Der deutsche Aktienmarkt hat am "Black Friday"
an seinen jüngsten Erfolgskurs angeknüpft. Deutsche Konjunkturdaten
zeigten kaum Einfluss auf die Notierungen. So sank die
Arbeitslosenquote im November zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf
6,1 Prozent, liegt aber im Vergleich zum Vorjahresmonat 0,2 Punkte
höher. Die Preise für importierte Güter sanken im Oktober erneut,
aber weniger als erwartet. Die Einzelhandelsumsätze fielen im
Oktober zum Vormonat preisbereinigt etwas stärker als erwartet.
Der Dax gewann am Freitag zuletzt 0,3 Prozent auf
23.828 Punkte. Damit steuert der deutsche Leitindex auf ein etwa
dreiprozentiges Wochenplus zu. Der eigentlich gute Börsenmonat
November würde aber immer noch mit einem Abschlag von knapp einem
Prozent zu Ende gehen.
Für den MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten
ging es zuletzt um 1,0 Prozent auf 29.822 Zähler aufwärts. Der
Eurozonen-Index EuroStoxx 50 legte um 0,2 Prozent zu.
"Der Dax konsolidiert auf hohem Niveau. Auffällig ist das Ausbleiben
von Gewinnmitnahmen. Anleger setzen offenbar darauf, dass die
Thanksgiving-Rally nach dem Feiertagshandel in den USA noch etwas
weiterlaufen kann. Diese Stabilisierung ist positiv und erzeugt
Vertrauen, dass die Kurskapriolen des Novembers tatsächlich hinter
uns liegen könnten", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von der
Consorsbank.
"Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine hat die
Stimmung in Europa verbessert", konstatierte Aktienstratege Emmanuel
Cau von der Barclays Bank. Die Risikobereitschaft komme zurück, auch
wegen neu entfachter Hoffnung auf eine Zinssenkung der Fed im
Dezember und den wieder anziehenden Kursen im Technologiesektor. Er
glaubt, dass ein Waffenstillstand ein großes Extremrisiko für Europa
beseitigen und die Anleger dazu zwingen würde, über die positiven
Aspekte einer weiteren Deeskalation nachzudenken.
Mit einem Kursplus von 2,6 Prozent war die Aktie der Deutschen Börse
Spitzenreiter im Dax. Wie seit Donnerstagnachmittag
bekannt ist, hat der Börsenbetreiber dem Fondsvertriebsspezialisten
Allfunds ein unverbindliches Kaufgebot unterbreitet.
Tom Mills vom Analysehaus Jefferies sprach von einer deutlich besser
passenden Branchenlogik als bei der früheren Offerte des
Konkurrenten Euronext für Allfunds. Dadurch könnte der Gewinn der
Deutschen Börse im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.
Die Papiere von Delivery Hero setzten ihre jüngste
Erholung mit einem Kurssprung von 13,4 Prozent fort. Der
Essenlieferdienst stehe unter dem Druck mehrerer Großaktionäre,
einen Verkauf des Unternehmens oder von Geschäftsteilen in Betracht
zu ziehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter
Berufung auf Insider. Die kolportierten Forderungen nach einem
Strategiewandel und einer Branchenkonsolidierung zeigten, dass sich
etwas tue, kommentierte Barclays-Analyst Andrew Ross.
Die Aktien von Wacker Chemie fielen nach einem
kritischen Analystenkommentar am MDax-Ende um 4,5 Prozent und
dampften ihren Vortagesgewinn von 3,3 Prozent wieder ein. Die
US-Bank JPMorgan stufte die Wacker-Aktie von "Neutral" auf
"Underweight" ab und senkte das Kursziel von 60 auf 50 Euro. Analyst
Chetan Udeshi glaubt, dass das Geschäft des
Spezialchemie-Unternehmens mit dem Halbleiterrohstoff Polysilizium
wegen eines massiven Überangebots an Wafern in der Lieferkette unter
Druck gerät./edh/he