Aktien Frankfurt: Dax dämmt Verluste nach US-Zolldrohung leicht ein
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat seine Kursverluste
am Montag nach der jüngsten Zolldrohung der USA etwas reduziert.
Gegen Mittag verlor der deutsche Leitindex noch 0,73 Prozent auf
24.078,12 Punkte, nachdem er im frühen Handel fast ein Prozent
nachgegeben hatte. "Der Dax verbleibt in seiner Konsolidierung und
lässt maßvoll etwas Luft nach der Euphorie über ein erneut
überragendes Plus des ersten Börsenhalbjahres ab", schrieb
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Noch
brenne an der Börse nichts an.
US-Präsident Donald Trump will Einfuhren aus der Europäischen Union
ab dem 1. August mit einem Zoll von 30 Prozent belasten, wie er
bereits am Samstag ankündigte. Für bestimmte Branchen gelten andere
Zollsätze. Die EU habe die Situation komplett unterschätzt,
kritisierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Nun werde sie "wie ein
Hase durch das Feld gejagt". Zu Wochenbeginn zeichneten sich
Gegenzölle der EU ab. Der zuständige EU-Kommissar Maros Sefcovic
sagte bei einem Treffen der Handelsminister in Brüssel, man
präsentiere den Mitgliedstaaten neue vorbereitete Maßnahmen.
Bereits in der Vorwoche hatten Zollsorgen für Gewinnmitnahmen im Dax
gesorgt - nach einem Jahresplus von zeitweise fast 24 Prozent. Bis
dahin hatten die Anleger die Zollrisiken konsequent ausgeblendet und
den Dax auf ein Rekordhoch von 24.639 Punkten getrieben. "Die
Marktteilnehmer schenken Trumps altbekannter Deal-Rhetorik offenbar
wenig Glauben", kommentierten die Experten von Index Radar, die eine
zunehmende Sorglosigkeit feststellten. Am Markt herrsche das Prinzip
Hoffnung.
Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen gab am
Montag um 0,61 Prozent auf 31.161,56 Punkte nach. Für den
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,64
Prozent abwärts. Während sich auch für die US-Börsen ein schwächerer
Start abzeichnete, zeigten sich in Asien vor allem die chinesischen
Börsen freundlich. Trotz des Zollstreits war Chinas Außenhandel im
Juni weiter gewachsen.
Vor dem Start der Berichtssaison stand unternehmensseitig die
Chemiebranche im Fokus. Nach Covestro senkten auch
BASF und Brenntag ihre Gewinnprognosen
fürs laufende Jahr. Die Mitte der neuen Prognosespanne von BASF
liege auf Linie mit den Markterwartungen, konstatierte UBS-Analyst
Geoff Haire. Nach stärkerem Start gaben die BASF-Aktien zuletzt 0,4
Prozent nach. Die Gewinnwarnung von Brenntag sei hingegen schlimmer
als befürchtet, schrieb JPMorgan-Analyst Chetan Udeshi. Die Papiere
des Chemikalienhändlers büßten 2,3 Prozent ein.
Bayer-Titel hielten sich rund 0,4 Prozent im Plus.
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern darf das Medikament Finerenon in
den USA künftig auch gegen eine bestimmte Form der Herzinsuffizienz
vermarkten. Im vergangenen Jahr wuchsen die Umsätze mit der noch
recht neuen Arznei kräftig.
Derweil einigte sich die Stahlsparte von Thyssenkrupp
mit der Gewerkschaft IG Metall auf einen bis 2030 gültigen
Tarifvertrag. Den Beschäftigten werden harte finanzielle Einbußen
abverlangt, zudem wurden bereits bekannte Pläne zum Jobabbau
konkretisiert. Es sei grundsätzlich positiv zu werten, dass eine
Einigung gefunden sei, sagte ein Aktienhändler. Nach gutem Lauf ging
es für die Thyssenkrupp-Aktien aber um 1,4 Prozent abwärts.
Der Medizin- und Sicherheitstechnikhersteller Drägerwerk
musste im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang
hinnehmen, setzt nun aber auf einen anziehenden Auftragseingang.
Daher bestätigte das im Kleinwerte-Index SDax
gelistete Unternehmen seine Jahresprognose. Die Dräger-Aktien
standen 1,2 Prozent im Plus.
Die Anteilsscheine von Mutares gaben hingegen um 0,6
Prozent nach. Die Beteiligungsgesellschaft will den Obst- und
Gemüselogistiker Fuentes übernehmen. Zum Kaufpreis machte Mutares
keine Angaben.
Ansonsten bewegten auch Analystenkommentare die Aktienkurse. Renk
kletterten nach einer Kaufempfehlung der Experten von
Kepler Cheuvreux 3,5 Prozent höher an die MDax-Spitze. Dahinter
stieg United Internet um 2,0 Prozent. Analyst Andrew
Lee von Goldman Sachs sieht die 1&1-Muttergesellschaft
als Hauptprofiteur der Branchenkonsolidierung unter Europas
Telekomunternehmen./niw/stk