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'Ohne Ausrutscher durch die nächsten sechs bis acht Wochen'

August und September sind jene Monate, in denen es für europäische Aktien üblicherweise besonders schlecht läuft. Diesen Schluss lässt zumindest ein Blick in die Vergangenheit zu. Seit Beginn der 90er Jahre hat der breite Dow Jones Stoxx 600 in diesen zwei Monaten im Durchschnitt immer am schlechtesten performt. "Wenn wir ohne grösseren Zwischenfall oder Korrektur durch die nächsten sechs bis acht Wochen kommen, sind die Risken für Ausrutscher im vierten Quartal üblicherweise geringer", so die DB-Strategen Stefan Bielmeier, Ingo Schmitz und Jim Reid im aktuellen Ausblick der Investmentbank.

Die Experten sind nach wie vor skeptisch für die weitere Entwicklung an den Börsen eingestellt, sie haben ihre Erwartungen - wie berichtet gingen sie zuletzt davon aus, dass die grossen europäischen Indizes bis Jahresende bis zu 30% verlieren können - aber etwas nach oben angepasst. Den Stoxx 600 sehen sie zum Jahresende nun bei 210 Punkten (statt zuvor 190 Punkten), was aktuell einem Abwärtspotenzial von um die 7% entspricht. Für den DAX sehen sie ein Rückschlagspotenzial von 12%, für den DJ Euro Stoxx 50 von 11%.

Seit der ursprünglichen Einschätzung gebe es nun deutlichere Anzeichen für eine Erholung der globalen Wirtschaft und ein gestiegenes Investorenvertrauen. "Es besteht durchaus das Risiko, dass unsere Einschätzungen noch immer zu bearish sind, aber wir sehen nach wie vor grosse Risken für das Finanzsystem und die Wirtschaft", schreiben sie.

Für den ATX wird kein konkretes Kursziel angegeben. Mit Blick auf die einzelnen Länder-Scorecards (dabei werden die wichtigsten Einflussfaktoren für die Performance, Gewinnrevisionen, etc. beurteilt) schauen Österreich und Spanien allerdings schwach aus, führen sie an. Kurzfristig liege nun das Augenmerk auf der Guidance der einzelnen Unternehmen, inwiefern weitere Gewinne aus Kostensenkungen möglich sind und - wichtiger - wie sich Umsatz und Preismacht entwickeln.

Mit Blick auf die Asset Allocation wurde die defensive Position zuletzt etwas verringert. Versorger werden nicht länger zum Übergewichten empfohlen, Industriegüter und Medien sind nun auf der Overweight-Liste, ebenso wie Bau- und Baumaterialien und Healthcare.

Klar untergewichtet sind die Banken. Die zuletzt starke Performance der Aktien habe das 12-Monats-Forward-KGV auf 16,4 gebracht - und damit signifikant über das KGV des Gesamtmarktes in Höhe von 12,4. Historisch gesehen liege das durchschnittliche Banken-KGV bei 11. "Die jüngste Rally impliziert eine starke Erholung der Ergebnisse. Wir glauben aber nicht, dass das der Fall ist", begründen die DB-Analysten ihre Short-Position für den Sektor. (bs)


Aus dem Börse Express vom 12. August 2009