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Frankfurt schliesst höher

Dank überraschend guter Zahlen der US-Bank Citigroup und des Mischkonzerns General Electric (GE) hat sich der deutsche Aktienmarkt am Freitag freundlich ins Wochenende verabschiedet. Auch von Konjunkturseite gab es kein Störfeuer: Das von der Universität Michigan erhobene US-Konsumklima hellte sich im April überraschend deutlich auf. 'Langsam macht sich am Markt die Hoffnung breit, dass wir doch einen Boden gefunden haben könnten und das Schlimmste vorbei ist', beschrieb ein Börsianer die Stimmung.

Der DAX beendete den Handelstag 1,46 Prozent höher bei 4.676,84 Punkten. Auf Wochenbasis legte der Leitindex damit um 4,14 Prozent zu - es war die sechste Woche in Folge mit Kursgewinnen. Noch deutlicher fiel das Tagesplus bei den anderen Indizes aus: Der MDAX der mittelgrossen Werte stieg um 3,20 Prozent auf 5.375,44 Zähler, der Technologiewerte-Index TecDAX gewann 3,09 Prozent auf 571,38 Zähler.

Neben dem kleinen Verfall von Optionen am Terminmarkt traten die Bankenwerte in den Fokus. Die teilverstaatlichte Citigroup sorgte zum Jahresauftakt trotz des sechsten Quartalsverlusts in Folge für eine positive Überraschung. Das unerwartet geringe Minus der US-Bank hob auch hierzulande die Stimmung für die Titel der Branche. Deutsche Bank stiegen um 6,23 Prozent auf 41,700 Euro. Commerzbank gewannen 4,74 Prozent auf 5,300 Euro. Am Vortag war bekannt geworden, dass der zweitgrösste US-Shoppingmall-Betreiber General Growth Properties Insolvenz angemeldet hat. Die Eurohypo ist allerdings nach Angaben ihrer Mutterbank Commerzbank weniger stark betroffen, als aus dem Insolvenzantrag hervorgeht.

Im Stahlsektor knüpften Salzgitter-Titel mit einem Kursplus von 8,63 Prozent auf 57,50 Euro an ihre Vortagesgewinne an und ThyssenKrupp legten um 4,71 Prozent auf 18,23 Euro zu. Klöckner & Co stiegen im MDAX mit plus 19,37 Prozent auf 10,66 Euro an die Spitze. Kreisen zufolge einigte sich der unter der weltweiten Autokrise leidende japanische Autohersteller Toyota mit dem Stahlriesen Nippon Steel auf geringer als erwartete Preisnachlässe. Stahltitel in Japan hatten daraufhin deutlich zugelegt. Salzgitter und ThyssenKrupp hatten bereits am Vortag von einer positiven Branchenstudie profitiert und ein Kursplus von jeweils etwa fünf Prozent verbucht.

Dagegen brachen Beiersdorf-Titel nach überraschenden Eckdaten für das erste Quartal um 8,59 Prozent auf 31,38 Euro ein und landeten damit abgeschlagen am DAX-Ende. Der Konsumgüterhersteller verbuchte einen Einbruch bei Umsatz und Gewinn. 'Die Zahlen sind richtig schlecht und liegen deutlich unter den Erwartungen, die Marge ist völlig eingebrochen - die Kursreaktion ist daher verständlich', sagte ein Händler in einer ersten Stellungnahme. Für andere Börsianer beinhalteten die Aussagen von Beiersdorf indes keine so negative Überraschung. 'Das hätte man nach den jüngsten Henkel-Zahlen , die ebenfalls eine Schwäche im Klebstoffgeschäft mit Industriekunden zeigten, eigentlich voraussehen können', sagte ein Experte.

Die Aktien der Hannover Rück sackten um 3,84 Prozent auf 26,06 Euro ab. Händler verwiesen auf mittlerweile dementierte Gerüchte über eine Gewinnwarnung des Rückversicherers. Die Aktien von METRO kamen nach Zahlen des Wettbewerbers Carrefour unter Druck und verloren 3,07 Prozent auf 30,0 Euro. Der französische Einzelhändler habe mit seinem ersten Umsatzrückgang in sechs Jahren die Markterwartungen leicht verfehlt, hiess es bei Börsianern. Zudem erwartet Carrefour keine deutliche Verbesserung der Marktbedingungen.

Im MDAX setzten TUI-Titel den Aufwärtstrend der vergangenen Tage fort und stiegen um weitere 11,68 Prozent auf 7,410 Euro. Händler nannten ein ganzes Bündel möglicher Kurstreiber. Einer mutmasste, möglicherweise sammle ein Anleger für die Hauptversammlung im Mai Stimmen, um den Aufsichtsrat zu kippen, nachdem hier die letzte Abstimmung sehr knapp ausgefallen sei. Im Vorjahr war der streitbare Grossaktionär John Fredriksen mit diesem Vorhaben gescheitert, obwohl er etliche andere Aktionäre auf seine Seite gezogen hatte. Andere Börsianer sahen die Aktie durch ein zunehmend freundlicheres Konsumumfeld und eine positive Studie gestützt. Die WestLB hatte das Kursziel für die Aktie von 7,40 auf 8,10 Euro hochgesetzt und das Anlagevotum 'Buy' bestätigt.

Die Titel von Arcandor stiegen um unterdurchschnittliche 2,27 Prozent auf 1,80 Euro. Händlern zufolge kursieren am Markt Gerüchte um einen Verkauf der Kaufhaussparte Karstadt. 'Angeblich soll noch am Wochenende etwas in dieser Richtung bekannt gegeben werden', sagte ein Börsianer. Viel Glauben schenkte er der Spekulation allerdings nicht: 'Es klingt mehr wie ein typisches Freitagsgerücht.' Arcandor dementierte mittlerweile diese Gerüchte.

Premiere verloren indes nach Ende der Bezugsrechte-Emission 10,69 Prozent auf 1,42 Euro. 'Die Ausgabe der Bezugsrechte ist vorbei - der Preis für ein Bezugsrecht lag zum Schluss bei 0,50 Euro', sagte ein Händler. Damit bezahlten Anleger, die drei Premiere-Aktie mittels eines Bezugsrechts erworben haben, etwa 1,28 bis 1,29 je Premiere-Aktie. 'Bis Montag können die Bezugsrechte nun ausgeübt werden, ab Freitag nächster Woche kommen sie mit in den Handel. Bis dahin wird sich der Kurs der 'alten' Premiere-Papiere diesem Preis noch etwas annähern', so der Börsianer.