahr auf Länderbasis heruntergebrochen die meisten Aufträge im Bereich Papier- und Zellstoffmaschinen aus China. Auch bei Anlagen für die (Edel-­)Stahl-Produktion ist China bei den Steirer immer im Spitzenfeld der Auftraggeber zu finden - die Region ist derzeit der zweitgrösste Umsatzbringer.

Davon ist der Ölfeldservice-Zulieferer SBO noch weit entfernt - der steigende Energiehunger Asiens hat aber auch hier zu einer Verlagerung der Investitionen geführt. Dort ging es nach Vietnam - in die Nähe der dortigen Offshore-Ölfelder.

Auch die RHI setzt auf Verstärkung der Produktion in Asien. In den nächsten zwei bis drei Jahren sollen 250 Jobs nach China verlagert werden. Dafür wird ein Werk in Kanada vorerst stillgelegt, in Europa werden diverse Produktionslinien gestrichen, ein steirischer Tunnelofen geschlossen. In die drei chinesischen RHI-Standorte wird dagegen investiert, einschliesslich der Errichtung eines dritten Ofens in Dalian.

Als das Erfolgsbeispiel gilt dabei vielen Unternehmen der Leiterplattenhersteller AT&S. Die Steirer eröffneten bereits 2002 das erste Werk im südchinesischen Shanghai, das zweite folgte 2006. Der Standort in Shanghai ist mittlerweile mit 550.000 Quadratmetern produzierter Leiterplatten-Fläche das grösste HDI-Leiterplattenwerk Chinas. AT&S verlagerte zuletzt die komplette Volumsproduktion nach China - aus Kostengründen, wie es heisst.

Wohl nicht viel anders werden die Gründe von Zumtobel sein, den Generalangriff auf Asien zu wagen. Zu diesem Zwecke wurde einer der Masterminds der China-Expansion von AT&S gleich in den Sessel des Vorstandsvorsitzenden gehievt - Harald Sommerer. Der Gang gen Asien scheint auf der Konzernagenda jedenfalls ganz weit oben zu stehen: "Sommerer konnte in den vergangenen Jahren AT&S zu einem führenden Leiterplattenhersteller in Europa und Asien ausbauen", heisst es in der offiziellen Aussendung des Vorarlberger Leuchtenkonzerns.

Natürlich ist auch in Asien die eierlegende Wollmilchsau nicht zu finden - Probleme gibt es auch in boomenden Wirtschaften. AT&S etwa litt einige Zeit unter Abschreibungen auf ein koreanisches Werk, bzw. lassen wir Gerald Grohmann die Gründe für seinen Gang nach Vietnam darlegen: "Wir haben ein gewisses Problem mit der chinesischen Staatswirtschaft, die schwer einzuschätzen ist", Indien wiederum sei "schlampig und schmutzig und chaotisch", während es in Vietnam einen "Hang zur Handwerkskunst gibt - ich glaube, dass wir vom Arbeitsethos her in Vietnam besser aufgehoben sind".