Österreichische Staatsanleihen nach EZB-Entscheid mit Kursverlusten / EZB lässt Zinsen unverändert
Österreichische Bundesanleihen haben ihre Kursverluste am Donnerstag nach der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und begleitenden Aussagen ausgeweitet. Im Gegenzug stiegen die Renditen. Jene der richtungsweisenden zehnjährigen österreichischen Benchmark-Anleihe legte um 10 Basispunkte auf 3,02 Prozent zu. Der Rendite-Spread zur vergleichbaren deutschen Anleihe lag bei 32 Basispunkten. Der Euro-Bund-Future fiel um 0,22 Prozent auf 129,67 Punkte.
Nach einer Serie von sieben Zinssenkungen hat die EZB am Donnerstag eine Pause eingelegt und ihre Leitzinssätze nicht verändert. Dies war am Markt so erwartet worden. Jedoch wurden die Erwartungen auf eine weitere Zinssenkung im September etwas zurückgeschraubt, hieß es.
Die Währungshüter verwiesen im begleitenden Statement auf einen nachlassenden Preisdruck und auf eine widerstandsfähige Wirtschaft in der Eurozone. Zugleich sei das Umfeld nach wie vor außergewöhnlich unsicher, vor allem aufgrund von Handelskonflikten. Auf der Pressekonferenz betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass sich die EZB mit Blick auf das Inflationsziel in einer guten Position befinde, um abzuwarten.
Grund für die Zurückhaltung der EZB ist auch der Zollstreit zwischen der EU und den USA unter Präsident Donald Trump. Die Folgen der teils verhängten und teils angedrohten hohen Zölle für Konjunktur und Inflation lassen sich nur schwer abschätzen. Der Inflationsausblick sei ungewisser als sonst, sagte Lagarde. Auf den künftigen Zinskurs legte sie sich wie üblich nicht fest.
"Wenn jedoch die Unsicherheit im Handel nachlässt, wird die Kombination aus einer widerstandsfähigen Wirtschaft und einer deutlichen fiskalischen Lockerung letztendlich zu Aufwärtsrisiken für die Inflation führen", warnt Mark Wall, Chefvolkswirt für Europa bei der Deutschen Bank. Die Märkte seien demnach nicht weit davon entfernt, ihren Fokus von der letzten Zinssenkung auf die erste Zinserhöhung zu verlagern.
Zuvor waren die Anleihekurse bereits von Hoffnungen auf eine baldige Einigung zwischen den USA und der EU im Zollkonflikt belastet worden. Besser als erwartet ausgefallene Stimmungsdaten aus der Wirtschaft der Eurozone wirkten sich hingegen nur wenig aus.
Renditen ausgewählter österreichischer Benchmark-Anleihen:
Laufzeit Aktuell Vortag Veränderung Spread (in Basispunkten) 2 Jahre 2,03 1,94 +0,09 13 5 Jahre 2,40 2,28 +0,12 14 10 Jahre 3,02 2,92 +0,10 32 30 Jahre 3,68 3,62 +0,06 47
spa/sto