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Gewinne der Ölriesen testen Tiefs - Abwarten oder investieren?

Die Reaktion der OMV-Aktie auf das am Freitag veröffentlichte Trading Statement gibt einen Vorgeschmack auf die anrollenden Quartalsergebnisse europäischer Ölkonzerne. Diese versprechen neue Tiefs im Zyklus, die Gewinne sollten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum laut Schätzungen von Analysten um 60 bis 70% gesunken sein. Im Vergleich zum Startquartal 2009 dürfte eine Verschlechterung um bis zu 30% auf der Tagesordnung stehen.

"Wir erwarten erneut sehr schwache Quartalszahlen. Auf Dollar-Basis werden die Gewinne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wohl von 59% bei BG bis zu erwarteten 85% bei der OMV gesunken sein", so die JPMorgan-Analystinnen Kim Fustier und Amy Wong. Auch bei der Citigroup prognostiziert man, dass die OMV (im Bild: CEO Wolfgang Ruttenstorfer) im Vergleich zu den anderen Ölkonzernen am stärksten einbüssen wird: Der Quartalsgewinn sollte um 90% unter dem Q2/2008 zu liegen kommen. "Das hängt mit der hohen Sensitivität zu schwächeren Öl- und Gaspreisen und vor allem mit dem schwachen Raffinerie-Umfeld zusammen", begründet Citi-Analyst Mark Bloomfield. Die Investmentbank hat am Donnerstag die "Sell"-Empfehlung für die OMV-Aktie bekräftigt.

Ins gleiche Horn stossen zum Wochenschluss die JPMorgan-Analysten: "Sell OMV und Repsol", schreiben sie angesichts der erwarteten schwachen Zahlen. OMV ist mit einem "Underweight"-Rating und Kursziel 28 Euro versehen. Von Goldman Sachs kommt hingegen eine Bestätigung der "Neutral"-Einstufung, das Kursziel für die OMV sinkt von 33 auf 32 Euro.

Ob mit dem zweiten Quartal das Schlimmste des Zyklus bereits hinter den Ölkonzernen und den Anlegern liegt, ist offen. "Da es keine Anzeichen einer Besserung der Nachfrage gibt, halten wir uns derzeit zurück, das zweite Quartal bereits als Talsohle zu bezeichnen. Das dritte Quartal kann ebenso düster ausfallen", so die JPMorgan-Analystinnen Fustier und Wong. Vor dem Hintergrund der schwachen Halbjahreszahlen seien zudem die Konsensusschätzungen für die Branche zu hoch. "Wir würden auf Downgrades der Gewinnprognosen warten, bevor wir frisches Geld investieren".

Die Citi-Analysten raten ebenfalls dazu, eher auf die Zahlen für das vierte Quartal zu warten, die Anfang 2010 veröffentlicht werden. Die Gaspreise und die Raffineriemargen könnten weiter ein negatives Momentum aufweisen, auch der Ölpreis hat sich seit Beginn des dritten Quartals weiter abgeschwächt.

Etwas optimistischer sehen Goldman Sachs-Analystin Michele della Vigna und ihr Team die Sache: "Die Zahlen für das zweite Quartal sollten die Talsohle in diesem Zyklus markieren", schreiben sie. Für das dritte und vierte Quartal erwarten sie Zuwächse, dieser Trend sollte sich 2010 dann fortsetzen. "Wir glauben daher, dass sich bei den von uns favorisierten Öltiteln Shell, Statoil und BG ein guter Einstiegszeitpunkt bietet". (bs)

Aus dem Börse Express vom 17. Juli 2009

Relevante Links: OMV AG