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Japan Airlines lehnt Insolvenz als Rettungsweg ab

Die angeschlagene Japan Airlines (JAL) will Sorgen über eine mögliche Insolvenz der Fluggesellschaft zerstreuen. JAL-Präsident Haruka Nishimatsu sprach sich gegen eine Sanierung über ein staatlich gelenktes Insolvenzverfahren aus. Dies würde der Fluggesellschaft schaden und das Unternehmen würde Kunden verlieren, sagte Nishimatsu in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Zeitung "Asahi Shimbun". "Wenn wir die Anerkennung unserer Kunden verlieren, würde dies eine Restrukturierung erschweren." Und dies würde auch der staatlichen Sanierungsgesellschaft Etic Schwierigkeiten bereiten.

Etic bevorzugt mit der Sache vertrauten Kreisen zufolge eine Insolvenz für eine Rettung der nach Umsatz grössten Fluggesellschaft in Asien. Noch in diesem Monat wird eine Entscheidung der Sanierungsgesellschaft darüber erwartet, ob sie JAL unterstützt. Spekulationen über eine Insolvenz hatten die Aktien des Unternehmens in der vergangenen Woche auf ein Rekordtief gedrückt.

Nishimatsu wies auch Medienberichte zurück, wonach die Fluggesellschaft ihr unrentables Geschäft mit internationalen Strecken aufgeben will. Einen vollständigen Rückzug von den Übersee-Flügen werde es nicht geben. Vor allem die Asien-Flüge böten geschäftliche Perspektiven. Am Freitag hatte eine japanische Zeitung berichtet, dass JAL-Konkurrent All Nippon Airways erwäge, die Routen zu übernehmen. Die internationalen Flüge von JAL und ANA überschneiden sich stark. 30 von 40 ANA-Zielen werden auch von JAL angeflogen.

In der Debatte um einen neuen Partner in den USA schlug sich Nishimatsu auf die Seite von Delta Air Lines mit dem Luftfahrtbündnis SkyTeam. SkyTeam verfüge über viele asiatische Fluglinien, sagte der JAL-Präsident. Die nahezu bankrotte Airline will Anfang Jänner über seinen künftigen Übersee-Partner entscheiden. Bisher ist es American Airlines und damit das Bündnis "Oneworld". American Airlines wie auch Delta Air Lines haben JAL Hilfsangebote gemacht und sind vor allem am asiatischen Streckennetz interessiert.

Unterdessen scheint Japan Airlines im eigenen Land auf mehr Hilfen hoffen zu können. Die staatliche Development Bank of Japan (DBJ) hat der Regierung zufolge erklärt, sie würde die Kreditlinie für JAL auf 200 Milliarden Yen (1,5 Milliarden Euro) verdoppeln, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo.

Japan Airlines leidet unter dem weltweiten Einbruch auf dem Reisemarkt und seiner aufgeblähten Kostenstruktur. Das mit einer Schuldenlast von gut zehn Milliarden Euro belastete Unternehmen hatte im Oktober den kurz zuvor mit staatlicher Unterstützung geschaffenen Sanierungsfonds Etic um Hilfe gebeten. JAL steuert auf den vierten Jahresverlust binnen fünf Jahren zu. Eine Pleite von JAL wäre die sechstgrösste in der Geschichte Japans. (APA/Reuters)