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2010 verspricht grösste Zunahmen bei Gewinnen seit 1993

Mit den Zahlen für das vierte Quartal eröffnet der US-Aluminiumhersteller Alcoa Inc. heute die weltweite Berichtssaison. Es wird ein Jahr, das nach Analystenschätzungen, die Standard & Poor’s und Bloomberg ausgewertet haben, die größten Gewinnzuwächse seit 1993 aufweisen wird. Die Branchen, die von der Rezession am härtesten erfasst wurden, profitieren dabei von Stellenstreichungen sowie von der Verfügbarkeit billiger Kredite.

Den Analystenschätzungen zufolge sind die Gewinne der im US-Börsenbarometer S&P 500 Index enthaltenen Unternehmen in den drei Monaten bis 31. Dezember um 60 Prozent gestiegen. Das wäre nach neun Quartalen schrumpfender Gewinne das erste Quartal, in dem die Erträge zunehmen. Für 2010 erwarten die Analysten eine besonders starke Entwicklung von Unternehmen in den Branchen Halbleiter, Automobile und Energie.

2009 haben Unternehmen weltweit über zwei Millionen Mitarbeiter entlassen, nachdem von der Immobilienkrise geschwächte Banken die Kreditvergabe einschränkten. Die durch die Entlassungen erzielten Einsparungen dürften den S&P 500-Mitgliedern im laufenden Quartal zu Gewinnsteigerungen von 28 Prozent verhelfen. Dennoch drohen einer Erholung der Weltkonjunktur auch 2010 Gefahren, insbesondere von einem schrittweisen Abbau der Rettungsmaßnahmen, mit denen Zentralbanken und Regierungen im Vorjahr die Wirtschaft stützten.

"Die Unternehmen haben sich sehr rasch an die gesunkene Nachfrage angepasst, und sie sind jetzt schlanker und effizienter als zuvor", sagte Henk Potts, Fondsmanager bei Barclays Wealth in London. "Das Umfeld niedriger Zinssätze sollte den Unternehmen helfen und Aktien im Vergleich zu anderen Anlageklassen attraktiver machen."

Alcoa, mit Firmensitz in New York, ist das erste Unternehmen aus dem Standardwerteindex Dow Jones Industrial Average, das am 11. Januar seine Zahlen für das vierte Quartal vorlegt. Der größte Aluminiumhersteller der USA dürfte, abgesehen von Sonderposten, einen Gewinn pro Aktie von 6 US-Cent vorlegen. Im Vergleichsquartal des Vorjahrs erzielte es einen Verlust pro Aktie von 28 Cent.

Viele Unternehmen werden es im vierten Quartal leicht haben, die Vergleichszahlen aus dem Vorjahr zu übertreffen, denn damals belastete die Kreditklemme ihre Ergebnisse. Im vierten Quartal 2008 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt der USA um 5,4 Prozent.

Bank of America, die US-Bank mit der größten Bilanzsumme, dürfte das Schlimmste hinter sich haben, nachdem die Verluste ihrer Immobilienkredit- und Kreditkartensparten Spitzenstände erreicht haben, erwartet Jaime Peters, Analyst bei Morningstar Inc. in Chicago.

"Jetzt, wo sie die Staatshilfen zurückgezahlt hat, ist Bank of America viel eher in der Lage, zu tun, was sie für richtig hält", sagte Peters. "Bank of America war unter den großen Banken mit Kreditkartengeschäft diejenige, die am schlechtesten abgeschnitten hat; daher hat sie auch am meisten zu gewinnen, wenn sich der Wind dreht." Die Bank mit Sitz in Charlotte, North Carolina, wird den Analystenschätzungen zufolge am 20. Januar ihren ersten Jahresverlust in über 25 Jahren vorlegen. Dieser dürfte 16 Cent pro Aktie betragen; der Verlust für das vierte Quartal wird gar auf 53 Cent pro Aktie geschätzt. Für 2010 rechnen die Marktbeobachter wieder mit einem Gewinn von 78 Cent pro Aktie.

In Europa werden Deutsche Bank AG und Credit Suisse Group AG 2010 wohl geringere Gewinne erzielen als im Vorjahr, als ihnen nämlich die Schwäche einiger Wettbewerber zu höheren Margen im Investmentbanking verhalf.

"Insgesamt wird die Finanzbranche wohl nicht sehr viel anders abschneiden als der Gesamtmarkt, doch wird es innerhalb der Branche gewaltige Unterschiede geben", sagte Raimund Saxinger, Fondsmanager bei Frankfurt-Trust Investment GmbH. "Wegen der Nachwirkungen wird immer deutlicher werden, dass einige die Krise in besserer Verfassung überstanden haben als andere."

Für die Autobranche rechnen die Analysten dank Kostensenkungen und Konjunkturaufhellung mit höheren Gewinnen. Für die Daimler AG etwa erwarten 17 von Bloomberg erfasste Analysten für 2010 im Schnitt einen Nettogewinn von 1,76 Mrd. Euro; für 2009 einen Verlust in Höhe von 1,91 Mrd. Euro.

Die amerikanischen Hersteller und ihre Zulieferer werden 2010 nach den drastischen Kostensenkungen im Gefolge der Insolvenzen von General Motors Co. und Chrysler Group LLC deutlich besssere Erträge erwirtschaften. Das Center for Automotive Research rechnet für 2010 mit einem um 20 Prozent höheren Neuwagenabsatz in den USA.

Steigende Verkaufszahlen für Kraftfahrzeuge werden 2010 auch die Gewinne der Stahlkonzerne stützen. Der größte Stahlhersteller der Welt, ArcelorMittal aus Luxemburg, wird nach der Durchschnittsschätzung von 15 Analysten, die Bloomberg erfasst, in diesem Jahr einen Nettogewinn von 3,9 Mrd. Dollar erwirtschaften, nach einem geschätzten Verlust von 394,5 Mill. Dollar für 2009.

"Die großen Stahlhersteller zeigen in diesem Abschwung wesentlich größere Disziplin bei der Produktionsmenge als in vorangegangenen Rezessionen", sagte Gavin Wood, Analyst bei Nomura Holdings Ltd. in London, der die Aktie von ArcelorMittal mit "Kaufen" empfiehlt.

Düster bleibt der Ausblick für Fluggesellschaften; ihnen macht weiterhin die schwache Nachfrage von Seiten der Geschäftsreisenden zu schaffen. British Airways Plc dürfte für das Geschäftsjahr, das am 31. März endet, den zweiten Jahresverlust in Folge ausweisen. Air France-KLM Group, der größten Fluggesellschaft Europas, droht dasselbe Schicksal.

Boeing Co., der größte Flugzeughersteller, dürfte 2009 wegen Verzögerungen bei den Großprojekten Dreamliner und 747-8 den größten Gewinnrückgang seit 2002 erleiden.

Ölkonzerne werden voraussichtlich von den höheren Rohölpreisen profitieren. In den letzten drei Monaten des Jahres 2009 lag der Durchschnittspreis für das Barrel Rohöl 29 Prozent über Vorjahrespreis. Hinzu kommt, dass die erwartete Konjunkturerholung die Nachfrage nach Rohöl und seinen Derivaten steigern wird. Analysten erwarten höhere Gewinne für die drei größten amerikanischen Ölkonzerne Exxon Mobil Corp., Chevron Corp. und ConocoPhillips.

In Europa dürfte BP Plc mit seinen Zahlen für das vierte Quartal den größeren Rivalen Royal Dutch Shell Plc in den Schatten stellen, denn die Briten haben die Förderung im Golf von Mexiko erhöht und ihre amerikanischen Raffinerien arbeiten wieder mit voller Kapazität. PetroChina Co., der größte Konzern der Welt, wird Schätzungen zufolge im vierten Quartal einen um 46 Prozent gesteigerten Gewinn melden.

Das steigende Verbrauchervertrauen sowie die Nachfrage nach Fernsehgeräten mit Flachbildschirmen, Spielkonsolen und Smartphones wird auch die Gewinne der Branche Unterhaltungselektronik stützen. So erwarten Analysten, dass die japanische Sony Corp. 2010 nach den ersten beiden aufeinander folgenden Verlustjahren seit seiner Börseneinführung im Jahre 1958 in die Gewinnzone zurückkehren wird. Konzernchef Howard Stringer hat knapp 20.000 Stellen gestrichen und die Kosten um 300 Mrd. Yen gestutzt. Für das Geschäftsjahr, das im März 2011 endet, rechnen die Experten mit einem Nettogewinn von 92 Mrd. Yen - nach einem prognostizierten Verlust von 66 Mrd. Yen für das laufende Geschäftsjahr.

Daiwa Securities Capital Markets Co. erwartet, dass in diesem Jahr weltweit 6 Prozent mehr Fernsehgeräte verkauft werden. Derselben Quelle zufolge wird der Absatz von PCs um 13 Prozent und derjenige von Mobiltelephonen um 9 Prozent zunehmen.

Der koreanische Konzern Samsung Electronics Co., der größte Hersteller von Computerchips, Flachbildschirmen und Mobiltelephonen in Asien, wird nach Schätzungen der Analysten für 2010 einen Rekordnettogewinn von 12,4 Billionen Won erzielen - ein Plus von 28 Prozent.

Nokia Oyj, weltweit der größte Hersteller von Mobiltelefonen, der in den letzten sechs Quartalen jeweils Gewinnrückgänge berichtete, wird für das vierte Quartal 2009 vermutlich erstmals wieder einen Zuwachs beim Nettogewinn melden. 18 Analysten, deren Prognosen ausgewertet wurden, erwarten im Schnitt ein um ein Prozent verbessertes Ergebnis von 582,1 Mill. Euro für die Finnen. Jason Willey, Aktienanalyst bei Standard & Poor’s, rechnet für 2010 mit einem Zuwachs beim Absatz von Mobiltelefonen von elf Prozent.

( Bloomberg )