DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Vodafone setzt in Deutschland
und Europa künftig in großen Stil auf Mobilfunktechnik aus Südkorea.
Der Elektronikkonzern Samsung werde in den kommenden
fünf Jahren mehrere tausend Mobilfunkstationen von Vodafone mit
modernster OpenRAN-Technologie ausstatten, teilte der
Mobilfunkbetreiber in Düsseldorf mit. Branchen-Insidern zufolge wird
damit vor allem Technik vom chinesischen Technologiekonzern Huawei
ausgetauscht. Vodafone wollte dazu keine Stellung nehmen.
Nicht mehr von einem Hardwarehersteller abhängig
OpenRAN (Open Radio Access Network) bezeichnet ein Konzept in der
Mobilfunktechnik, das darauf abzielt, Funknetze offener, flexibler
und unabhängiger von einzelnen Herstellern zu gestalten.
Traditionell stammen alle Komponenten eines Mobilfunknetzes - wie
Antennen, Basisstationen und Steuerungseinheiten - von einem
einzelnen Anbieter. Bei OpenRAN werden diese Teile entkoppelt und
durch offene Schnittstellen miteinander verbunden. Dadurch können
Netzbetreiber Komponenten verschiedener Hersteller kombinieren,
solange sie denselben technischen Standards folgen.
Vodafone hatte in der Vergangenheit seine Mobilfunkmasten sowohl mit
Technik von Huawei als auch des europäischen Anbieters Ericsson
ausgerüstet. Der Einsatz von Huawei-Komponenten
geriet in den vergangenen Jahren jedoch wegen vermuteter
Sicherheitsrisiken und potenzieller Einflussnahme durch China immer
stärker in der Kritik. Vorgaben aus der Politik sehen inzwischen
vor, dass kritische Netzkomponenten aus China schrittweise durch
alternative Lösungen ersetzt werden sollen. Vodafone erklärt, dass
das Kernnetz schon seit geraumer Zeit ohne Technik von Huawei
auskommt.
Ohne Huawei mit OpenRAN
Das OpenRAN-Konzept ist auch für die drei maßgeblichen Wettbewerber
von Vodafone in Deutschland ein Ansatz, um auf Technik aus China
verzichten zu können. 1&1 baut sein neues 5G-Netz
ohnehin komplett mit OpenRAN auf. Die Deutsche Telekom
und Telefónica testen bereits seit Monaten
umfangreich die neue Technik. Vodafone-Deutschland-CEO Marcel de
Groot sprach nun von "Deutschlands größtem OpenRAN-Projekt". "In den
kommenden Jahren bauen wir das flexibelste Mobilfunknetz der
Republik - mit tausenden OpenRAN Stationen, die offen sind für die
besten Technologien von allen potenziellen Partnern."
Durch OpenRAN wird der Markt der Mobilfunkausrüster neu geordnet.
Zwar setzen inzwischen auch die klassischen Anbieter Nokia
, Ericsson und selbst Huawei teilweise auf die offenen
Schnittstellen. Die neue Technik bringt aber auch neue Player ins
Spiel. Neben Samsung sind dies vor allem japanische Anbieter wie NEC
oder Rakuten sowie Anbieter aus den USA wie Mavenir, Parallel
Wireless und Altiostar. In Teilsegmenten sind auch Tech-Giganten wie
Google , Microsoft , IBM
und Intel aktiv./chd/DP/zb