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'Pharmabranche muss sich auf die ursprünglichen Qualitäten besinnen'
Börse Express: Die CSU droht der Pharmabranche angesichts leerer Gesundheitskassen mit massiven Einsparungen, und auch die US-Gesundheitsreform steht vor der Tür. Sind die goldenen Zeiten für die Pharmabranche vorbei?
Paul Severin: In der Branche gibt es zwei Grundthemen: Dass viele Mega-Blockbuster schön langsam abreifen , vor allem durch Patentabläufe (Anm. laut IMS Health bis 2013 ein Umsatzvolumen von 137 Mrd. Dollar). Und dass der Kostendruck durch die Haushaltssanierungen steigt. Was die Margen betrifft, werden die Zeiten für die Branche sicher härter. Dazu kommt der Druck von Seiten der Generikahersteller. Die Branche muss sich, wenn sie ihre Margen halten will, vor allem auf der Kostenseite umsehen.
Börse Express: Big Pharma gilt aber ohnehin als eine Art Vertriebsapparat. Wo kann man da noch auf der Kostenseite Einsparungspotenzial finden?
Paul Severin: Gerade die Vertriebsstrukturen müssen kritisch angeschaut werden, da sollte einiges an Einsparungspotenzial zu heben sein. Das gilt aber auch für grosse Teile der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen.
Börse Express: Angesichts der überall drohenden Sparmassnahmen, etwa der öffentlichen Hand, wo soll denn da das künftige Wachstum herkommen?
Paul Severin: Allein schon die demografische Entwicklung garantiert Wachstum. Die Bevölkerungsstatistiken zeigen überall ein steigendes durchschnittliches Lebensalter, damit steigt natürlich auch die in Summe pro Person benötigte Anzahl an Medikamenten. Und nicht zu vergessen sind die Entwicklungsländer. Deren medizinischer Versorgungsgrad wird sukzessive an bessere Standards herangeführt. Und das in Regionen, die auch noch überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum aufweisen. All das sind durchaus Impulse, die für zumindest ein gewisses Wachstum sorgen werden.
Börse Express: Seit Jahresbeginn hätte sich ein Pharmainvestment jedenfalls nicht ausgezahlt. Der Bloomberg-Welt-Pharmaindex hat 5,3 Prozent zugelegt, der Weltindex 24,7...
Paul Severin: Da kamen Sonderfaktoren ins Spiel. Heuer sind speziell jene Branchen gut gelaufen, die im Zuge des Lehman-Debakels besonders unter die Räder gekommen waren; vor allem Zykliker und Finanztitel. Aber es stimmt schon, Pharmaaktien haben und werden sich schwer tun. Wahrscheinlich müssen sich die Unternehmen auf ihre ursprünglichen Qualitäten zurückbesinnen, wo sie als defensive Werte, etwa als Dividenden-Player, bekannt und begehrt waren. Pharma muss seinen Aktionären wohl wieder mehr Shareholder-Value in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen bieten. Denn ihren in den vergangenen Jahren aufgebauten Wachstumscharakter werden sie wahrscheinlich künftig einbüssen.
Börse Express: Mit Blickrichtung auf die Produktpipelines ging Pharma immer mehr Allianzen mit Biotechunternehmen ein. Diese Art der Kooperation wurde immer teurer, was dann zu einem Mehr an Übernahmen á la Roche/Genentech führte. Droht da vor allem in Hinblick auf Shareholder-Value ein finanzieller Aderlass?
Paul Severin: Die finanziellen Wagnisse werden sicher deutlich höher. Man sieht, dass sich die traditionelle Pharmaindustrie zunehmend Wachstum einkauft, was natürlich auch Risken birgt. Denn nur weil ich ein Biotechunternehmen an Bord habe, heisst das ja noch lange nicht, dass damit auch ein Blockbuster eingekauft wurde.
Börse Express: Abbott kauft die Pharmasparte von Solvay zum mehr als dem doppelten Umsatz. Kann sich das rechnen?
Paul Severin: Vor vier, fünf Jahren waren die Bewertungen noch höher. Aber man sieht, sind die Chancen auf Wachstum eingeschränkt, kommt es zu risikoreicheren Übernahmen.
Börse Express: Welchen Anteil an Pharma empfehlen Sie Anlegern im Portfolio?
Paul Severin: In einem globalen Portfolio würde ich zu zehn Prozent raten.
Paul Severin: In der Branche gibt es zwei Grundthemen: Dass viele Mega-Blockbuster schön langsam abreifen , vor allem durch Patentabläufe (Anm. laut IMS Health bis 2013 ein Umsatzvolumen von 137 Mrd. Dollar). Und dass der Kostendruck durch die Haushaltssanierungen steigt. Was die Margen betrifft, werden die Zeiten für die Branche sicher härter. Dazu kommt der Druck von Seiten der Generikahersteller. Die Branche muss sich, wenn sie ihre Margen halten will, vor allem auf der Kostenseite umsehen.
Börse Express: Big Pharma gilt aber ohnehin als eine Art Vertriebsapparat. Wo kann man da noch auf der Kostenseite Einsparungspotenzial finden?
Paul Severin: Gerade die Vertriebsstrukturen müssen kritisch angeschaut werden, da sollte einiges an Einsparungspotenzial zu heben sein. Das gilt aber auch für grosse Teile der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen.
Börse Express: Angesichts der überall drohenden Sparmassnahmen, etwa der öffentlichen Hand, wo soll denn da das künftige Wachstum herkommen?
Paul Severin: Allein schon die demografische Entwicklung garantiert Wachstum. Die Bevölkerungsstatistiken zeigen überall ein steigendes durchschnittliches Lebensalter, damit steigt natürlich auch die in Summe pro Person benötigte Anzahl an Medikamenten. Und nicht zu vergessen sind die Entwicklungsländer. Deren medizinischer Versorgungsgrad wird sukzessive an bessere Standards herangeführt. Und das in Regionen, die auch noch überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum aufweisen. All das sind durchaus Impulse, die für zumindest ein gewisses Wachstum sorgen werden.
Börse Express: Seit Jahresbeginn hätte sich ein Pharmainvestment jedenfalls nicht ausgezahlt. Der Bloomberg-Welt-Pharmaindex hat 5,3 Prozent zugelegt, der Weltindex 24,7...
Paul Severin: Da kamen Sonderfaktoren ins Spiel. Heuer sind speziell jene Branchen gut gelaufen, die im Zuge des Lehman-Debakels besonders unter die Räder gekommen waren; vor allem Zykliker und Finanztitel. Aber es stimmt schon, Pharmaaktien haben und werden sich schwer tun. Wahrscheinlich müssen sich die Unternehmen auf ihre ursprünglichen Qualitäten zurückbesinnen, wo sie als defensive Werte, etwa als Dividenden-Player, bekannt und begehrt waren. Pharma muss seinen Aktionären wohl wieder mehr Shareholder-Value in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen bieten. Denn ihren in den vergangenen Jahren aufgebauten Wachstumscharakter werden sie wahrscheinlich künftig einbüssen.
Börse Express: Mit Blickrichtung auf die Produktpipelines ging Pharma immer mehr Allianzen mit Biotechunternehmen ein. Diese Art der Kooperation wurde immer teurer, was dann zu einem Mehr an Übernahmen á la Roche/Genentech führte. Droht da vor allem in Hinblick auf Shareholder-Value ein finanzieller Aderlass?
Paul Severin: Die finanziellen Wagnisse werden sicher deutlich höher. Man sieht, dass sich die traditionelle Pharmaindustrie zunehmend Wachstum einkauft, was natürlich auch Risken birgt. Denn nur weil ich ein Biotechunternehmen an Bord habe, heisst das ja noch lange nicht, dass damit auch ein Blockbuster eingekauft wurde.
Börse Express: Abbott kauft die Pharmasparte von Solvay zum mehr als dem doppelten Umsatz. Kann sich das rechnen?
Paul Severin: Vor vier, fünf Jahren waren die Bewertungen noch höher. Aber man sieht, sind die Chancen auf Wachstum eingeschränkt, kommt es zu risikoreicheren Übernahmen.
Börse Express: Welchen Anteil an Pharma empfehlen Sie Anlegern im Portfolio?
Paul Severin: In einem globalen Portfolio würde ich zu zehn Prozent raten.