, boerse-express

Södergren: China hat die Nase vorn

Eine ganze Reihe von Indikatoren scheinen auf eine Erholung der chinesischen Wirtschaft hinzudeuten: ein rekordhohes Geldmengen- und Kreditwachstum, ein steil aufwärts gerichteter Einkaufsmanagerindex, eine starke Ausweitung der Stromproduktion sowie eine deutliche Belebung des Auto- und Immobilienabsatzes. Diese zaghaften Anzeichen eines Aufschwungs zeigen, dass die ersten Konjunkturmassnahmen der chinesischen Regierung greifen und dass sich China an die Spitze der Erholung setzt, so das Fazit der asiatischen Investmentexperten von Invesco in der jüngsten Ausgabe des Investment Newsletters Dragon Code.

Seit seinem Tiefpunkt im März ist der MSCI China Index um über 50 Prozent gestiegen (Stand: 30.06.2009). Damit haben die chinesischen Aktien deutlich besser performt als die Aktienmärkte der westlichen Industrieländer. Neben der Aufhellung der Konjunkturindikatoren haben auch die höhere Liquidität sowie die vom Markt erwartete Verbesserung der Unternehmenserträge die Märkte beflügelt. „Die Investoren haben offensichtlich grosses Interesse, an der langfristigen Wachstumsstory des chinesischen Marktes zu partizipieren“, meint Samantha Ho, Investment Director, Invesco Hong Kong. „Da davon ausgegangen wird, dass sich China in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten globalen Wachstumsmotoren entwickeln wird, wird häufig argumentiert, dass dem Land auch eine höhere Gewichtung in den globalen Indizes zukommt, vor allem gemessen an seinem Anteil am weltweiten BIP.“

In jedem Fall zieht die chinesische Regierung alle Register, um die Dynamik der chinesischen Wirtschaft zu stützen. Ihr 4 Billionen RMB schweres Konjunkturpaket umfasst fiskal- und geldpolitische Massnahmen sowie direkte Subventionen für ausgewählte Sektoren wie die Auto- und Immobilienbranche. In einem nächsten Schritt sind Massnahmen zur Ankurbelung des inländischen Verbrauchs und zur Senkung der Sparquote geplant.

„Da wir nicht damit rechnen, dass der inländische Konsum über Nacht anzieht, wird die Förderung der Binnennachfrage ein Bestandteil der langfristigen Regierungsagenda sein“, sagt Ho. Die asiatischen Investmentexperten von Invesco gehen von einer Fortsetzung der akkommodierenden Politik aus, bis die chinesische Regierung von der Nachhaltigkeit der Erholung der chinesischen Wirtschaft und der Belebung der Auslandsnachfrage überzeugt ist. „Angesichts der stark wachsenden chinesischen Devisenreserven, die schon jetzt knapp 2 Billionen US$ betragen, hat die chinesische Regierung ausreichend Spielraum für weitere konjunktur- und fiskalpolitische Massnahmen, um das BIP-Wachstumsziel von 8 Prozent für 2009 zu erreichen“, so Ho. Dabei sehen die asiatischen Investmentexperten von Invesco auch auf mittlere Sicht kein ernsthaftes Inflationsrisiko und damit auch keinen Grund für Sorgen bezüglich eines Umschwenkens auf eine restriktivere Politik. Das Zinsniveau in China ist noch nicht so niedrig wie in den westlichen Industrieländern, und die chinesische Regierung wird das gerade erst wieder anziehende Wachstum kaum dämpfen wollen.

„Unserer Meinung nach entspricht die relativ starke Performance der chinesischen Aktienmärkte seit Jahresanfang den vergleichsweise starken Fundamentaldaten Chinas“, sagt Ho. Auch wenn negative Abweichungen von den Erwartungen der Marktteilnehmer, die von einer schrittweisen und nachhaltigen Verbesserung wichtiger produktivitätsbezogener Indikatoren ausgehen, eine kurzfristige Korrektur auslösen könnten, sehen die Investmentexperten von Invesco auf mittlere Sicht kein wesentliches Abwärtsrisiko für die chinesischen Aktienmärkte, solange sich die Lage der westlichen Industrieländer nicht weiter verschlechtert. Das aktuelle Bewertungsniveau halten sie im historischen Vergleich für vernünftig und empfehlen Einzeltitelanalysen zur Identifizierung der besten Investmentchancen am Markt. „Wir sind der festen Überzeugung, dass Investoren, die nach langfristigen Wertzuwächsen suchen, im Zuge der Konvergenz der Aktienmärkte und der Rückbesinnung der Marktteilnehmer auf die Fundamentaldaten und die Ertragslage der Unternehmen hier angemessene Renditen erzielen können.“