FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt ist es nach zwei
schwachen Wochen wieder bergauf gegangen. Der Dax
schloss am Montag 0,89 Prozent fester mit 23.807,13 Punkten. Damit
knüpfte der Leitindex an seinen Stabilisierungsversuch vor dem
schwachen Freitag an, blieb aber in der jüngsten Handelsspanne. Für
den MDax , der die mittelgroßen Börsenunternehmen
enthält, ging es letztlich sogar um 1,48 Prozent auf 30.454,69
Punkte hoch.
Die Kurse trotzten damit der politischen Krise in Frankreich, wo
noch an diesem Montag der Sturz der Regierung droht. Premierminister
François Bayrou verteidigte in der Nationalversammlung seine
Entscheidung zur Vertrauensfrage, über die aber wohl erst nach dem
Handelsschluss in Europa abgestimmt wird. Das hoch verschuldete Land
muss den Gürtel enger schnallen, es gibt jedoch keine Einigkeit über
den Sparkurs. Es wird davon ausgegangen, dass die
Mitte-Rechts-Regierung von Bayrou, die keine eigene Mehrheit hat,
dann fällt. Bayrou müsste in diesem Fall den Rücktritt seiner
Regierung bei Staatschef Emmanuel Macron einreichen.
Die politischen Unsicherheiten in Frankreich und die Ausweitung der
Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen seien ein "ernstes
lokales Problem, das jedoch wahrscheinlich keine unmittelbare
existenzielle Frage für Europa darstellt", kommentierte Timothy
Graf, der beim US-Finanzdienstleister State Street die
Makro-Strategie für den Raum Europa, Mittlerer Osten und Afrika
verantwortet. "Die Eurozone befindet sich politisch in einer anderen
Lage als während ihrer Krisenjahre Anfang der 2010-er Jahre und ist
besser imstande, diese Herausforderungen zu meistern."
In Europa fanden die wichtigsten Märkte keine gemeinsame Richtung.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging 0,8 Prozent
höher aus dem Handel. Auch der Pariser Cac 40
verbuchte ungeachtet der Ereignisse in Frankreich ähnlich hohe
Gewinne. In London legte der Aktienmarkt leicht zu. Dagegen wies
Zürich Verluste aus. In New York notierten die wichtigsten Indizes
zum europäischen Handelsende im positiven Bereich.
Dax-Spitzenreiter Zalando setzte mit plus 5 Prozent
seine jüngste Kurserholung fort. Die kanadische Bank RBC sieht für
den Online-Modehändler noch viel Luft nach oben. Dementsprechend
liegt ihr Kursziel für die Aktien mit 40 Euro mehr als die Hälfte
über dem aktuellen Bewertungsniveau.
Gefragt waren einmal mehr Rüstungstitel. Rheinmetall
zählte mit einem Anstieg um 2,7 Prozent zu den besten Werten im Dax.
Renk lag mit plus 4,1 Prozent im MDax bei den
stärksten Werten, während Hensoldt um 2,5 Prozent
zulegten. In Kriegen wie etwa in der Ukraine oder im Nahen Osten ist
nach wie vor keine Entspannung in Sicht. Daher sehen Experten weiter
gute Geschäftsaussichten für die Branche.
Weit vorn lagen auch Commerzbank -Titel, die im
Leitindex um 3,1 Prozent anzogen. Hier dürften Anleger nach einem
Rücksetzer Ende August auf niedrigerem Kursniveau zugreifen - mit
der Spekulation auf eine Übernahme durch die italienische Unicredit
.
RWE-Aktien gewannen 2,3 Prozent. Der Energiekonzern
bringt seinen 25,1-prozentigen Anteil am Netzbetreiber Amprion in
ein neu gegründetes Gemeinschaftsunternehmen ein. Analysten werteten
den Deal als attraktiv.
Im Nebenwerte-Index SDax verteuerten sich Kontron
-Aktien um 3,9 Prozent. Der Hard- und
Software-Anbieter für die Industrie bleibt nach eigener Aussage von
den Importzöllen der US-Regierung ausgenommen.
Dax-Schlusslicht war indes Deutsche Telekom mit minus
3,8 Prozent. Die Aktien folgten den Vorgaben der US-Tochter T-Mobile
US , deren Titel in New York unter Druck standen. Elon
Musks Raumfahrt- und Telekomunternehmen SpaceX kauft von Echostar
ein milliardenschweres Paket von Mobilfunkfrequenzen. Bislang war
SpaceX mit seinem Satellitennetzwerk Starlink im
Satelliten-Mobilfunk auf die Kooperation mit T-Mobile US angewiesen.
Perspektivisch winkt nun eine größere Unabhängigkeit.
Im MDax führte Hellofresh mit einem Minus von 1,8
Prozent die Verliererliste an. Spätestens Ende April 2026 wird
Mitgründer Thomas Griesel aus dem Vorstand ausscheiden. Damit gehen
die Veränderungen im Vorstand des Kochboxenversenders
weiter./gl/jha/