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Capital Bank hilft AvW-Gruppe aus S&T-Dilemma
Die Allianz überrascht: Die AvW Gruppe suchte in den vergangenen Wochen dringend nach einem Käufer für einen Teil ihres Pakets an S&T. Rund 8% mussten abgegeben werden, damit AvW nicht ein öffentliches Übernahmeoffert für S&T legen muss. Am Markt wurde gespannt darauf gewartet, ob sich ein Käufer findet, quasi in letzter Minute wurde eine Lösung präsentiert.
AvW verkaufte 300.000 S&T-Aktien an eine "österreichische Bank", 30.000 Aktien gingen an einen österreichischen Fonds, informierte das Unternehmen am Donnerstagabend. AvW Gruppe und AvW Invest halten damit wieder weniger als 30% an S&T und müssen kein Anbot legen.
Was noch nicht gesagt wurde: Die "österreichische Bank" ist die Grazer Capital Bank. Sie ist nun im Besitz von 8,37% an der S&T. Das erfuhr der Börse Express aus gut informierten Kreisen. Eine offizielle Bestätigung liegt noch nicht vor. "Wir haben alle erforderlichen Informationen per Adhoc-Meldung kommuniziert. Darüber hinaus gibt es von uns dazu kein Statement" heisst es seitens der AvW-Gruppe.
Das Interessante an dieser Entwicklung: AvW und die Capital Bank liegen sich seit Monaten in den Haaren und decken sich mit gegenseitigen Beschuldigungen und Klagen ein. Stein des Anstosses waren im Herbst des Vorjahres aufgedeckte Malversationen in der AvW, die diese einem ehemaligen Prokuristen zuschreibt, der u.a. - so der Vorwurf - auch mit der Capital Bank zusammengespielt haben soll. Zudem sind von AvW gehaltene Aktienpakete an die Capital Bank verpfändet, wie etwa die Beteiligung am Asset Manager C-Quadrat, für den die Bank bereits einen Käufer gesucht hat.
"Sollte die Verpfändung (des Wertpapierportfolios, Anm.) schlagend werden, ist von einer Bestandsgefährdung auszugehen", heisst es denn auch im Lagebericht der AvW Invest für das Geschäftsjahr 2008. Die Capital Bank wiederum brachte erst vor rund zwei Wochen eine Klage wegen Kreditschädigung gegen AvW-Chef Wolfgang Auer von Welsbach ein.
Nicht die besten Voraussetzungen somit, um weiter gemeinsame Geschäfte zu machen - möchte man zumindest meinen. Die Vorgehensweise stösst zudem einigen Marktteilnehmern mit Blick auf das Übernahmegesetz auf. Die naheliegende Vermutung: Aufgrund eines Entscheids der Übernahmekommission musste AvW schnell eine Entscheidung treffen: Entweder einen Käufer für rund 8% oder das gesamte S&T-Paket finden oder ein Übernahmeoffert stellen. Letzeres schloss AvW zuletzt selbst aus: "Sollte kein entsprechender Verkauf binnen dieser Zeit möglich sein, ist aus der Sicht des Vorstandes die Fortführung des Unternehmens (...) gefährdet", hiess es im Geschäftsbericht. Bleibt der Zeitfaktor: Der gesamte Markt wusste, dass AvW bis zum Ende der ersten Mai-Woche verkaufen muss. Das drückt üblicherweise auf die Preise.
Folglich kann durch die nun gefundene Lösung - 8% gehen an die Capital Bank - auf Zeit gesetzt und weiterhin ein Verkäufer für das gesamte Paket (bzw. einen Teil) gesucht werden. Und Interessenten für das S&T-Paket gab es zuletzt mehrere, erfuhr der Börse Express.
So haben sowohl der Private Equity-Riese Advent Capital Management vorgefühlt, als auch die im IT Services Sektor tätige Allgeier Holding aus Deutschland, die skandinavische Atea Gruppe und die TDMi, die laut eigenen Angaben zu den grössten, unabhängigen IT-Systemhäusern in Deutschland zählt. Auch aus Israel wurde Interesse bekundet: Und zwar von matrix, Israels führendem IT-Anbieter, und Ness Technologies, ebenfalls ein israelisches Unternehmen, dessen Aktien an der Nasdaq notieren.
Sollte schliesslich doch ein strategischer Käufer auf den Plan treten und die S&T-Pakete von AvW und der Capital Bank erwerben, so wäre er freilich zur Legung eines Übernahmeofferts verpflichtet. Dieses würde sich allerdings am Durchschnittskurs der letzten sechs Monate orientieren - und würde damit (aus derzeitiger Sicht) bei um die 11 Euro zu liegen kommen. Hätte AvW jetzt ein Übernahmeoffert legen müssen, wäre dieses voraussichtlich teurer geworden.
Denn wie berichtet, wäre dabei laut Juristen der höhere Wert aus dem Durchschnittspreis der vergangenen sechs Monate und dem Preis der Referenztransaktionen von AvW schlagend geworden. Letztere sind die Ausübungspreise der Put-Optionen, die bei bis zu 52 Euro angesiedelt waren. Hier müssten allfällige Prämien allerdings abgezogen werden. AvW kam durch derartige Optionsgeschäfte (für die der beschuldigte Ex-Prokurist verantwortlich sein soll) erst in das Dilemma, bei S&T ein Übernahmeoffert stellen zu müssen.
Wie hoch ein mögliches Übernahemoffert von AvW schlussendlich hätte ausfallen müssen, steht freilich in den Sternen, damit hat sich die Übernahmekommission auch noch nicht beschäftigt. Es wäre aber wohl über den aktuellen rund 11 Euro gelegen. Zum Vergleich: Der Durchschnittskurs der letzten sechs Monate vor dem 19. Dezember 2008 (als AvW die kritische Beteiligungsschwelle bei S&T überschritt) liegt bei 35 Euro.
Die AvW-Gruppe hat übrigens noch mit Wirkung vom 30. April dieses Jahres 20.000 S&T-Aktien zu 35 Euro erworben. Hier kann es sich eigentlich nur um eine weitere Put-Option, die ausgeübt werden musste, handeln.
"Das ist eine klare Umgehung des Übernahmegesetzes", meint ein Beobachter zum Verkauf an die Capital Bank. Auch wenn es sich offiziell natürlich nicht um ein "Zwischenparken" der S&T-Anteile bei der Capital Bank handelt, könne daraus eine Vorbereitung für eine Exit-Strategie herausgelesen werden. "Damit ist keinerlei Präventivwirkung durch das Übernahmerecht gegeben, die Altaktionäre, die eigentlich geschützt werden sollten, werden benachteiligt", so der Beobachter.
Zudem könnte natürlich in weiterer Folge ein mögliches Zusammenwirken von Capital Bank und AvW (gemeinsames Abstimmen bei Hauptversammlungen von S&T) ein neuerliches Übernahmeverfahren auslösen. Die Hauptversammlung von S&T findet übrigens kommenden Freitag, am 15. Mai, statt.
Welchen Preis die Capital Bank für die 300.000 S&T-Aktien bezahlt hat, wurde nicht publiziert. Er dürfte sich wohl eher am Marktpreis orientieren, was somit rund 3,3 Mio. Euro für AvW wären. Inwiefern dieser Verkauf bei der Beteiligungsgesellschaft für die Realisierung von Verlusten sorgt, ist unbekannt, da offen ist, zu welchen Kursen AvW die S&T-Aktien in den Büchern hat.
Bettina Schragl
Aus dem Börse Express vom 8. Mai 2009
AvW verkaufte 300.000 S&T-Aktien an eine "österreichische Bank", 30.000 Aktien gingen an einen österreichischen Fonds, informierte das Unternehmen am Donnerstagabend. AvW Gruppe und AvW Invest halten damit wieder weniger als 30% an S&T und müssen kein Anbot legen.
Was noch nicht gesagt wurde: Die "österreichische Bank" ist die Grazer Capital Bank. Sie ist nun im Besitz von 8,37% an der S&T. Das erfuhr der Börse Express aus gut informierten Kreisen. Eine offizielle Bestätigung liegt noch nicht vor. "Wir haben alle erforderlichen Informationen per Adhoc-Meldung kommuniziert. Darüber hinaus gibt es von uns dazu kein Statement" heisst es seitens der AvW-Gruppe.
Das Interessante an dieser Entwicklung: AvW und die Capital Bank liegen sich seit Monaten in den Haaren und decken sich mit gegenseitigen Beschuldigungen und Klagen ein. Stein des Anstosses waren im Herbst des Vorjahres aufgedeckte Malversationen in der AvW, die diese einem ehemaligen Prokuristen zuschreibt, der u.a. - so der Vorwurf - auch mit der Capital Bank zusammengespielt haben soll. Zudem sind von AvW gehaltene Aktienpakete an die Capital Bank verpfändet, wie etwa die Beteiligung am Asset Manager C-Quadrat, für den die Bank bereits einen Käufer gesucht hat.
"Sollte die Verpfändung (des Wertpapierportfolios, Anm.) schlagend werden, ist von einer Bestandsgefährdung auszugehen", heisst es denn auch im Lagebericht der AvW Invest für das Geschäftsjahr 2008. Die Capital Bank wiederum brachte erst vor rund zwei Wochen eine Klage wegen Kreditschädigung gegen AvW-Chef Wolfgang Auer von Welsbach ein.
Nicht die besten Voraussetzungen somit, um weiter gemeinsame Geschäfte zu machen - möchte man zumindest meinen. Die Vorgehensweise stösst zudem einigen Marktteilnehmern mit Blick auf das Übernahmegesetz auf. Die naheliegende Vermutung: Aufgrund eines Entscheids der Übernahmekommission musste AvW schnell eine Entscheidung treffen: Entweder einen Käufer für rund 8% oder das gesamte S&T-Paket finden oder ein Übernahmeoffert stellen. Letzeres schloss AvW zuletzt selbst aus: "Sollte kein entsprechender Verkauf binnen dieser Zeit möglich sein, ist aus der Sicht des Vorstandes die Fortführung des Unternehmens (...) gefährdet", hiess es im Geschäftsbericht. Bleibt der Zeitfaktor: Der gesamte Markt wusste, dass AvW bis zum Ende der ersten Mai-Woche verkaufen muss. Das drückt üblicherweise auf die Preise.
Folglich kann durch die nun gefundene Lösung - 8% gehen an die Capital Bank - auf Zeit gesetzt und weiterhin ein Verkäufer für das gesamte Paket (bzw. einen Teil) gesucht werden. Und Interessenten für das S&T-Paket gab es zuletzt mehrere, erfuhr der Börse Express.
So haben sowohl der Private Equity-Riese Advent Capital Management vorgefühlt, als auch die im IT Services Sektor tätige Allgeier Holding aus Deutschland, die skandinavische Atea Gruppe und die TDMi, die laut eigenen Angaben zu den grössten, unabhängigen IT-Systemhäusern in Deutschland zählt. Auch aus Israel wurde Interesse bekundet: Und zwar von matrix, Israels führendem IT-Anbieter, und Ness Technologies, ebenfalls ein israelisches Unternehmen, dessen Aktien an der Nasdaq notieren.
Sollte schliesslich doch ein strategischer Käufer auf den Plan treten und die S&T-Pakete von AvW und der Capital Bank erwerben, so wäre er freilich zur Legung eines Übernahmeofferts verpflichtet. Dieses würde sich allerdings am Durchschnittskurs der letzten sechs Monate orientieren - und würde damit (aus derzeitiger Sicht) bei um die 11 Euro zu liegen kommen. Hätte AvW jetzt ein Übernahmeoffert legen müssen, wäre dieses voraussichtlich teurer geworden.
Denn wie berichtet, wäre dabei laut Juristen der höhere Wert aus dem Durchschnittspreis der vergangenen sechs Monate und dem Preis der Referenztransaktionen von AvW schlagend geworden. Letztere sind die Ausübungspreise der Put-Optionen, die bei bis zu 52 Euro angesiedelt waren. Hier müssten allfällige Prämien allerdings abgezogen werden. AvW kam durch derartige Optionsgeschäfte (für die der beschuldigte Ex-Prokurist verantwortlich sein soll) erst in das Dilemma, bei S&T ein Übernahmeoffert stellen zu müssen.
Wie hoch ein mögliches Übernahemoffert von AvW schlussendlich hätte ausfallen müssen, steht freilich in den Sternen, damit hat sich die Übernahmekommission auch noch nicht beschäftigt. Es wäre aber wohl über den aktuellen rund 11 Euro gelegen. Zum Vergleich: Der Durchschnittskurs der letzten sechs Monate vor dem 19. Dezember 2008 (als AvW die kritische Beteiligungsschwelle bei S&T überschritt) liegt bei 35 Euro.
Die AvW-Gruppe hat übrigens noch mit Wirkung vom 30. April dieses Jahres 20.000 S&T-Aktien zu 35 Euro erworben. Hier kann es sich eigentlich nur um eine weitere Put-Option, die ausgeübt werden musste, handeln.
"Das ist eine klare Umgehung des Übernahmegesetzes", meint ein Beobachter zum Verkauf an die Capital Bank. Auch wenn es sich offiziell natürlich nicht um ein "Zwischenparken" der S&T-Anteile bei der Capital Bank handelt, könne daraus eine Vorbereitung für eine Exit-Strategie herausgelesen werden. "Damit ist keinerlei Präventivwirkung durch das Übernahmerecht gegeben, die Altaktionäre, die eigentlich geschützt werden sollten, werden benachteiligt", so der Beobachter.
Zudem könnte natürlich in weiterer Folge ein mögliches Zusammenwirken von Capital Bank und AvW (gemeinsames Abstimmen bei Hauptversammlungen von S&T) ein neuerliches Übernahmeverfahren auslösen. Die Hauptversammlung von S&T findet übrigens kommenden Freitag, am 15. Mai, statt.
Welchen Preis die Capital Bank für die 300.000 S&T-Aktien bezahlt hat, wurde nicht publiziert. Er dürfte sich wohl eher am Marktpreis orientieren, was somit rund 3,3 Mio. Euro für AvW wären. Inwiefern dieser Verkauf bei der Beteiligungsgesellschaft für die Realisierung von Verlusten sorgt, ist unbekannt, da offen ist, zu welchen Kursen AvW die S&T-Aktien in den Büchern hat.
Bettina Schragl
Aus dem Börse Express vom 8. Mai 2009
Relevante Links: S&T AG