Aktien Frankfurt: Dax schwächelt weiter nach US-Daten und vor Fed-Zinsentscheid
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am
Dienstag angesichts eindeutiger Zinserwartungen auf die Bremse
getreten. US-Konjunkturdaten hatten nur wenig Einfluss auf die
Kurse. So sind die Umsätze im Einzelhandel im August stärker als
erwartet gestiegen. Zudem wurden die Zahlen für den Vormonat nach
oben revidiert.
Der Dax notierte am Nachmittag 0,6 Prozent tiefer bei
23.606 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen
büßte 0,2 Prozent auf 30.422 Zähler ein. Für den Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 ging es um 0,1 Prozent bergab.
Im Fokus steht die US-Notenbanksitzung, die am Mittwoch mit der
Zinsentscheidung endet. Anleger gehen fest davon aus, dass die Fed
erstmals in diesem Jahr ihren Leitzins senken wird. Einige halten
sogar einen größeren Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte für möglich.
An einer geldpolitischen Lockerung bestünden auch nach der
Überraschung bei den Einzelhandelsdaten kaum Zweifel, betonte
Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen.
"Es zeigt sich immer mehr, dass die Marktteilnehmer derzeit nicht
mehr gewillt sind, den Gesamtmarkt zu kaufen. Das Euphorielevel,
bezogen auf die US-Notenbanksitzung, ist hoch", erklärte
Marktexperte Andreas Lipkow. Sollte diese Erwartungshaltung nicht
erfüllt werden, könne es zu größeren Korrekturen an den
Aktienmärkten kommen. Defensive Branchen seien gefragt, während bei
zyklischen Werten Zurückhaltung vorherrsche.
Aus Branchensicht wurden Finanzwerte am meisten gemieden. So
gehörten die Papiere von Deutscher Börse , Munich Re
, Hannover Rück , Allianz
, Deutsche Bank und Commerzbank
mit Verlusten zwischen 1,2 und 1,8 Prozent zu den
schwächsten Werten im Dax.
Die Titel von Beiersdorf litten unter einer
gestrichenen Kaufempfehlung des Analysehauses Jefferies und sackten
zunächst auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren ab. Danach
reduzierten sie das Minus auf zuletzt 1,6 Prozent. Die Marke Nivea
kämpfe mit dem für die Aktie des Konsumgüterherstellers wichtigen
Wachstum, begründete David Hayes seine Neubewertung. Zudem
erschienen die Hoffnungen auf Innovationen im laufenden Halbjahr zu
optimistisch.
Die dieses Jahr schwer gebeutelten Aktien von Puma
erhielten weiteren Rückenwind von Spekulationen über die Möglichkeit
einer Fusion mit Adidas . Am Vortag hatten sie schon
etwas zugelegt, nachdem ein Investor am Freitag einen
Zusammenschluss in einem Interview ins Spiel gebracht hatte. Nun zog
die Debatte darüber weitere Kreise. Für den Puma-Kurs ging es
zuletzt um 4,4 Prozent nach oben, während Adidas um 0,7 Prozent
nachgaben.
Kaufinteresse für das Stahlgeschäft trieb die Anteilsscheine von
Thyssenkrupp kräftig an. Am Nachmittag sorgte die
Nachricht, dass der indische Stahlkonzern Jindal ein unverbindliches
Angebot zum Kauf der Stahltochter Steel Europa abgegeben hat, für
Rückenwind. Aus einem Minus von bis zu sechs Prozent wurde ein Plus
von 5,9 Prozent, der höchste Stand seit mehr als vier Jahren.
Die Aktien des Waferherstellers Siltronic schnellten
im Nebenwerte-Index SDax um knapp 10 Prozent nach
oben. Mit dem Sprung auf das Niveau von Ende Juli schafften sie es
auch zurück über die 50- sowie die 100-Tage-Linie, zwei wichtige
charttechnische Indikatoren für den mittelfristigen Trend. Seit
Jahresbeginn steht aber immer noch ein Minus von knapp 15 Prozent zu
Buche.
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler will in
den kommenden Jahren sein operatives Ergebnis verdoppeln. Gestützt
von einem geplanten Erreichen der Gewinnschwelle in der
Elektroautosparte will Chef Klaus Rosenfeld die um Sondereffekte
bereinigte operative Marge vor Zinsen und Steuern im Konzern bis
2028 auf 6 bis 8 Prozent hochtreiben nach vergleichbaren 3,5 Prozent
2024. Auch Umsatz und Barmittelfluss sollen sich verbessern. Die
Schaeffler-Papiere stiegen um 2,9 Prozent.
Die Aktien von Atoss Software setzten mit plus 5,3
Prozent zu einem Erholungsversuch an, nachdem die Privatbank Metzler
eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatte. Zur Begründung verwies
Analyst Oliver Frey auf den Kurseinbruch um ein Drittel in den
vergangenen acht Wochen. Die Korrektur bringe für Anleger eine
attraktive Chance mit sich. Mit Atoss setzten sie auf ein
Unternehmen, das ein starkes Finanzprofil mit einer führenden
Position im strukturell wachsenden Markt für Personalmanagement
verbinde./edh//jha/