ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax vor SAP-Zahlen klar ins Minus abgerutscht
Nach zwei Gewinntagen haben Anleger am
Mittwoch bei deutschen Aktien wieder den Rückwärtsgang eingelegt.
Vor der anstehenden Quartalsbilanz des Schwergewichts SAP
gelang dem Dax keine weitere
Annäherung an das Rekordhoch von 24.771 Zählern. Der Leitindex ging
0,74 Prozent tiefer bei 24.151,13 Punkten aus dem Handel. Der MDax
gab um 0,44 Prozent auf 30.007,74 Punkte nach.
Zuletzt war im Handelsstreit zwischen den USA und China Hoffnung
aufgekommen. Die Experten von Index-Radar sagten aber am Mittwoch,
die Verhandlungen liefen zäh. "Wir erwarten keinen Durchbruch,
sondern vielmehr eine erneute Fristverlängerung im Handelsstreit",
schrieben sie. Die globalen Spannungen erhielten außerdem ihre
Fortsetzung mit Bedenken an der Chipversorgung, nachdem die
niederländische Regierung die Kontrolle über den
Halbleiter-Hersteller Nexperia übernommen hatte, der eigentlich in
chinesischer Hand ist.
Abseits der geopolitischen Schlagzeilen lieferte am Freitag auch die
in den USA bereits laufende Berichtssaison mit den Technologiegrößen
Netflix und Texas Instruments negative Impulse. Laut
Index-Radar rückten bereits die am späten Abend erwarteten Zahlen
von SAP in den Vordergrund, wobei sich bei dem Softwarekonzern wohl
alles auf das Cloud-Geschäft konzentrieren werde.
Mit Teamviewer brachte ein Tech-Wert auch hierzulande
eine herbe Enttäuschung. Die Aktien des
Fernwartungs-Softwarespezialisten brachen im MDax um 21,6 Prozent
auf ein Rekordtief ein. Das Unternehmen hatte seine Anleger mit
gesenkten Wachstumszielen geschockt, was stark an dem übernommenen
Unternehmen 1E lag. Laut dem DZ-Bank-Experten Armin Kremser droht
der Kauf nach dem Sport-Sponsoring-Abenteuer aus dem Jahr 2021 zum
nächsten strategischen Fehltritt zu werden.
Zum größten Dax-Verlierer wurden die Aktien von Siemens Energy
mit einem Minus von 3,7 Prozent. Aus Rückenwind vom
US-Konkurrenten GE Vernova wurde bei dem
Elektrotechnik-Konzern Gegenwind: Lag der Siemens-Energy-Kurs kurz
vor US-Börsenstart noch mit mehr als drei Prozent im Plus, rutschte
er nach dem New Yorker Handelsauftakt mit den Vernova-Aktien tief
ins Minus.
Auch die Aktien von Adidas gehörten im Dax mit einem
fast drei Prozent großen Abschlag zu den Belastungsfaktoren. Das
Unternehmen hatte am Vorabend nach Börsenschluss mit den Eckdaten
zum dritten Quartal die Gewinnprognose für dieses Jahr erhöht. Nach
einer kräftigen Kurserholung seit Anfang September nahmen Anleger
jedoch Gewinne mit.
Die Titel der Autobauer BMW , Volkswagen
und Mercedes-Benz versammelten sich
auch mit bis zu 2,2 Prozent unter den Verlierern. Unter Druck stand
der Autosektor, weil die Nexperia-Situation Sorgen vor
Produktionsausfällen auslöste. Der Chipzulieferer hat
Lieferprobleme, nachdem China im Gegenzug zur niederländischen
Kontrollübernahme die Ausfuhr von wichtigen Chips gestoppt hat.
Infineon fielen um 2,9 Prozent. Neben der
Nexperia-Situation lag der Fokus in der Chipbranche auch auf
enttäuschenden Prognosen des US-Herstellers Texas Instruments
für das laufende vierte Quartal.
Nicht mehr nachhaltig gefragt waren die Titel der Rüstungsbranche,
die am Mittwoch nach mehreren Erholungstagen zuerst nochmals
deutlich zulegten, weil die Hoffnung auf einen baldigen Gipfel
zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Kreml-Chef Wladimir Putin
wieder gedämpft wurden. Dann aber gingen die Anleger dazu über, auch
hier Gewinne mitzunehmen. Die Titel von Rheinmetall
schlossen mit 1,7 Prozent im Minus.
Papiere der Online-Apotheke Redcare Pharmacy verloren
im MDax 5,5 Prozent. Hier belastete ein erneuter Bericht, wonach
große Handelsketten wie DM, Rossmann oder Lidl ihren Einstieg in das
Geschäft mit Medikamenten planen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx beendete seinen
jüngsten Rekordlauf und sank um 0,84 Prozent auf 5.639,21 Punkte.
Außerhalb der Eurozone gab der SMI um 0,1 Prozent
nach, während der britische FTSE 100 um fast ein
Prozent zulegte. In New York zeigten sich die Börsen zuletzt
schwächer: Der Dow Jones Industrial fiel dort um 0,3
Prozent und der Nasdaq 100 um 0,7 Prozent./tih/he