ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax vor US-Zinsentscheidung unter Druck
FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Vortag der Zinsentscheidung in den USA
haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt auf die Bremse getreten.
Der Dax sackte am Dienstag um 1,77 Prozent auf
23.329,24 Punkte ab und fiel damit auf ein Tief seit Ende Juni. Der
Leitindex sei lethargisch und verliere den Anschluss an die starken
US-Börsen, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom
Broker Robomarkets. Für den MDax der mittelgroßen
Unternehmen ging es derweil 1,21 Prozent auf 30.100,16 Zähler
bergab.
Die Anleger gehen fest davon aus, dass die US-Notenbank Fed zur
Wochenmitte erstmals in diesem Jahr ihren Leitzins senken wird.
Einige halten sogar einen größeren Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte
für möglich. "Das Spannende an der Sitzung wird sein, ob die Fed auf
die Markterwartungen eines kontinuierlichen Zinssenkungszyklus
einschwenkt oder nicht", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC
Markets.
US-Konjunkturdaten hatten kaum Einfluss auf die Kurse. So sind die
Umsätze im Einzelhandel im August stärker als erwartet gestiegen. An
einer geldpolitischen Lockerung bestünden dennoch kaum Zweifel,
betonte Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen.
Außerdem legte auch die Industrieproduktion im August unerwartet zu.
Dass sich hierzulande die ZEW-Konjunkturerwartungen überraschend
aufhellten, ließ die Anleger ebenso kalt.
Der Dow Jones Industrial gab zum europäischen
Handelsschluss rund 0,4 Prozent nach, während der marktbreite S&P
500 und der technologielastige Nasdaq 100
neue Bestmarken aufstellten. Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 schloss 1,25 Prozent im Minus mit
5.372,31 Punkten. Für den Schweizer SMI und den
britischen FTSE 100 ging es jeweils rund ein Prozent
abwärts.
Aus Branchensicht wurden Finanzwerte am meisten gemieden.
Marktbeobachter Andreas Lipkow sprach von einem Zusammenhang mit der
angespannten Finanzsituation Frankreichs. So gehörten die Papiere
von Deutscher Börse , Munich Re ,
Hannover Rück , Allianz , Deutscher Bank
und Commerzbank mit Verlusten zwischen
2,5 und 4,1 Prozent zu den schwächsten Werten im Dax.
Die Titel von Beiersdorf litten unter einer
gestrichenen Kaufempfehlung des Analysehauses Jefferies und sackten
zeitweise auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren ab.
Letztlich büßten sie 2,7 Prozent ein. Die besonders wichtige Marke
Nivea des Konsumgüterkonzerns kämpfe mit ihrem Wachstum, begründete
David Hayes seine Neubewertung.
Die dieses Jahr schwer gebeutelten Aktien von Puma
erhielten erneut Rückenwind von Spekulationen über die Möglichkeit
einer Fusion mit Adidas . Am Vortag hatten sie schon
etwas zugelegt, nachdem ein Investor am Freitag einen
Zusammenschluss in einem Interview ins Spiel gebracht hatte. Für den
Puma-Kurs ging es nun weitere 2,9 Prozent nach oben, während Adidas
um 1,4 Prozent nachgaben.
Kaufinteresse für das Stahlgeschäft trieb die Anteilsscheine von
Thyssenkrupp kräftig an. Am Nachmittag sorgte die
Nachricht, dass der indische Stahlkonzern Jindal ein unverbindliches
Angebot zum Kauf der Stahltochter Steel Europa abgegeben hat, für
Euphorie. Aus einem Minus von bis zu sechs Prozent wurde ein Plus
von 4,4 Prozent, der höchste Stand seit mehr als vier Jahren.
Die Aktien des Waferherstellers Siltronic schnellten
im Nebenwerte-Index SDax um 10,4 Prozent auf das
Niveau von Ende Juli nach oben. Die Experten des Bernecker
Börsenbriefs verwiesen auf langfristiges Wachstumspotenzial durch
die immer stärkere Verbreitung neuer Breitbandspeicherchips für
Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz (KI). Dahinter
profitierten Atoss Software mit plus 3 Prozent von
einer Kaufempfehlung der Privatbank Metzler.
Schaeffler punktete mit neuen Mittelfristzielen. Der
Auto- und Industriezulieferer will sein operatives Ergebnis in den
kommenden Jahren verdoppeln und auch Umsatz sowie Barmittelzufluss
verbessern. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi bezeichnete die Ziele als
ambitioniert, Schaefflers Plan sei aber ausbalanciert. Die Papiere
stiegen um 1,3 Prozent.
Für ProSiebenSat.1 ging es nach anfänglichen
Kursgewinnen um 2,5 Prozent nach unten. Der Medienkonzern kappte
wegen der ausbleibenden Erholung des Werbemarktes seine
Jahresprognose. Erst vor Kurzem wurde ProSiebenSat.1 von der
italienischen Media for Europe (MFE)
übernommen./niw/jha/