Wiener Börse: ATX schließt leicht im Plus – RBI und EVN im Fokus
Die Wiener Börse beendete den Donnerstag mit einem kleinen Plus. Der heimische Leitindex ATX legte um 0,24 Prozent auf 5.190,20 Punkte zu. Während die europäischen und US-amerikanischen Märkte deutlich stärker zulegten, sorgten unternehmensspezifische Nachrichten für Bewegung im Einzelwertgeschäft.
Ein klarer Impuls für die internationale Börsenstimmung kam aus den USA. Dort fielen die jüngsten Inflationszahlen überraschend niedrig aus. Das schürte sofort Spekulationen über eine mögliche baldige Leitzinssenkung der US-Notenbank. In Europa blieb die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen erwartungsgemäß untätig. EZB-Chefin Christine Lagarde gab keine Zinssenkungen für die nahe Zukunft in Aussicht.
Erste Group erhält grünes Licht für Milliarden-Deal
Am heimischen Parkett rückten vor allem Banken und Versorger in den Fokus. Ein echtes Schwergewichtsthema war die Erste Group. Die polnische Finanzaufsicht genehmigte den bereits im Mai angekündigten milliardenschweren Einstieg bei der Santander Bank Polska. Die Erste Group erwirbt für 6,8 Milliarden Euro einen 49-Prozent-Anteil. Es handelt sich um eine der größten grenzüberschreitenden Bankentransaktionen Europas in den letzten Jahren. Die Aktie der Erste Group schloss mit einem Plus von 0,8 Prozent.
EVN: Ergebnisrückgang, aber optimistischer Ausblick
Der Energieversorger EVN präsentierte Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024/25. Das Konzernergebnis sank um 7,4 Prozent auf 436,7 Millionen Euro, während die Umsätze um 3,8 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro stiegen. Belastet wurde das Ergebnis vor allem durch ein deutlich niedrigeres Finanzergebnis. Trotzdem reagierte der Markt positiv: Die EVN-Aktie gewann drei Prozent. Analysten der Erste Group lobten das „starke Zahlenwerk“ und hoben besonders den angehobenen Ausblick für das kommende Jahr hervor.
RBI-Tochter von russischem Schiedsspruch betroffen
Schlagzeilen machte auch die Raiffeisen Bank International (RBI). Ein russisches Schiedsgericht verpflichtete die Strabag SE und deren österreichische Kernaktionäre, 339 Millionen Euro an die sanktionierte russische Firma Rasperia zu zahlen. Da das Urteil auch gegen Vermögenswerte der russischen RBI-Tochterbank vollstreckt werden kann, will diese im vierten Quartal 2025 eine entsprechende Rückstellung bilden. Die RBI kündigte Berufung gegen das Urteil an. Die Aktie der Raiffeisen Bank International verlor daraufhin 2,6 Prozent.
VIG und AT&S: Gewinner des Börsenjahres korrigieren
Die Vienna Insurance Group (VIG) gab nach einem kräftigen Vortagsgewinn um drei Prozent nach. Trotzdem bleibt die Performance im laufenden Börsenjahr 2025 mit einem Plus von etwa 112 Prozent beeindruckend. Noch stärker präsentiert sich AT&S. Die Aktie des Leiterplattenherstellers gewann am Donnerstag 0,9 Prozent und hat seit Jahresbeginn ein beachtliches Plus von etwa 146 Prozent verbucht. Damit ist AT&S der klare Spitzenreiter im Prime Market der Wiener Börse, knapp gefolgt von Frequentis mit einem Jahresplus von 139 Prozent.
Die Erste Group revidierte unterdessen ihr Kursziel für die voestalpine deutlich von 26,5 auf 39,5 Euro nach oben, nahm aber das Anlagevotum von „Accumulate“ auf „Hold“ zurück. Die voestalpine-Aktie notierte mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 38,38 Euro.