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S&P-500: Unternehmensgewinne dürften weiter fallen

Am Mittwoch fällt der Startschuss für die Berichtssaison des zweiten Quartals mit den Zahlen des Aluminiumkonzerns Alcoa. Positive Überraschungen sind dabei zwar nicht ausgeschlossen. Insgesamt startet die Zahlenvorlage aber in einem nochmals deutlich eingetrübten Umfeld. Steigende Arbeitslosigkeit und - zumindest in den USA - deutlich verunsicherte Konsumenten, werden wohl eine Verbesserung der Erträge verhindern.

Die Gewinne der im Standard & Poor’s 500 Index gelisteten Unternehmen sind laut von Bloomberg und S&P ermittelten Daten im ersten Quartal zum Vorjahresquartal um durchschnittlich etwa 60 Prozent gefallen. Der Vergleichswert für das zweite Quartal liegt nun bei 34 Prozent. Die hohe Arbeitslosenquote in den USA lässt erwarten, dass sich die Erosion der Unternehmensgewinne bis ins dritte Quartal fortsetzen wird. Erst im vierten Quartal - und somit bei den Unternehmenszahlen nicht vor Januar 2010 - ist laut den Prognosen wieder mit einer Aufhellung zu rechnen.

Diese Aufhellung hängt auch damit zusammen, dass die dann relevanten Vergleichszahlen aus dem Spätjahr 2008 von der heftig einsetzenden Finanzkrise geprägt waren.

"Solange die Arbeitslosigkeit steigt, werden die Verbraucher ausgeprägt konservativ bleiben", sagt Vermögensverwalter Walter Hellwig von Morgan Asset Management in Birmingham im US-Bundesstaat Alabama voraus. Etwaige Verbesserungen bei den Erträgen werden aus Kostensenkungen erwachsen, was Hellwig als nicht nachhaltig erachtet. Wenn beim Umsatz keine Steigerungen zu erwarten sein, dann erwachse daraus auch keine Fantasie für das vierte Quartal, sagte er.

Bis der Verbraucher in den USA nicht wieder im größeren Umfang Autos, Handys oder Textilien kauft, werden sich auch die Märkte in Europa und Asien kaum durchgreifend erholen und die Unternehmen weiter auf Kostensenkungen setzen. In den USA war im Juni auch der Verbrauchervertrauensindex gesunken, was wiederum mit der auf 9,5 Prozent gestiegenen Arbeitslosenrate zusammenhängt. Diese Arbeitslosenquote war in den USA die höchste seit dem Jahre 1983. Seit Beginn der Rezession im Dezember 2007 waren rund sechs Mill. Stellen in den USA verloren gegangen und alleine im Juni war die Steigerung mit 467.000 deutlich stärker als erwartet.

Nicht zuletzt mit diesen Kostensenkungen waren die Kurssteigerungen des Börsenbarometers S&P 500 im zweiten Quartal zu erklären. Der Index stieg zwischen Anfang April und Ende Juni um 15 Prozent und damit so stark wie zuletzt im Jahre 1998. Rund 67 Prozent der im Index vertretenen Unternehmen konnten im zweiten Quartal die durchschnittlichen Analystenprognosen schlagen.

Ein ganz ähnliches Bild lieferten die Märkte in Europa und Asien: Der MSCI Asia Pacific Index konnte im abgelaufenen Quartal 28 Prozent vorrücken und der Dow Jones Stoxx 600 stieg in Europa um 17 Prozent - es war das stärkste Wachstum seit dem Boomjahr 1999.

Der Finanzexperte Charles Smith von Fort Pitt Capital Group Inc. in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio bleibt skeptisch: "Die Analysten werden mal wieder untertreiben und die Mehrheit der Unternehmen wird es schaffen, die Erwartungen zu schlagen", sagt er voraus. "Allerdings", mahnt er, "wenn der Lehrer mit einer vier Minus rechnet und der Schüler eine vier schreibt, dann bleibt immer noch die Frage, ob es sich um einen Schüler mit Potenzial handelt".

( Bloomberg )