Zeuner: Aktienmärkte in voller Fahrt
Die Aktienmärkte sind in voller Fahrt. Die Konjunkturdaten bestätigen die erwartete wirtschaftliche Erholung. Die Unternehmensergebnisse im dritten Quartal enttäuschen nicht. Dennoch kommt keine Euphorie auf. Im Gegenteil – die Warnungen vor einem abrupten Ende der Rallye werden lauter.
Aktienumfeld verbessert sich weiter
Das Umfeld liefert kaum Gründe für eine deutliche Korrektur.Die Risikobereitschaft der Anleger kehrt schrittweise auf normale Niveaus zurück. Die Angst vor einer Panik ist einem vorsichtigen Optimismus gewichen.
Des Weiteren bestätigendie Konjunkturdaten die Kursanstiege. Die Auftragsbücherwerden wieder länger, und der internationale Handel erholt sich; im ersten Quartal waren beide Indikatoren noch im freien Fall.
Die Aktienkurse sind also keineswegs «davongelaufen», vor allem wenn eine weitere Beschleunigung des Wirtschaftswachstums wahrscheinlich ist. Die auf Umfragen basierenden Vorlaufindikatoren haben sich im Sommer noch einmal deutlich verbessert. Die Basiseffekte aus den katastrophalen ersten beiden Quartalen 2009 werden zu ansehnli-hen Wachstumsraten in der ersten Hälfte 2010 führen. Das deutlich höhere Wachstumspotenzial der Schwellenländer unterstützt die dortigen Kursniveaus; lediglich ein weiterer Schock könnte einen großen Rückschlag auslösen.
Einzelne Indikatoren verschlechtern sich
Zugegeben: Einige Bewertungsindikatoren stehen auf Rot. Die Aktienkurse sind relativ zu den Gewinnen der vergangenen zwölf Monate auf einem Sechs-Jahres-Hoch. Die zukünftigen Gewinne werden jedoch deutlich von den realisierten Erträgen der letzten zwölf Monate abweichen, insbesondere in den Schwellenländern. Die Zeit seit dem Lehman-Kollapswar eine Ausnahmesituation. Die meisten Aktienstrategenweisen daher eher auf eine faire Bewertung von Aktien hin als auf eine Überbewertung. Auch die Markttechnik steht bestenfalls auf Gelb. Die Märkte sind längst nicht mehr im überverkauften Bereich.
Relative Attraktivitätsorgt für Aktienkäufe
Betrachtet man ein Portfolio, ergibt sich aber gerade jetzt ein einfacher Grund, der für einAktienübergewicht spricht: Es gibt derzeit nur wenig liquide und renditeträchtige Anlageklassen. Die Rallye an den Kreditmärkten ist größtenteils vorüber. Zinsän-derungsrisiken zeigen ausschließlich nach oben; das Potenzial für weiter fallende Kreditaufschläge ist sehr begrenzt.
Gegenüber Staatsanleihen sind Aktien daher bereits seit mehreren Monaten attraktiv bewertet. Kreditaufschläge unter den Niveaus vor dem Lehman-Kollaps sorgen sogar für eine relative Attraktivität von Aktien gegenüber Unternehmensanleihen.
Die derzeitigen Kursniveaus erscheinen also stabil – gerade weil es keine Euphorie gibt, eine großse Zahl der Anleger unterinvestiert ist oder sich noch gegen Kursverluste absichert.K aum ein Investor hat die Rallye komplett mitgemacht. Die Geldmarkt- und Anleihenbestände sind noch immer überdurchschnittlich hoch. Viele hoffen und wünschen sich daher eine Korrektur, um günstiger einsteigen zu können.