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OMV - Aufbau der Kriegskasse heizt Spekulationen ein

Die Spekulationen, wonach die OMV nach dem gescheiterten Übernahmeversuch der ungarischen MOL auf der Suche nach einem neuen Übernahmekandidaten ist, sind um eine Facette reicher. So macht das Gerücht die Runde, die OMV könnte ihr Interesse an der polnischen PKN Orlen wieder erneuern, erfuhr der Börse Express aus Branchenkreisen. Aber auch die türkische Tupras wird genannt.

Wie berichtet, heizen die jüngsten Kapitalaufnahmen der OMV der Gerüchteküche ein: Zuzüglich einer möglichen Emission von Wandelanleihen und unter Berücksichtung der Refinanzierung von lediglich rund 600 Mio. Euro im laufenden Jahr könnte der Ölkonzern auf eine Kriegskasse von an die 5 Mrd. Euro kommen, schätzen die Analysten von KBC Securities. Würde die OMV die türkische Petrol Ofisi übernehmen wollen, an der sich bereits über 40% hält, würde das weniger als 1 Mrd. Euro kosten.Wäre somit genügend Spielraum für andere Targets vorhanden.

OMV und PKN Orlen (Börsewert rund 2,5 Mrd. Euro) sind einander nicht fremd. Bereits 2001 wollte die OMV dem polnischen Staat einen Anteil von 18% an PKN abkaufen. Wolfgang Ruttenstorfer sprach damals davon, mit PKN "keine Romanze, sondern eine Hochzeit" eingehen zu wollen. Die Teilprivatisierung verlief aber im Sande. Für ein neuerliches Aufflammen des Interesses würde der Umstand sprechen, dass es kaum zu Wettbewerbsüberschneidungen käme, auch gibt es keine Stimmrechtsbeschränkungen wie bei der ungarischen MOL. Dagegen spreche, dass Polen seine strategischen Assets wohl noch aggressiver verteidige als Ungarn.

Die türkische Tupras (1,8 Mrd. Euro Marktkapitalisierung) könnte da schon eher ein Ziel sein, vermutet KBC-Analyst Peter Tordas. Mehrheitsaktionär Koc wollte den Anteil in den vergangenen Jahren bereits verkaufen, verlangte aber einen zu hohen Preis. Im aktuellen Umfeld dürften Verhandlungen auch nicht einfach verlaufen, ausser Koc stehe unter Druck seiner kreditgebenden Banken. Zuletzt verlangte Koc Tupras zumindest eine hohe Dividende ab.

Tamas Pletser, der bei ING Wholesale Banking die Öltitel covert, wiederum glaubt nicht, dass sich die OMV im Downstream-Bereich nach Zukäufen umsieht. Er erwartet eher, dass der Ölkonzern in das Upstream-Segment investieren wird.

Bettina Schragl

Aus dem Börse Express vom 23. April 2009

Relevante Links: OMV AG